In Belgien könnte die UKW-Abschaltung für Radiostationen am 1. Januar 2031 erfolgen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk VRT berichtet, dass eine von Medienminister Benjamin Dalle in Auftrag gegebene Studie der Ghent-University und Beratungsfirma BrightWolves dies für den flämischen Teil Belgiens als realistisch einschätzt.
Die Radiostudie zeigt, dass immer mehr Menschen in Flandern digital Radio hören. Aktuell werden 50 Prozent der Radiosendungen über UKW, 30 Prozent über DAB+, 14 Prozent über Internetradio und 5 Prozent über digitales Fernsehen empfangen. Diese Anteile sollen in den kommenden Jahren weiter zugunsten der digitalen Empfangswege steigen.
Allerdings müssten ausreichend viele Menschen auf digitales Radio umgestiegen sein, um UKW vollständig abschalten zu können. Derzeit hört ein Viertel der Flamen ausschließlich über UKW, bei den über 65-Jährigen sind es sogar 41 Prozent. Zudem plant die Hälfte der Flamen nicht, ein Radio mit DAB+ zu kaufen, bei den über 65-Jährigen sind es 60 Prozent. Ein zu früher Umstieg könnte daher viele Menschen sozial ausschließen, so die VRT.
Digitalradio bietet laut Forschern zahlreiche Vorteile, darunter zusätzliche Themenkanäle und bessere Hörqualität. Dennoch bleibt der Empfang in Tunneln und gut isolierten Gebäuden problematisch. Ein zu schneller Übergang könnte zudem negative Auswirkungen auf die Radiobranche haben, da Hörer möglicherweise zu Streaming-Plattformen abwandern könnten, was geringere Werbeeinnahmen zur Folge hätte.
Um den Übergang zu beschleunigen, schlägt die Studie vor, dass der öffentlich-rechtliche Sender VRT eine Vorreiterrolle übernimmt. Eine mögliche Maßnahme wäre die Abschaltung von Radio2, dem größten flämischen Sender, obwohl dessen älteres Publikum ein Hindernis darstellen könnte. Studio Brussel, dessen Hörer jünger sind, könnte den Übergang hingegen besser verkraften.
Kriterien für eine UKW-Abschaltung
Für eine UKW-Abschaltung müssten laut Studie bestimmte Kriterien erfüllt sein: mindestens 65 Prozent digitaler Höranteil, 60 Prozent der Autos mit DAB+ Empfängern und höchstens 20 Prozent der Bevölkerung, die ausschließlich über UKW hört. Diese Kriterien könnten bis 2028 erreicht werden, wodurch der 1. Januar 2031 als realistisches Datum gilt. Der Abschalttermin müsste mindestens zwei Jahre im Voraus kommuniziert werden.
Medienminister Dalle schlägt vor, gleichzeitig VRT, nationale Sender und Netzwerkradios abzuschalten, während lokale Sender später folgen könnten. Die nächste flämische Regierung wird die endgültige Entscheidung treffen. Dalle betont, dass ein schneller Übergang nur dann von Vorteil ist, wenn alle Gesellschaftsschichten einbezogen werden. Um den digitalen Wandel zu fördern, sollen Kommunikationskampagnen und Rabatte beim Kauf von DAB+ Radiogeräten angeboten werden, z.B. auch gegen Rückgabe eines alten UKW-Radiogeräts.
Quelle: VRT