Grauzone – der Podcast, der vor allem eines nicht ist: langweilig.
Von Stephan Halfpap
Ich sage es mal so. Eher durch Zufall entdeckte ich diesen Podcast von Steffi und Carlo. Carlo, das ist Carlo von Tiedemann und Steffi, ist Steffi Banowski. Zwei Wortjongleure, die sich einfach mal unterhalten.
Nachdem ich ich Steffi ein ganz klein wenig von der „Arbeit“ kenne“ und mir Carlo natürlich als legendärer Schaubude-Moderator und NDR 90,3 Moderator bekannt ist, hörte ich mal rein, Folge: Hidden Track – das klang ja vielversprechend.
Und nun kommt es: Es fing an und hörte 45 Minuten nicht auf, interessant und lustig zu sein. Ein Dialog zwischen zwei Menschen, lustig, inspirierend, mutig, manchmal Slapstick, nicht immer ganz korrekt, aber immer spannend.
Dann hörte es auf. Es war vorbei. Stille – nach 45 Minuten. Ich tat etwas, was ich, glaube ich, noch nie gemacht hatte, ich hörte es mir gleich nochmal an und zwar komplett, weil ich mich nun auf Szenen freute, über die ja eben erst herzhaft gelacht hatte.
Danach hörte ich fast alles, was die beiden schon veröffentlicht hatten, inklusive Gesangskunst von Carlo (die fand ich auf Spotify), aber ich konzentrierte mich dann aber wieder auf die Podcasts.
Um nun hier Werbung für etwas Gutes zu machen, nämlich den Grauzone-Podcast, stellte ich beiden, Steffi und Carlo ein paar Fragen:
Wie ist „Grauzone“ entstanden – wer hatte die Idee?
Carlo: Steffi. Ganz klar. Sie hat mich einfach mitgeschnackt. Ich war von der Idee eines Podcasts entflammt. Ich stand in selbigen, in Flammen.
Steffi: Dazu muss man sagen, dass Carlo bis dato gar nicht so genau wusste, was das ist. Ein Podcast. Ich nehme an, so richtig durchgeholt hat er das Thema auch erst nach unserer vierten Folge oder so. ☺ Ich dachte, ein Podcast über das Älter werden, wäre gut, Dem Alter den Schrecken nehmen, oder an den richtigen Stellen hinzufügen, Leute, die so alt sind wie Carlo haben es richtig krachen lassen: Sexuelle Revolution, Beatles, Drogen, Rauchen im Auto, Gassi gehen ohne Beutel. Und in Carlo stecken so viele Geschichten. Nicht alle waren bekanntermaßen von Erfolg gekrönt. Carlo kennt die High Society und das Scheitern gleichermaßen. Darüber hinaus ist er irre witzig, selbstironisch und offen. Ein Menschenfänger.
Gibt es Themen, die ihr nicht machen würdet?
Carlo: Ich glaube, da sind wir uns einig: Wir würden uns nicht über Minderheiten erheben. Körperlich, geistig, religiöse Minderheiten – auf gar keinen Fall.
Steffi: Und wenn wir mal danebenhauen, dann nur mit dem Wissen, dass wir selbst wahnsinnig unperfekt sind. Carlo liebt die Menschen. Und ich auch. Wir teilen trotzdem richtig aus. Vor allen Dingen Carlo kann sich toll hochfahren. Er kann sich aber auch entschuldigen. Bei Markus Lanz zum Beispiel.
Spürt ihr den Altersunterschied?
Carlo: Es gibt keinen Altersunterschied. Also irgendwo haben wir den gleichen Altersstand. Also irgendwo (lacht sich kaputt).
Steffi: Ich muss Carlo die Themen und Ideen immer über WhatsApp schicken. Dieses Interview habe ich ihm sogar ausgedruckt. Er sperrt sich gegen Mails und Social Media. Es sei ihm gegönnt. Aber er verschickt die besten Emojis!
Wie würdet ihr euren Podcast Grauzone einem Süddeutschen schmackhaft machen, oder muss man Nordlicht sein dafür?
Carlo: Unser Podcast ist weltumspannend. Norden, Süden, Osten, Westen: Du bist einfach von uns gefangen. Und Arroganz ist uns fremd!
Steffi: Irgendwo in Höhe Main-Main-Taunus-Kreis gibt es ja tatsächlich diese unsichtbare Humorlinie. Das ist schwer darüber zu kommen. Otto hat das geschafft, Fettes Brot auch. Oder ein Schauspieler wie Bjarne Mädel. Ich glaube, unsere Geschichten können sowohl auf der Reeperbahn spielen, als auch im Allgäu oder in der Oberpfalz. Gescheitert und gealtert wird überall.
Was passiert, wenn Euch nichts einfällt?
Carlo: Diesen Fall gibt es nicht.
Steffi: Sollte es doch mal zu diesem unwahrscheinlichen Fall kommen, mach ich den Rekorder aus und wir gehen nach Hause. Wir sind ja niemandem verpflichtet.
Gab es schon mal Streit, weil einer das Thema nicht wollte?
Carlo: Diesen Fall gab es nicht.
Steffi: Tatsächlich nicht. Allerdings merken wir schon mal, dass es Sachen gibt, zu denen wir nicht zwangsläufig beide eine Meinung haben. Aber dann machen wir es wie im echten Leben: Den anderen ausreden lassen, freundlich nicken, Augen rollen und Thema wechseln.
Es hört sich an, als hättet ihr diese Gespräche ohnehin ständig und auch außerhalb dieses Podcasts?
Carlo: Hier haben sich zwei getroffen, die eindeutig einen an der Hirnschale haben. Ich mehr weil ich älter bin. Normalität findet bei uns im strengsten Sinne nicht statt. Wir haben leicht einen an der Waffel.
Steffi: Das stimmt natürlich meistens, aber oft sind wir auch richtig ernst, weil dieses 2020 ja stimmungsmäßig auch eine echte Herausforderung ist.
Was macht diesen Podcast zum erfolgreichsten Podcast?
Carlo: Die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, ein älterer Herr und ein junges Mädchen. Das Ding zwischen uns beiden, das ja nie abgesprochen ist, das kann schon mal ein bisschen verzaubern.
Steffi: Junges Mädchen ist gut, neben Carlo, ok. Ich finde, wir sind schon ganz gut vorbereitet. Als Radiomensch kämpft man sich ja meist fokussiert 2 Minuten von einem bis zum nächsten Titel. Beim Podcasten kann man dem Irrsinn ja mehr Raum geben, man muss aber auch Strecke machen. Ich glaube, das klappt so langsam. Außerdem sind wir authentisch, Carlo ist unglaublich wortgewandt, wir können übereinander und über uns selbst lachen, und vor allen Dingen: Carlo ist Carlo.
Ist euer Timing in den Dialogen angeboren?
Carlo: Timing hat man oder man hat es nicht. Ich glaube, dass du Timing nicht lernen kannst, sonst wäre es verfälscht und unnatürlich.
Steffi: Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht.
Wen wünscht Ihr euch als Gast in Grauzone und wen nicht?
Carlo: Ich möchte nicht so gerne Alexander Gauland haben, da ich mich als Kind schon ungern übergab. Ach, Angela Merkel wäre schon ganz schön.
Steffi: Ich finde, man kann aus jedem Gast was rausholen. Meine Lieblingsfrage ist ja „Wie hieß Ihr erstes Kuscheltier?“ Darauf gibt es einfach keine unsympathische oder langweilige Antwort. Ich mag Menschen mit gebrochenen Biografien. Die Rotlichtgröße Kalle Schwensen ging schon in die richtige Richtung. Ansonsten: Maren Kroyman, Thomas Gottschalk und Susanne Laschet.
Wo kann man den Podcast Grauzone hören?
Carlo: Da, wo man die Ohren richtig einsetzt. Ich weiß nicht, im Abendblatt? Das weiß Steffi besser.
Steffi: Spotify, Deezer, iTunes, auf allen gängigen Podcast-Plattformen
Über den Autor:
Stephan Halfpap ist Spezialist für Marken und Programmstrategie, Musikformate und Teamoptimierung
E-Mail: info@halfpap.at