Musiktrends im Radio 2018: Deutsche Musik erfolgreich wie nie

Die große Umfrage zu den aktuellen Musiktrends im Radio: „Deutsche Musik ist erfolgreich wie nie zuvor!“

Große Umfrage zu aktuellen Musiktrends im Radio (Bild: ©kzenon/123RF.com)
Große Umfrage zu aktuellen Musiktrends im Radio (Bild: ©kzenon/123RF.com)

The Trend is your Friend! Wie entwickelt sich die Musik im Radio in den kommenden Monaten? RADIOSZENE stellte hierzu Musikverantwortlichen wichtiger Hörfunkstationen folgende Fragen über die Musiktrends 2018:

1)     Welches sind die derzeit angesagten Musiktrends in Ihrem Sendegebiet? 

2)     Werden sich diese Richtungen fortsetzen oder sind bereits neue Musiktrends in Sicht? 

3)     Welche Songs haben im nahenden Frühjahr das Zeug zum Radiohit?

4)     Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung von deutschsprachiger Musik?

Dabei lieferten die Macher aus den Musikredaktionen eine Vielzahl interessanter Hinweise auf die derzeitigen und kommenden Musikströmungen im deutschen Radio. Fazit: es bleibt spannend – und: deutsche Musik ist bei allen Formaten weiter stark im Aufwind!


Gregor Friedel, SWR3, Musikchef

  1. Gregor Friedel (Bild: ©Stephanie Schweigert)
    Gregor Friedel (Bild: ©Stephanie Schweigert)

    Zum einen setzt sich der Trend der „handgemachten“ Musik, der im vergangenen Jahr sehr prominent war, fort. Nach Künstlern wie Rag’n’Bone Man, Kaleo, Welshly Arms sind jetzt Künstler wie Tom Walker, Tom Grennan, Judah & The Lion, Hugo Helmig in den Playlisten. Auch kann man eine größere Hinwendung zu dem, was man klassisch als „Popmusik“ bezeichnet, feststellen. Beides macht uns bei SWR3 großen Spaß. Der Bereich EDM spielt auch 2018 eine Rolle, allerdings trennt sich hier mittlerweile deutlich die Spreu vom Weizen.

  2. Ich denke, dass die „handgemachte“ Musik sich ihren Platz in der Radiolandschaft gesichert hat. Die Rückbesinnung auf klassische Popmusik und weg von den tradierten EDM-Songstrukturen könnte ein Weg sein, die Musiklandschaft spannender und abwechslungsreicher zu machen.
  3. Wir freuen uns sehr auf die neue Single von The Night Game. Es wird spannend die jungen Skandinavierinnen zu beobachten (Sigrid, Dagny, Miriam Bryant, LXANDRA und natürlich immer wieder Alma) und persönlich bin ich ein großer Fan von Deva MahalsSnakes„. Wir gehen auch stark davon aus, dass Kylie Minogue nach längerer Pause mit ihrer Single „Dancing“ ein tolles Comeback feiern wird.
  4. Neben dem sehr erfolgreichen Genre Hiphop sind Künstler wie Mark Forster, Clueso und Max Giesinger mittlerweile aus der Radiolandschaft nicht nur nicht mehr wegzudenken, sondern durchaus prägend. Interessant finde ich, dass jetzt mit Lea, Lotte, Marie Bothmer immer mehr junge Frauen auf den deutschsprachigen Markt drängen. Hier wird es spannend zu beobachten, wer das Zeug hat, den Weg von Giesinger und Forster zu gehen und wem es nicht gelingen wird, im Mainstream anzukommen und dort zu reüssieren.

Liliana Kissimov, 94,3 rs2, Musikverantwortliche

Liliana Kissimov (Bild: 94.3 rs2)
Liliana Kissimov (Bild: 94.3 rs2)
  1. Deutsche Musik, Pop & Dance kommen unverändert gut an – Mark Forster ist bei uns die Nummer 1.
  2. Für 94,3 rs2 wird deutsche Pop- & Dance-Musik weiterhin die größte Rolle spielen.
  3. Mein persönlicher TIPP: Hugo Helmig „Please Don’t Lie“ – mein Lieblings-Däne.
  4. Deutsche Musik wird vielfältiger, die Frauen sind am Kommen: Lea wird 2018 der Hit.

Bojan Milojevic, 98.8 KISS FM, Musikverantwortlicher

  1. Bojan Milojevic (Bild: 98.8 KISS FM)
    Bojan Milojevic (Bild: 98.8 KISS FM)

    R&B und Dance sind in Berlin angesagt – internationale Einflüsse dominieren die Musik. In unserer vernetzten Welt ist die aktuelle HIT Musik: MIX!

  2. Der R&B Trend wird sich verstärken. Es wird 2018 Rap & Hip Hop Hits geben: Eminem oder Kendrick Lamar machen den Anfang.
  1. Mein persönlicher TIPP: MC Fioti feat. J Balvin & Future & Stefflon Don & Juan Magan „Bum Bum Tam Tam“.
  2. Deutscher Rap bleibt unverändert sehr stark in Berlin: Bushido, 187 Strassenbande, Bausa, RIN, Trettmann, UFO361.

Tanja Ötvös, Radio Hamburg, Musikchefin

Tanja Ötvös (Bild: Radio Hamburg)
Tanja Ötvös (Bild: Radio Hamburg)
  1. Softe, melodische Dancebeats haben die härteren eher „geräuschlastigen“ Dancetitel abgelöst. Sehr beliebt sind auch Reggaeton-Nummern, mittlerweile auch komplett wetterunabhängig …
  2. Für unser Musikprogramm kann ich keine neuen Musiktrends entdecken.
  3. Mal sehen, wie viele Singles von Ed Sheeran noch kommen.  Ziemlich gut finde ich Aden & Olson mit „Cloud 9“, könnte aber sein, dass der Song zu ambitioniert ist.
  4. Deutschsprachige Musik ist auf einem wirklich hohen Niveau, da gibt es jede Menge tolle Künstler zu entdecken wie z.B. Johannes Falk oder Antje Schomaker.

Bernhard Hiller, BB RADIO und Radio TEDDY, Musikchef

Bernhard Hiller
Bernhard Hiller
  1. Aktuell bleibt es dabei: rhythmisch geprägte Popmusik ist der dominierende und beliebteste Sound bei uns.
  2. Erst einmal sehe ich hier keinen neuen Trend oder gar eine Trendwende. Sicher wird es 2018 auch wieder überrasche Sound-Ausreißer und Newcomer geben, wie z.B. im letzten Jahr Welshley Arms oder Rag’n’Bone Man. Aber Pop- und Dance-Sounds werden auch weiterhin den Ton angeben.
  3. Wie schon in der Vorjahren hat der „50 Shades Of Grey“-Soundtrack gute Chancen auf eine Dauerrotation: Die Kombination von Liam Payne und Rita Ora mit ihrem Song „For You“ ist auf jeden Fall vielversprechend. Aber auch Lost Frequencies oder Axwell /\ Ingresso haben mit „Crazy“ bzw. „Dreamer“ gute neue Songs am Start, die schon jetzt großes Hitpotential zeigen. Spannend wird das zweite Album von James Bay, der mit der ersten Single „Wild Love“ für eine echte Überraschung sorgen wird. Und nach Kylie Minogue wird dann wohl auch Madonna demnächst mit neuem Material zurück sein – und beiden Damen ist immer ein richtiger Dauerbrenner im Radio zuzutrauen.
  4. Die Fangemeinde deutschsprachiger Musik wächst unaufhörlich. Und der Erfolg spricht für sich. Das ist auch der Grund, warum wir z.B. bei Radio TEDDY ausschließlich deutschsprachige Musik spielen – „Deutschpop nonstop“ eben. 2018 wird sich das Miteinander von Pop, Rock und Hip-Hop in diesem Segment fortsetzen und sicher neben neuer Musik von Top Stars wie Andreas Bourani wieder einige tolle Newcomer bereithalten. Einer ist dabei ein guter alter Bekannter. Denn nach Sarah Connors deutschsprachigem Neustart 2015 wird auch Sasha in diesem Jahr mit seinem ersten Album in deutscher Sprache garantiert punkten.

Matthias Weber, HIT RADIO FFH, Musikchef

Matthias Weber (BIld: © FFH)
Matthias Weber (BIld: © FFH)
  1. Ich habe den Eindruck, dass es als Trend nicht einen bestimmten Sound oder ähnliches gibt, sondern die Vielfalt verschiedener Stile bei aktuellen Hits größer wird. Singer/Songwriter-Pop von Künstlern wie Hugo Helmig oder Tom Gregory kann sich neben bewährten Deep House-Sounds von Lost Frequencies oder Pop von Rita Ora oder einer rockigen Ballade von den Toten Hosen durchsetzen.
  2. Ich glaube, dass sich die gleichzeitige Akzeptanz unterschiedlicher Stile weiter fortsetzt und handgemachte Musik weiter im Aufwind ist, während DJ-Acts trotzdem auch weiterhin Mainstream-Hits abliefern. Gleichzeitig werden die Stile weiter kombiniert werden und so neue, interessante Sounds und Kollaborationen entstehen. Bereits seit einiger Zeit gibt es ja immer wieder sehr erfolgreiche Kollaborationen über stilistische Grenzen hinweg, das wird sich auch 2018 so fortsetzen.
  3. Die neue Single von Rea Garvey feat. Kool Savas „Is It Love?”. Sicherlich kein Geheimtipp. Gleichzeitig eine Bestätigung des gerade Gesagten.
  4. Darüber, dass sich deutschsprachige Musik auch oder gerade von jungen Künstlern im Radio etabliert hat, ist, denke ich, alles gesagt. Es werden auch weiterhin neue deutschsprachige Künstler auf die Bildfläche treten und sehr erfolgreich sein. Neben Rock und Pop, teilweise auf einem schmalen Grat zum Schlager balancierend, spielt dabei inzwischen das noch junge Genre Cloud Rap eine immer größer werdende Rolle. Aber abgesehen von einzelnen relativ poppigen Hits wie Bausas „Was Du Liebe nennst“, rechne ich nicht damit, dass Cloud Rap kurzfristig der Durchbruch in die breite öffentliche Wahrnehmung gelingen wird. Die für Cloud Rap typische Verwendung von Auto-Tune wird aber sicherlich relativ schnell auch Einzug in deutschsprachige Pop-Hits finden.

Sue Deckwerth, planet radio, Musikredakteurin

Sue Deckwerth (Bild: planet radio)
Sue Deckwerth (Bild: planet radio)
  1. Es gibt weiterhin vieles aus dem Bereich Electro-Pop, wie z. B. die aktuellen Singles von Martin Garrix, Justin Bieber oder Jax Jones. Urban und HipHop werden auch wieder beliebter, wie man an den Charterfolgen von Post Malone oder auch French Montana sehen kann.
  2. Neue Musiktrends sind im Moment nicht in Sicht. In letzter Zeit gibt es aber wieder vermehrt Pop-Rap-Kollabos, wo Rapper in Poptracks gefeatured werden, oder andersherum Sänger die Hookline eines Rapsongs singen. Wirklich neu ist das aber nicht.
  3. Da Singles inzwischen zeitgleich zur Veröffentlichung bemustert werden, wird es immer schwerer, solche Prognosen abzugeben. Die Nummer 1-Hits des letzten Jahres, „Shape Of You“, „Despacito“, „More Than You Know“, „Senorita“ oder „Was du Liebe nennst“ zeigen außerdem, dass es keinen bestimmten Sound gibt, der automatisch zum Erfolg führt. Es gibt aber eine Tendenz zu deutschsprachigen Songs.
  4. Ein großer Trend ist momentan Cloud Rap. Der hat durch Hits von Yung Hurn und Rin seinen Weg ins Radio gefunden. Wichtigstes Element diese Musikstils ist Auto-Tune, was auch bei Bausas Megaerfolg „Was du Liebe nennst“ zum Einsatz kam.

Axel vom Bruch, N-JOY, Teamleiter Musik

  1. N JOY LogoIm weitesten Sinne Pop mit den urbanen Ausprägungen R’n’B/HipHop, Trap, Disco/NeoDisco und EDM. Bei deutschsprachiger Musik wäre noch Cloud-Rap zu nennen. Alle Stile sind aber auch schon seit einer Weile Trends im Radio und den Charts.
  2. Das wird sich aus unserer Sicht noch einige Monate, wahrscheinlich auch das ganze Jahr 2018 so fortsetzen.
  3. Bei der jungen Zielgruppe: Kendrick Lamar & SZA „All The Stars“, Leland „Mattress“.
  4. HipHop und urban produzierte Popmusik dominieren die Veröffentlichungen. Mit der Band Brett gibt es aber auch eine Hoffnung was „Gitarrenmusik“/Rock betrifft!

Stefanie Schäfer, DASDING, Musikchefin

Stefanie Schäfer (Bild: ©DASDING/Simon Meier)
Stefanie Schäfer (Bild: ©DASDING/Simon Meier)
  1. HipHop hat nach wie vor einen starken Einfluss, gerade auf auf den elektronischen Bereich. Künstler und Produzenten, die ursprünglich aus der EDM Szene kommen, steigen mehr und mehr ein.
  2. Die HipHop Einflüsse werden sich noch weiter fortsetzen. Außerdem kommt der Nineties Sound zurück: 90er Pop Elemente wie z.B. bei Bruno Mars feat. Cardi B’s „Finesse“ Remix. Acts wie PrettyMuch haben viel vom Boyband Sound aus den 90ern.
  3. Aktuell sind ja schon ein paar Sure Shots unterwegs, zum Beispiel „Crazy“ von Lost Frequencies & Zonderling oder Liam Pyane & Rita Ora mit „For You“. Die neue Rudimental ist sehr breit angelegt und kann eigentlich überall laufen. Etwas richtig Spannendes sehe ich gerade noch nicht. Ein bisschen spezieller, aber durchaus catchy ist „All The Stars“ von Kendrick Lamar & SZA.
  4. 2017 war ein mega starkes Jahr für Deutschrap und momentan ist noch kein Ende in Sicht.

Alexander Schmitz, MDR JUMP, Musikchef

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  1. Ein neuer Trend lässt sich im Sendegebiet nicht ausmachen. Vielmehr ist ein bunter Mix aus Pop/Rock (Pink, Imagine Dragons), klassischen Popsongs (Ed Sheeran, Zayn & Sia), deutschsprachigen Produktionen (Mark Forster, Johannes Oerding) und EDM-Sounds (Axwell /\ Ingresso, Ofenbach, Lost Frequencies) zu verzeichnen.
  2. Zunehmend sind urbane Sounds – auch in Verbindung mit EDM – wahrzunehmen. In wie weit dieser Trend auf breite Akzeptanz in unserem Sendegebiet trifft, bleibt abzuwarten. Außerdem sieht es so aus, als ob der Erfolg von Rag’n’Bone Man, Kaleo oder Welshly Arms dazu führt, dass EDM ein starkes Gegenüber bekommt.
  3. Tom Walker „Leave A Light On”, Liam Payne & Rita Ora „For You”, Troye Sivan  „My My My!”.
  4. Es gibt mittlerweile ein sehr großes Angebot an deutschsprachiger Musik. Dieses Phänomen zieht sich durch alle Genre und ist dementsprechend vielfältig. Mittlerweile scheint es selbstverständlich zu sein, dass sich junge Künstler mit deutschen Texten präsentieren. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich, auch wenn das große Angebot nicht automatisch mit großem Erfolg für alle einhergehen wird.

Andreas Zagelow, MDR SPUTNIK, Musikchef

MDR Sputnik

  1. Deutschrap rüttelt an den Toren und will in die Playlisten, hat aber nicht selten das Problem der nicht jugendfreien Texte. Elektronische Popmusik besetzt weiterhin den Mainstream und klingt dabei mit ihrer Fixierung auf Streaming-Playlisten mitunter fast schon zu gleichförmig und eintönig.
  2. Ich gehe davon aus, dass sich Jugendradios in 2018 stärker mit der Thematik „Deutschrap in der Playlist“ beschäftigen werden (müssen).
  3. Taylor Swift feat. Ed Sheeran „End Game“, Axwell /\ Ingresso „Dreamer”, Sigrid „Strangers”. Und natürlich alles, was demnächst von Ed Sheeran kommt.
  4. Deutschsprachige Musik im Radio wird weiter funktionieren. Egal ob Giesinger und Bendzko, RIN und Bausa oder Gestört aber GeiL und Lea. Deutschsprachige Musik außerhalb des Radios funktioniert sogar besser als je zuvor, vor allem in der jungen Zielgruppe, wenn man sich den Bereich Deutschrap anschaut.

Thorsten Sutter, radio NRW, Musikredaktion

Thorsten Sutter (Bild: radio NRW)
Thorsten Sutter (Bild: radio NRW)
  1. Nach dem Erfolg von Acts wie Rag’n Bone Man oder Kaleo im letzten Jahr sehen wir momentan einen deutlichen Trend hin zur organischeren Musik. Authentische Soul-, Blues- oder Folk-Elemente sind derzeit in vielen Veröffentlichungen zu hören und lassen den aktuellen Gesamtsound wieder etwas erdiger wirken.
  2. Bis diese Musiktrends dauerhaft und hörbar im Mainstream ankommen, vergeht ja immer etwas Zeit. Acts wie Tom Walker, Nano oder Joseph J Jones setzen den eingeschlagenen Weg aber konsequent fort und haben mit ihren aktuellen Singles auch adäquate Songs am Start. Ansonsten beherrscht Ed Sheeran weiter die Welt. Seine eigenen Songs laufen super, die Songs, die er für andere schreibt, sind total beliebt, und die Songs, die andere schreiben, aber genauso klingen wie seine, punkten ebenfalls bei unseren Hörern.
  3. Die neue Dua Lipa „IDGAF“ ist ziemlich gut, der 19-jährige Däne Hugo Helmig hat mit seinem Debüt „Please Don’t Lie“ einen starken Song draußen und wir mögen „Paradise“ – die neue Single von George Ezra.
  4. Deutschsprachige Popmusik erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Der Erfolg von Acts wie z.B. Max Giesinger, Johannes Oerding oder Wincent Weiss belegt das ja in recht eindrucksvoller Weise. Dieser Trend wird sich auch fortsetzen. Für 2018 sind neue Alben von z. B. Andreas Bourani oder Revolverheld angekündigt, die voraussichtlich wieder funktionieren werden. Und im Newcomer-Bereich sind es erfreulicherweise vor allem junge Frauen wie LEA oder Lotte, von denen wir in Zukunft noch einiges erwarten können. Generell gilt: Popmusik mit deutschen Texten ist schon lange keine Randspielart mehr, sondern mittlerweile fester Bestandteil unserer Programmierung.

Gordon Harms, ANTENNE BAYERN, Leiter der Musikredaktion

Gordon Harms (Bild: Antenne Bayern)
Gordon Harms (Bild: Antenne Bayern)
  1. Bis dato ist noch keine signifikante Veränderung im frühen Radiojahr 2018 zu verzeichnen: Dance/Pop- und Dance-Musik sind beliebt und etabliert bei unseren Hörern. Die angesagten Deejays und Soundproduzenten (David Guetta, The Chainsmokers, Lost Frequencies & Ofenbach, Avicii usw.) werden weiterhin im ersten Quartal auch das akustische Klangbild von ANTENNE BAYERN bestimmen, wobei die Spielarten und Einflüsse sich langfristig verändern sollten. Popmusik wird sich hoffentlich neu befruchten und definieren.Künstler, die in der Vergangenheit auf vertrauten Pfaden unterwegs waren, werden neues probieren, um Relevanz, Unterscheidbarkeit und eine gewisse Authentizität herzustellen. Justin Timberlake ist mit dem aktuellen Album das Musterbeispiel, wobei der Erfolg in Deutschland noch zu beweisen wäre. Zudem werden Latin-Beats und Vibes im Frühjahr vermehrt eine Rolle spielen. Der reine Albumkünstler wird zunehmend an Bedeutung verlieren und der Singletrack-Markt wird an Bedeutung gewinnen.
  1. Ja, in der Summe sind die etablierten Sounds und Künstler tonangebend und formatbildend. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die „Gitarre“ und das klassische Songwriting werden als Stilelemente Einzug in einigen Produktionen halten. Crossover: analoger Nashville-Spirit und Songwriting trifft auf neue digitale Soundtüftelei. Das sind vielleicht die Ingredienzien. Justin Timberlake, wie oben bereits erwähnt, der temporäre exekutive Zeitgeist. Dieser ist jedoch mehr als Inspiration für andere Künstler zu betrachten und hervorzuheben. Als Airplaycharts bestimmender Megastar in Deutschland hat er aktuell weniger zu bestellen. Wünschenswert für das Radiojahr 2018: mit alten Gewohnheiten zu brechen und Bedeutsames, Nachhaltiges zu schaffen.
  2. Hugo Helmig mit „Please Don’t Lie“, läuft prima an, Leland mit „Mattress“ ist ganz spannend. Dua Lipa wird ihren Status als weiblicher Superstar nach Madonna und Lady Gaga untermauern. Ansonsten hat das Jahr 2018 musikalisch noch nicht genug Fahrt und Anlauf genommen.
  3. Ich blicke erwartungsvoll nach vorne und bin gespannt auf die neue Musik der etablierten deutschen Stars Andreas Bourani, Fanta4, Mark Forster
    Ansonsten Wincent Weiss danach wird die deutsche Newcomer-Lücke geschlossen von Lea, ein wenig Lotte. Bausa ist ein Phänomen, er hat allerdings nur eine Relevanz bei den jüngeren Zielgruppen.

Andreas Löffler, 1LIVE, Musikchef

Andreas Löffler (Bild ©1LIVE)
Andreas Löffler (Bild ©1LIVE)
  1. HipHop / Urban für ein junges Publikum.
  2. Spannend wird sein, wer den Sprung in Mainstream schafft.
  3. Da lassen wir uns mal überraschen.
  4. Im Popbereich tritt die deutschsprachige Musik etwas auf der Stelle. Wird sich aber sicher wieder ändern. Es tut sich viel im Urban-Bereich. Hoffentlich auch bald mit großen Mainstreamhits.

 


Kathrin Weiß, 89.0 RTL, Leitung Musikredaktion

Kathrin Weiß (Bild: ©89.0 RTL/Neumeister Photography)
Kathrin Weiß (Bild: ©89.0 RTL/Neumeister Photography)
  1. Uns fällt auf, das Rock immer weniger gemocht und gespielt wird. Dafür häufig Dance und Pop Dance. Urbane Songs waren ja so gut wie aus den Programmen verschwunden. Durch Künstler wie Ed Sheeran, der in allen Altersgruppen akzeptiert wird und mit verschiedenen Musikstilen arbeitet, kommt auch der Mainstream Rap wieder ins Radio wie bei dem aktuellen Feature mit Eminem. Camila Cabello „Havanna“ und Post Malone „Rockstar“ sind auch gute Beispiele für urbane Titel, die beim Hörer im Sendegebiet beliebt sind.
  2. Zu Beginn des Jahres gibt es immer relativ wenig neue Musik. Nach Weihnachten sind es rund zwei Wochen in denen kaum Neues veröffentlicht wird. Das bemerken wir auch in der Gestaltung des Programms und der Reaktion der Hörer. Einen aktuellen Musiktrend für 2018 kann ich deshalb noch nicht erkennen.
  3. Hugo Helmig „Please Don’t Lie”, Ofenbach vs. Nick Waterhouse „Katchi”, Troye Sivan „My My My!”, Dua Lipa „IDGAF”.
  4. Deutsche Musik ist bei unseren Hörern sehr beliebt und nicht wegzudenken aus dem Programm. Dennoch müssen wir bei deutschen Songs ein genaues Auge darauf haben, wie lange der Hörer Gefallen daran hat. Deutsche Songs können durch das allgemeine Verständnis schneller nerven.

Aditya Sharma, FRITZ, Musikchef

Aditya Sharma (Bild ©rbb/fritz)
Aditya Sharma (Bild ©rbb/fritz)
  1. Allgemein ist zu beobachten, dass viele aktuelle Popsongs auf die Produzentenkonten von Künstlern gehen, die früher unbekannt waren und sich explizit “undergroundig” gaben. Zwei Beispiele: Justin Biebers Hits sind von Produzenten wie Skrillex oder BloodDiamond aka BloodPop aufgenommen, Selena Gomez und Khalid lassen sich vom EMD-Shootingstar Marshmello die Songs basteln und offiziell featuren. Überhaupt zeigt sich, dass das gegenseitige “Featuren” sehr unterschiedlicher Künstler Erfolg verspricht.Der männliche, organische Pop ist angesagt wie selten: Nico Santos, James Arthur, Shawn Mendes, Ed Sheeran, Charlie Puth … um nur ein paar Namen zu nennen.Der US-Trap/Rap bahnt sich in den jungen Hörersegmenten (durch Internet/Streaming Plattformen) immer mehr den Weg zu uns: Future, Ty Dolla $ign, French Montana, Migos, Cardi B etc. Mit Bausa ist nun auch der erste auf Deutsch gesungene Hit dieser Gattung in die deutschen Charts und Radios gekommen. Deutschrap-Künstler wie Raf Camora schaffen es in Deutschland innerhalb eines Jahres im dreistelligen Millionenbereich Streams abzurufen.
  1. Der südamerikanische Latino-Hype ist zwar seit „Despacito” ungebrochen, wird sich aber wahrscheinlich nicht bis zum Sommer halten können. Für progressivere Musikfans gibt’s an diesem Massentrend angelehnt verstärkt die Einflüsse des Afrobeat bzw. Afrotrap im Elektro-Bereich zu hören.Den Autotune werden wir 2019 nicht mehr hören, weil der Sound langsam übersättigt ist und auch polarisiert. Der deutsche Rap aber wird auch 2018 in den Charts stark vertreten sein.
  1. MC Fioti „Bum Bum Tam Tam“. Ein Clubtrack mit Pop-Appeal aus Brasilien, der viele angesagte Stile aktuell sehr klug verwebt, inklusive der neuen Geheimwaffe für einen Ohrwurm: ein Flötensample! Trotz der Tatsache, dass der Sample von Bach kommt.
  2. Die deutsche Musik ist erfolgreich wie nie zuvor und steht mittelfristig vor einer Herausforderung: Der zugängliche Deutschpop im Mainstream ist auf einem sehr vorhersehbaren Niveau angekommen. Viel zu viele Nachahmer schaden der Sprache mehr, als dass sie sie fördern. Wie immer wird diese Entwicklung davon abhängen, welche Talente ihre Chance erhalten und wie gut die Songs sind.Im Nachwuchsbereich haben dafür junge, härtere Gitarrenbands die deutsche Sprache wieder für sich entdeckt und geben einen tollen und kreativen neuen Input. Im Vergleich zum Mainstream finden sich auch in diesem Genre Songs mit gesellschaftlicher oder politischer Kritik. Ebenso ist es mit dem Deutschrap, der auf einem ungeahnten Erfolgslevel angekommen ist und dabei eine stilistische Vielfalt im Klangbild wie nie zuvor aufweist. Vom Pop bis Gangsta-Rap wird in allen Genres weiterhin sehr kreativ mit Sprache experimentiert. Hier wird es spannend sein zu beobachten, ob soziale und politische Botschaften übermittelt werden oder ob sich der Inhalt weiterhin mit Lebensgefühlen beschäftigt.

Mark Schweitzer, RPR1, Leitung Musikredaktion

Mark Schweitzer (Bild: ©RPR1)
Mark Schweitzer (Bild: ©RPR1)
  1. Der Musikmarkt ist zur Zeit recht bunt gemischt. Besonders interessant finde ich die neu gestarteten Solokarrieren der Ex-OneDirection-Sänger Zayn und Liam Payne. Oder Camila Cabello, die Mitglied bei Fifth Harmony war. Ansonsten zeigen Superstars wie Pink und  Ed Sheeran weiterhin eine konstante Präsenz. Auffällig ist auch Luis Fonsi, der sich nach seinem Überhit „Despacito“ jetzt auch mit seiner Folgesingle „Échame La Culpa“ stark entwickelt. Im jungen Segment kristallisiert sich deutschsprachiger Hip Hop heraus, der sehr an Trap und Cloud-Rap angelehnt ist. Besonders interessant finde ich hier Künstler wie Bausa und Rin.
  2. Ich glaube, was momentan läuft, wird sich weiter entwickeln, es wird aber im besten Falle auch Überraschungen geben.
  3. Luis Fonis „Échame La Culpa“ wird weiter steigen. Nico Santos mit „Rooftop“ wird auch weiter hervorragend laufen. Wer mit besonders positiv auffällt, ist Hugo Helmig mit seinem Song „Please Don’t Lie“ oder James Arthur mit „Naked“.
  4. Die Entwicklung ist großartig. Es gibt mittlerweile so viele deutschsprachige Künstlerinnen und Künstler, dass man sich kaum alle Namen merken kann. Im Pop-Segment, im Hip Hop, aber auch im Rockbereich entsteht sehr viel. Es bleibt spannend!

Bernd Hoffmann, Radio Regenbogen, Leitung Musikredaktion

Bernd Hoffmann (Bild: Radio Regenbogen)
Bernd Hoffmann (Bild: Radio Regenbogen)
  1. Es gibt vermehrt melancholische Klänge, auch innerhalb der weiterhin dominierenden EDM.
  2. Weiterhin Dance Pop und Ed Sheeran.
  3. Passend zu den Januar-Temperaturen:  Luis Fonsi, sonst Ed Sheeran.
  4. Keine Sorge um die Deutsch-Quote in den Playlisten mit Max  Giesinger, Johannes  Oerding,  Wincent Weiss  & Co. Lebendiger denn je im Mainstream: die Toten Hosen. Frische Sounds im jungen Radio mit Bausa und Rin.

Verena Bartsch, Absolut Radio, Musikchefin

Verena Bartsch (BIld: privat)
Verena Bartsch (BIld: privat)
  1. Der Dance-Trend macht auch vor AC nicht halt. Latino, Hip Hop/R&B sowie Eurodance wachsen immer mehr zusammen.
  2. Deutsche Musik beugt sich immer mehr dem Dance-Trend. Rock und Dance verschmelzen immer mehr. Den Anfang machten Linkin Park und aktuell Musik aus „The Greatest Showman.“
  3. Jennifer Lopez, „Us“, Craig David & Bastille, „I know you“, sowie MK, „17“
  4. Absolut positiv, entscheidend aber wird sein, ob die Mainstreamsender deutschsprachige Musik weiter so umfangreich spielen.

(Teaserbild: ©kzenon/123RF.com)

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