Mehr Wortanteil im Radio, bessere Hörerbeteiligung – das wünschen sich drei Nachwuchsjournalistinnen aus Berlin. Bei KISS FM können sie ihre Forderungen umsetzen, in Form einer crossmedialen Radioshow. Noch bis zum Wochenende kann jeder Teil dieser Sendung werden.
Im Mai waren sie bereits verantwortlich für das „Soundexperiment“ von KISS FM. Hörerinnen und Hörer konnten die Geräusche an den Sender schicken, die sie als besonders einzigartig oder typisch für ihren Berliner Stadtbezirk empfanden. Das Projekt war erfolgreich: Auf der Seite http://soundexperiment.kissfm.de finden sich inzwischen viele Mitschnitte und kleine Storys dazu.
Das Experiment wurde aus- und umgebaut. Diesmal werden keine Geräusche, sondern Geschichten gesucht, alle sollen unter der Überschrift „Krass“ stehen. Wer sich noch an der CrowdStory beteiligen möchte, kann die Nummer +49 30 20191717 in seine WhatsApp-Kontakte importieren und noch bis zum 06. Juli 2014 so seine „krasse“ Story einsenden. Die Einsendungen der Hörer werden mit eigenen Beiträgen verknüpft, in Form einer Radiosendung auf KISS FM und einer Onlinecollage. RADIOSZENE wollte von den Macherinnen der crossmedialen Sendung mehr über ihr Projekt erfahren und wie sie über das Medieninnovationszentrum (MIZ) Potsdam-Babelsberg dazu gekommen sind. Andrin Schumann, Laura Bender und Franziska Krüger von CrowdStory im Interview.
RADIOSZENE: Ihr macht nicht nur eine Radiosendung, sondern alles wird auch online begleitet. Reicht denn eine Show on air gar nicht mehr aus?
CrowdStory ist konkret als crossmediales Projekt gedacht und angelegt, das heißt, es lebt von der visuellen Komponente im Netz. Allerdings gibt es genauso klassische Formate, die durchaus ohne eine solche Querverbindung auskommen. Dennoch wird es in Zukunft sicherlich immer mehr solcher Überschneidungen geben, da die Menschen viel öfter über ihre mobilen Endgeräte Radio hören werden und somit immer auch ein Bildschirm zur Verfügung steht, der zusätzliche Informationen anzeigen kann.
RADIOSZENE: Und wie wird man sich die visuelle Umsetzung bei eurem Projekt vorstellen können?
Wir werden in jedem Fall mit Fotos und kleinen Videos arbeiten und haben noch die ein oder andere spielerische Idee, die wir aber noch nicht verraten wollen. Es soll schließlich spannend bleiben.
RADIOSZENE: Wie wird denn die Sendung klingen, gibt es zwischen den Beiträgen Musik oder wirklich nur Talks, O-Töne und Atmos?
Da die Sendung von den Beiträgen der Hörer leben wird, sind wir natürlich vor neue Herausforderungen gestellt. Wir können noch nicht sagen, wie die Sendung genau aussehen wird, weil wir bis zum Einsendeschluss am 06. Juli noch viel sammeln und uns inspirieren lassen werden. Wir haben viele Ideen im Hinterstübchen und müssen dann schauen, wie wir diese auf die Einsendungen anwenden können. Musik ist dabei nur eines der denkbaren Elemente, die wir uns überlegt haben.
RADIOSZENE: Habt ihr schon viele Einsendungen bekommen?
Wir sind wirklich freudig überrascht, wie viele Menschen uns in ihr WhatsApp eingespeichert haben. Wir bekommen viele Nachrichten über diesen Kanal, aber davon sind natürlich nicht alle Stories für die Sendung. Die Leute sind erst einmal neugierig, schicken uns Fragen oder Grüße. Wir haben allerdings auch schon einige spannende Storys bekommen, die alle komplett unterschiedlich sind und Spaß beim Reinhören machen. Aus ihnen bauen wir gerade eine Post-it-Wand, um den Überblick zu behalten. Toll ist, dass manche Teilnehmer gleich so inspiriert sind, dass sie uns mehrere Geschichten schicken.
RADIOSZENE: Und eure Erfahrung bisher: Müsst ihr viel aussortieren?
Wir wollen natürlich allen Geschichten ihren Platz einräumen, dennoch gibt es unterschiedliche Gründe, warum eine Story es nicht in die Auswahl schafft. Manchmal sind es simple Dinge wie die Aufnahmequalität, wobei wir hier natürlich erst einmal nachhaken und um eine bessere Aufnahme bitten. Andere Kriterien können natürlich auch inhaltlich sein. “Krass” definiert ja jeder anders und von daher mussten wir im Hinblick auf Unterhaltungswert und manchmal sogar moralischen Grundsätzen ein paar Storys aussortieren.
RADIOSZENE: Ihr schreibt auf eurer Website, ihr hättet die Hörerbeteiligung im Radio analysiert. Wie wird das gut umgesetzt, wo gibt es noch Nachholbedarf?
Bei der internationalen Analyse anderer Sender ist uns aufgefallen, dass viele Formate zu viel wollen. Man kann sich auf allen Kanälen beteiligen, hat unfassbar viele Social Media Accounts, die alle nur halbherzig betreut werden und die Nutzer und Hörer überfordern. Wir konzentrieren uns deswegen auf die Beteiligung per WhatsApp: Ein Kanal, den sehr viele Menschen täglich nutzen und deswegen auch wissen, wie sie damit umgehen sollen und können. Aber natürlich werden wir auch weiterhin Erfahrungswerte sammeln und diese so einsetzen, dass wir unsere Idee und deren Möglichkeiten verbessern.
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RADIOSZENE: Woher kommt denn eigentlich eure Leidenschaft fürs Radio?
Wir haben uns auf die Ausschreibung für dieses Projekt vom MIZ und der Sender der Topradio Vermarktung – vor allem 98.8 KISS FM – beworben, gerade weil wir große Lust aufs Radiomachen hatten. Franziska Krüger konnte bereits einige Erfahrungen während ihres Studiums sammeln, Andrin Schumann hat darüber hinaus schon als freie Redakteurin gearbeitet und Laura Bender packte einfach die Neugier für dieses Medium. Nach fünf Monaten intensiver Arbeit an unserem neuen Format können wir auf jeden Fall behaupten: Unsere Leidenschaft fürs Radio ist so groß wie nie.
RADIOSZENE: Traumhaft! Besteht denn auch die Chance, dass noch weitere Shows von CrowdStory auf Sendung bzw. online gehen?
Auf jeden Fall! Wir hoffen, dass die erste Show gut läuft und viele Fans findet. Natürlich braucht es eine gewisse Zeit, bevor sich ein solches Format etabliert und mit ihm die Kultur des Mitmachens und Selbstgestaltens, die uns bei CrowdStory so wichtig ist. Aber wir sehen da viel Potential. Und Themenideen schwirren sowieso genug in unseren Köpfen herum.
Weiterführende Informationen
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