Personalisiertes RTL-Radio: „Deutlich mehr Nutzerinnen und Nutzer“

Anfang Oktober startete RTL Radio Deutschland eine digitale Großoffensive in Richtung personalisiertes Radio. So haben jetzt die Hörerinnen und Hörer der Hauptstadtwelle 104.6 RTL über die Sender-App die Wahl das Musikformat der Morningshow „Arno & die Morningcrew“ unter drei möglichen Alternativen aktiv selbst zu bestimmen.

Arno und die Morgenshow individualisiertes Musikprogramm fb

Gleichzeitig kündigte RTL Radio Deutschland mit der Einführung der sogenannten SWOP-Technik eine weitere Premiere und deutliche Antwort auf die Herausforderungen der Radiobranche in Richtung Streamingdienste wie Spotify & Co. an. Der SWOP eröffnet den Nutzern via App mehr Vielfalt und Individualität beim Hören ihres gewohnten Lieblingssenders. Sie haben nun die Möglichkeit, in parallel laufende Alternativtitel innerhalb der regulären Programmuhr zu wechseln. Wenn die Wortelemente wie Moderationen, Services oder Benchmarks beginnen, werden alle Hörer automatisch wieder zusammengeführt.

swop fb

Das SWOP-Auswahlverfahren soll „in den nächsten Wochen deutschlandweit ausgerollt“ werden – den Anfang macht ebenfalls die Berliner Station 104.6 RTL. Antenne Niedersachsen, die Sender des Funkhaus Halle (Radio Brocken, 89.0 RTL) und 105’5 Spreeradio sollen in Kürze folgen.

Da die Radiostreams mit dem SWOP hybrid und adaptiv verbreitet werden, lassen sich auch im Bereich der Audiowerbung zahlreiche neue smarte und vor allem personalisierte Formate integrieren. Die Unabhängigkeit von einzelnen AdServern, das Aufbrechen des statischen Werbeblocks, bei dem alle Hörer die gleichen Spots hören sowie die Schaffung interaktiver Werbeformen sind weitere Vorteile dieses neuen Produkts.

Entwickelt wurde der SWOP innerhalb von nur acht Monaten von der strategischen und technischen Digital-Unit von RTL Radio Deutschland, dem Digital Media Hub und beruht technisch auf DABiS800 von SOHARD und dem neuen Produkt YBRID von nacamar.


Nach mehrwöchiger Laufzeit berichtet Marc Haberland, Programmgeschäftsführer von 104.6 RTL, über die bisherigen Erfahrungswerte mit den neuen Programminnovationen.

Marc Haberland (Bild: RTL Radio Center Berlin)
Marc Haberland (Bild: RTL Radio Center Berlin)

RADIOSZENE: Bei der Morningshow von 104.6 RTL hat man seit Oktober die Auswahl zwischen verschiedenen Formaten. Wie muss man sich das vom technischen Ablauf her vorstellen und welche Musikangebote stehen zur Auswahl?

Marc Haberland: Die Hörer können zwischen drei Musik-Styles wählen. 104.6 RTL Berlins Hitradio, einem Top40-Channel und einem Greatest-Hits-Channel. Die Musik ist unterschiedlich, aber auf allen Kanälen läuft Arno & die Morgencrew. 

RADIOSZENE: Wie häufig wird das Angebot durch die Hörer schon genutzt – und für welches der zur Wahl stehenden Musikformate entscheiden sich die User bevorzugt?

Marc Haberland:  Seit der Einführung von „Arno hoch 3“ hat sich die Reichweite von „Arno & die Morgencrew“ stark erhöht. Wir erreichen damit deutlich mehr Nutzerinnen und Nutzer. Die personalisierte Verbindung von starkem Wortcontent mit Musik wird in der digitalisierten Radiowelt immer mehr zum Produktionsstandard und wird uns weiter leiten. Dass wir auch in kurzer Zeit schon quantitativ Erfolge sehen, bestärkt und natürlich.

RADIOSZENE: Bedeutet dieses Verfahren nicht eine sekundengenaue Taktung der Musikabläufe um keine Moderationen oder Werbeblöcke zu verpassen?

Marc Haberland: Nein, das ist nicht erforderlich. 

RADIOSZENE: Als weitere Option bietet RTL Radio Deutschland über das sogenannte SWOP-System einzelne Titel auszutauschen. Hat der Hörer hier beliebig viele Wahlmöglichkeiten?

Marc Haberland: Der Hörer kann zwischen fünf parallel laufenden Titeln wählen. 

RADIOSZENE: Gibt es auch hier schon Erkenntnisse über das Feedback der Hörer?

Marc Haberland: Im Digitalen gibt es sofortiges und unmittelbares Feedback. Der Kick-off-Tag des SWOP war der erfolgreichste der 104.6 RTL App-Geschichte. 

RADIOSZENE: Diese Innovationen liefern Ihnen doch sicher auch zusätzliche Erkenntnisse für Ihre Hörerforschung. So lässt sich damit doch sehr einfach erkennen, welche Hörer bestimmte Titel häufig tauschen beziehungsweise akzeptieren …

Marc Haberland: Ja, das ist ein interessanter Nebeneffekt. Zuletzt hatten wir einen Song der mit Abstand am meisten geswoppt wurde, interessanterweise kam er in der Folgewoche auch nicht durch den Call-Out. 

RADIOSZENE: Mussten Sie vor Einführung dieser Angebote dafür Ihre Titelrotation nicht deutlich aufstocken?

Marc Haberland: Die Rotation von 104.6 RTL bleibt vom SWOP unberührt. Die alternativen Titel kommen flankierend dazu.

RADIOSZENE: Die Neuerungen gehen gezielt in Richtung personalisiertes Radio. Werden Sie die Dienste im eigenen Programm weiter ausbauen und das technische Verfahren auch anderen Sendern anbieten?

Marc Haberland: Ja und Ja. „Arno hoch 3″ ist ein Anfang. Wir lernen jeden Tag dazu und sehen, was funktioniert und was nicht. Fakt ist, Personalities sind eine Stärke des Radios. Online-Channels mit bekannten On-Air-Personalities wird es künftig sicher mehr geben, nicht nur bei uns. Ich denke mit „Arno hoch 3“ haben wir hier eine erste Messlatte gesetzt und zeigen, dass solch ein Angebot mehr sein kann, als nur zeitlose Musik-Moderationen.

Der SWOP zeigt, wie sich Radio technisch weiterentwickelt: Wir finden Lösungen für eine junge Zielgruppe, die zunehmend daran gewöhnt ist, ihre Medienwelt mitzugestalten. Der SWOP wird innerhalb des RTL Radio Portfolios nach und nach ausgerollt, steht aber auch Sendern außerhalb der RTL Radio Gruppe zur Verfügung. Ich denke, für die ganze Branche gilt, dass wir einfach ausprobieren müssen. Der SWOP ist eine tolle Sache.

RADIOSZENE: Sind die Möglichkeiten auf die Musik begrenzt oder stehen sie auch für weitere Optionen wie den Austausch von Inhalten wie Comedys oder Beiträgen offen?

Marc Haberland: Wir arbeiten daran.