Musiktrends im Radio 2018: Deutsche Musik erfolgreich wie nie

Die gro­ße Umfrage zu den aktu­el­len Musiktrends im Radio: „Deutsche Musik ist erfolg­reich wie nie zuvor!“

Große Umfrage zu aktuellen Musiktrends im Radio (Bild: ©kzenon/123RF.com)
Große Umfrage zu aktu­el­len Musiktrends im Radio (Bild: ©kzenon/123RF.com)

The Trend is your Friend! Wie ent­wi­ckelt sich die Musik im Radio in den kom­men­den Monaten? RADIOSZENE stell­te hier­zu Musikverantwortlichen wich­ti­ger Hörfunkstationen fol­gen­de Fragen über die Musiktrends 2018:

1)     Welches sind die der­zeit ange­sag­ten Musiktrends in Ihrem Sendegebiet? 

2)     Werden sich die­se Richtungen fort­set­zen oder sind bereits neue Musiktrends in Sicht? 

3)     Welche Songs haben im nahen­den Frühjahr das Zeug zum Radiohit?

4)     Wie sehen Sie die aktu­el­le Entwicklung von deutsch­spra­chi­ger Musik?

Dabei lie­fer­ten die Macher aus den Musikredaktionen eine Vielzahl inter­es­san­ter Hinweise auf die der­zei­ti­gen und kom­men­den Musikströmungen im deut­schen Radio. Fazit: es bleibt span­nend - und: deut­sche Musik ist bei allen Formaten wei­ter stark im Aufwind!


Gregor Friedel, SWR3, Musikchef

  1. Gregor Friedel (Bild: ©Stephanie Schweigert)
    Gregor Friedel (Bild: ©Stephanie Schweigert)

    Zum einen setzt sich der Trend der „hand­ge­mach­ten” Musik, der im ver­gan­ge­nen Jahr sehr pro­mi­nent war, fort. Nach Künstlern wie Rag’n’Bone Man, Kaleo, Welshly Arms sind jetzt Künstler wie Tom Walker, Tom Grennan, Judah & The Lion, Hugo Helmig in den Playlisten. Auch kann man eine grö­ße­re Hinwendung zu dem, was man klas­sisch als „Popmusik” bezeich­net, fest­stel­len. Beides macht uns bei SWR3 gro­ßen Spaß. Der Bereich EDM spielt auch 2018 eine Rolle, aller­dings trennt sich hier mitt­ler­wei­le deut­lich die Spreu vom Weizen.

  2. Ich den­ke, dass die „hand­ge­mach­te” Musik sich ihren Platz in der Radiolandschaft gesi­chert hat. Die Rückbesinnung auf klas­si­sche Popmusik und weg von den tra­dier­ten EDM-Songstrukturen könn­te ein Weg sein, die Musiklandschaft span­nen­der und abwechs­lungs­rei­cher zu machen.
  3. Wir freu­en uns sehr auf die neue Single von The Night Game. Es wird span­nend die jun­gen Skandinavierinnen zu beob­ach­ten (Sigrid, Dagny, Miriam Bryant, LXANDRA und natür­lich immer wie­der Alma) und per­sön­lich bin ich ein gro­ßer Fan von Deva MahalsSnakes”. Wir gehen auch stark davon aus, dass Kylie Minogue nach län­ge­rer Pause mit ihrer Single „Dancing” ein tol­les Comeback fei­ern wird.
  4. Neben dem sehr erfolg­rei­chen Genre Hiphop sind Künstler wie Mark Forster, Clueso und Max Giesinger mitt­ler­wei­le aus der Radiolandschaft nicht nur nicht mehr weg­zu­den­ken, son­dern durch­aus prä­gend. Interessant fin­de ich, dass jetzt mit Lea, Lotte, Marie Bothmer immer mehr jun­ge Frauen auf den deutsch­spra­chi­gen Markt drän­gen. Hier wird es span­nend zu beob­ach­ten, wer das Zeug hat, den Weg von Giesinger und Forster zu gehen und wem es nicht gelin­gen wird, im Mainstream anzu­kom­men und dort zu reüssieren.

Liliana Kissimov, 94,3 rs2, Musikverantwortliche

Liliana Kissimov (Bild: 94.3 rs2)
Liliana Kissimov (Bild: 94.3 rs2)
  1. Deutsche Musik, Pop & Dance kom­men unver­än­dert gut an - Mark Forster ist bei uns die Nummer 1.
  2. Für 94,3 rs2 wird deut­sche Pop- & Dance-Musik wei­ter­hin die größ­te Rolle spielen.
  3. Mein per­sön­li­cher TIPP: Hugo Helmig „Please Don’t Lie” - mein Lieblings-Däne.
  4. Deutsche Musik wird viel­fäl­ti­ger, die Frauen sind am Kommen: Lea wird 2018 der Hit.

Bojan Milojevic, 98.8 KISS FM, Musikverantwortlicher

  1. Bojan Milojevic (Bild: 98.8 KISS FM)
    Bojan Milojevic (Bild: 98.8 KISS FM)

    R&B und Dance sind in Berlin ange­sagt - inter­na­tio­na­le Einflüsse domi­nie­ren die Musik. In unse­rer ver­netz­ten Welt ist die aktu­el­le HIT Musik: MIX!

  2. Der R&B Trend wird sich ver­stär­ken. Es wird 2018 Rap & Hip Hop Hits geben: Eminem oder Kendrick Lamar machen den Anfang.
  1. Mein per­sön­li­cher TIPP: MC Fioti feat. J Balvin & Future & Stefflon Don & Juan Magan „Bum Bum Tam Tam”.
  2. Deutscher Rap bleibt unver­än­dert sehr stark in Berlin: Bushido, 187 Strassenbande, Bausa, RIN, Trettmann, UFO361.

Tanja Ötvös, Radio Hamburg, Musikchefin

Tanja Ötvös (Bild: Radio Hamburg)
Tanja Ötvös (Bild: Radio Hamburg)
  1. Softe, melo­di­sche Dancebeats haben die här­te­ren eher „geräusch­las­ti­gen“ Dancetitel abge­löst. Sehr beliebt sind auch Reggaeton-Nummern, mitt­ler­wei­le auch kom­plett wetterunabhängig …
  2. Für unser Musikprogramm kann ich kei­ne neu­en Musiktrends entdecken.
  3. Mal sehen, wie vie­le Singles von Ed Sheeran noch kom­men.  Ziemlich gut fin­de ich Aden & Olson mit „Cloud 9“, könn­te aber sein, dass der Song zu ambi­tio­niert ist.
  4. Deutschsprachige Musik ist auf einem wirk­lich hohen Niveau, da gibt es jede Menge tol­le Künstler zu ent­de­cken wie z.B. Johannes Falk oder Antje Schomaker.

Bernhard Hiller, BB RADIO und Radio TEDDY, Musikchef

Bernhard Hiller
Bernhard Hiller
  1. Aktuell bleibt es dabei: rhyth­misch gepräg­te Popmusik ist der domi­nie­ren­de und belieb­tes­te Sound bei uns.
  2. Erst ein­mal sehe ich hier kei­nen neu­en Trend oder gar eine Trendwende. Sicher wird es 2018 auch wie­der über­ra­sche Sound-Ausreißer und Newcomer geben, wie z.B. im letz­ten Jahr Welshley Arms oder Rag’n’Bone Man. Aber Pop- und Dance-Sounds wer­den auch wei­ter­hin den Ton angeben.
  3. Wie schon in der Vorjahren hat der „50 Shades Of Grey“-Soundtrack gute Chancen auf eine Dauerrotation: Die Kombination von Liam Payne und Rita Ora mit ihrem Song „For You“ ist auf jeden Fall viel­ver­spre­chend. Aber auch Lost Frequencies oder Axwell /\ Ingresso haben mit „Crazy“ bzw. „Dreamer“ gute neue Songs am Start, die schon jetzt gro­ßes Hitpotential zei­gen. Spannend wird das zwei­te Album von James Bay, der mit der ers­ten Single „Wild Love” für eine ech­te Überraschung sor­gen wird. Und nach Kylie Minogue wird dann wohl auch Madonna dem­nächst mit neu­em Material zurück sein - und bei­den Damen ist immer ein rich­ti­ger Dauerbrenner im Radio zuzutrauen.
  4. Die Fangemeinde deutsch­spra­chi­ger Musik wächst unauf­hör­lich. Und der Erfolg spricht für sich. Das ist auch der Grund, war­um wir z.B. bei Radio TEDDY aus­schließ­lich deutsch­spra­chi­ge Musik spie­len - „Deutschpop non­stop” eben. 2018 wird sich das Miteinander von Pop, Rock und Hip-Hop in die­sem Segment fort­set­zen und sicher neben neu­er Musik von Top Stars wie Andreas Bourani wie­der eini­ge tol­le Newcomer bereit­hal­ten. Einer ist dabei ein guter alter Bekannter. Denn nach Sarah Connors deutsch­spra­chi­gem Neustart 2015 wird auch Sasha in die­sem Jahr mit sei­nem ers­ten Album in deut­scher Sprache garan­tiert punkten.

Matthias Weber, HIT RADIO FFH, Musikchef

Matthias Weber (BIld: © FFH)
Matthias Weber (BIld: © FFH)
  1. Ich habe den Eindruck, dass es als Trend nicht einen bestimm­ten Sound oder ähn­li­ches gibt, son­dern die Vielfalt ver­schie­de­ner Stile bei aktu­el­len Hits grö­ßer wird. Singer/Songwriter-Pop von Künstlern wie Hugo Helmig oder Tom Gregory kann sich neben bewähr­ten Deep House-Sounds von Lost Frequencies oder Pop von Rita Ora oder einer rocki­gen Ballade von den Toten Hosen durchsetzen.
  2. Ich glau­be, dass sich die gleich­zei­ti­ge Akzeptanz unter­schied­li­cher Stile wei­ter fort­setzt und hand­ge­mach­te Musik wei­ter im Aufwind ist, wäh­rend DJ-Acts trotz­dem auch wei­ter­hin Mainstream-Hits ablie­fern. Gleichzeitig wer­den die Stile wei­ter kom­bi­niert wer­den und so neue, inter­es­san­te Sounds und Kollaborationen ent­ste­hen. Bereits seit eini­ger Zeit gibt es ja immer wie­der sehr erfolg­rei­che Kollaborationen über sti­lis­ti­sche Grenzen hin­weg, das wird sich auch 2018 so fortsetzen.
  3. Die neue Single von Rea Garvey feat. Kool Savas „Is It Love?”. Sicherlich kein Geheimtipp. Gleichzeitig eine Bestätigung des gera­de Gesagten.
  4. Darüber, dass sich deutsch­spra­chi­ge Musik auch oder gera­de von jun­gen Künstlern im Radio eta­bliert hat, ist, den­ke ich, alles gesagt. Es wer­den auch wei­ter­hin neue deutsch­spra­chi­ge Künstler auf die Bildfläche tre­ten und sehr erfolg­reich sein. Neben Rock und Pop, teil­wei­se auf einem schma­len Grat zum Schlager balan­cie­rend, spielt dabei inzwi­schen das noch jun­ge Genre Cloud Rap eine immer grö­ßer wer­den­de Rolle. Aber abge­se­hen von ein­zel­nen rela­tiv pop­pi­gen Hits wie Bausas „Was Du Liebe nennst“, rech­ne ich nicht damit, dass Cloud Rap kurz­fris­tig der Durchbruch in die brei­te öffent­li­che Wahrnehmung gelin­gen wird. Die für Cloud Rap typi­sche Verwendung von Auto-Tune wird aber sicher­lich rela­tiv schnell auch Einzug in deutsch­spra­chi­ge Pop-Hits finden.

Sue Deckwerth, pla­net radio, Musikredakteurin

Sue Deckwerth (Bild: planet radio)
Sue Deckwerth (Bild: pla­net radio)
  1. Es gibt wei­ter­hin vie­les aus dem Bereich Electro-Pop, wie z. B. die aktu­el­len Singles von Martin Garrix, Justin Bieber oder Jax Jones. Urban und HipHop wer­den auch wie­der belieb­ter, wie man an den Charterfolgen von Post Malone oder auch French Montana sehen kann.
  2. Neue Musiktrends sind im Moment nicht in Sicht. In letz­ter Zeit gibt es aber wie­der ver­mehrt Pop-Rap-Kollabos, wo Rapper in Poptracks gefea­tured wer­den, oder anders­her­um Sänger die Hookline eines Rapsongs sin­gen. Wirklich neu ist das aber nicht.
  3. Da Singles inzwi­schen zeit­gleich zur Veröffentlichung bemus­tert wer­den, wird es immer schwe­rer, sol­che Prognosen abzu­ge­ben. Die Nummer 1-Hits des letz­ten Jahres, „Shape Of You“, „Despacito“, „More Than You Know“, „Senorita“ oder „Was du Liebe nennst“ zei­gen außer­dem, dass es kei­nen bestimm­ten Sound gibt, der auto­ma­tisch zum Erfolg führt. Es gibt aber eine Tendenz zu deutsch­spra­chi­gen Songs.
  4. Ein gro­ßer Trend ist momen­tan Cloud Rap. Der hat durch Hits von Yung Hurn und Rin sei­nen Weg ins Radio gefun­den. Wichtigstes Element die­se Musikstils ist Auto-Tune, was auch bei Bausas Megaerfolg „Was du Liebe nennst“ zum Einsatz kam.

Axel vom Bruch, N-JOY, Teamleiter Musik

  1. Im wei­tes­ten Sinne Pop mit den urba­nen Ausprägungen R’n’B/HipHop, Trap, Disco/NeoDisco und EDM. Bei deutsch­spra­chi­ger Musik wäre noch Cloud-Rap zu nen­nen. Alle Stile sind aber auch schon seit einer Weile Trends im Radio und den Charts.
  2. Das wird sich aus unse­rer Sicht noch eini­ge Monate, wahr­schein­lich auch das gan­ze Jahr 2018 so fortsetzen.
  3. Bei der jun­gen Zielgruppe: Kendrick Lamar & SZA „All The Stars“, Leland „Mattress“.
  4. HipHop und urban pro­du­zier­te Popmusik domi­nie­ren die Veröffentlichungen. Mit der Band Brett gibt es aber auch eine Hoffnung was „Gitarrenmusik”/Rock betrifft!

Stefanie Schäfer, DASDING, Musikchefin

Stefanie Schäfer (Bild: ©DASDING/Simon Meier)
Stefanie Schäfer (Bild: ©DASDING/Simon Meier)
  1. HipHop hat nach wie vor einen star­ken Einfluss, gera­de auf auf den elek­tro­ni­schen Bereich. Künstler und Produzenten, die ursprüng­lich aus der EDM Szene kom­men, stei­gen mehr und mehr ein.
  2. Die HipHop Einflüsse wer­den sich noch wei­ter fort­set­zen. Außerdem kommt der Nineties Sound zurück: 90er Pop Elemente wie z.B. bei Bruno Mars feat. Cardi B’s „Finesse” Remix. Acts wie PrettyMuch haben viel vom Boyband Sound aus den 90ern.
  3. Aktuell sind ja schon ein paar Sure Shots unter­wegs, zum Beispiel „Crazy” von Lost Frequencies & Zonderling oder Liam Pyane & Rita Ora mit „For You”. Die neue Rudimental ist sehr breit ange­legt und kann eigent­lich über­all lau­fen. Etwas rich­tig Spannendes sehe ich gera­de noch nicht. Ein biss­chen spe­zi­el­ler, aber durch­aus cat­chy ist „All The Stars” von Kendrick Lamar & SZA.
  4. 2017 war ein mega star­kes Jahr für Deutschrap und momen­tan ist noch kein Ende in Sicht.

Alexander Schmitz, MDR JUMP, Musikchef

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  1. Ein neu­er Trend lässt sich im Sendegebiet nicht aus­ma­chen. Vielmehr ist ein bun­ter Mix aus Pop/Rock (Pink, Imagine Dragons), klas­si­schen Popsongs (Ed Sheeran, Zayn & Sia), deutsch­spra­chi­gen Produktionen (Mark Forster, Johannes Oerding) und EDM-Sounds (Axwell /\ Ingresso, Ofenbach, Lost Frequencies) zu verzeichnen.
  2. Zunehmend sind urba­ne Sounds - auch in Verbindung mit EDM - wahr­zu­neh­men. In wie weit die­ser Trend auf brei­te Akzeptanz in unse­rem Sendegebiet trifft, bleibt abzu­war­ten. Außerdem sieht es so aus, als ob der Erfolg von Rag’n’Bone Man, Kaleo oder Welshly Arms dazu führt, dass EDM ein star­kes Gegenüber bekommt.
  3. Tom Walker „Leave A Light On”, Liam Payne & Rita Ora „For You”, Troye Sivan  „My My My!”.
  4. Es gibt mitt­ler­wei­le ein sehr gro­ßes Angebot an deutsch­spra­chi­ger Musik. Dieses Phänomen zieht sich durch alle Genre und ist dem­entspre­chend viel­fäl­tig. Mittlerweile scheint es selbst­ver­ständ­lich zu sein, dass sich jun­ge Künstler mit deut­schen Texten prä­sen­tie­ren. Diese Entwicklung ist sehr erfreu­lich, auch wenn das gro­ße Angebot nicht auto­ma­tisch mit gro­ßem Erfolg für alle ein­her­ge­hen wird.

Andreas Zagelow, MDR SPUTNIK, Musikchef

MDR Sputnik

  1. Deutschrap rüt­telt an den Toren und will in die Playlisten, hat aber nicht sel­ten das Problem der nicht jugend­frei­en Texte. Elektronische Popmusik besetzt wei­ter­hin den Mainstream und klingt dabei mit ihrer Fixierung auf Streaming-Playlisten mit­un­ter fast schon zu gleich­för­mig und eintönig.
  2. Ich gehe davon aus, dass sich Jugendradios in 2018 stär­ker mit der Thematik „Deutschrap in der Playlist“ beschäf­ti­gen wer­den (müs­sen).
  3. Taylor Swift feat. Ed Sheeran „End Game“, Axwell /\ Ingresso „Dreamer”, Sigrid „Strangers”. Und natür­lich alles, was dem­nächst von Ed Sheeran kommt.
  4. Deutschsprachige Musik im Radio wird wei­ter funk­tio­nie­ren. Egal ob Giesinger und Bendzko, RIN und Bausa oder Gestört aber GeiL und Lea. Deutschsprachige Musik außer­halb des Radios funk­tio­niert sogar bes­ser als je zuvor, vor allem in der jun­gen Zielgruppe, wenn man sich den Bereich Deutschrap anschaut.

Thorsten Sutter, radio NRW, Musikredaktion

Thorsten Sutter (Bild: radio NRW)
Thorsten Sutter (Bild: radio NRW)
  1. Nach dem Erfolg von Acts wie Rag’n Bone Man oder Kaleo im letz­ten Jahr sehen wir momen­tan einen deut­li­chen Trend hin zur orga­ni­sche­ren Musik. Authentische Soul-, Blues- oder Folk-Elemente sind der­zeit in vie­len Veröffentlichungen zu hören und las­sen den aktu­el­len Gesamtsound wie­der etwas erdi­ger wirken.
  2. Bis die­se Musiktrends dau­er­haft und hör­bar im Mainstream ankom­men, ver­geht ja immer etwas Zeit. Acts wie Tom Walker, Nano oder Joseph J Jones set­zen den ein­ge­schla­ge­nen Weg aber kon­se­quent fort und haben mit ihren aktu­el­len Singles auch adäqua­te Songs am Start. Ansonsten beherrscht Ed Sheeran wei­ter die Welt. Seine eige­nen Songs lau­fen super, die Songs, die er für ande­re schreibt, sind total beliebt, und die Songs, die ande­re schrei­ben, aber genau­so klin­gen wie sei­ne, punk­ten eben­falls bei unse­ren Hörern.
  3. Die neue Dua Lipa „IDGAF“ ist ziem­lich gut, der 19-jäh­ri­ge Däne Hugo Helmig hat mit sei­nem Debüt „Please Don’t Lie“ einen star­ken Song drau­ßen und wir mögen „Paradise“ - die neue Single von George Ezra.
  4. Deutschsprachige Popmusik erfreut sich nach wie vor unge­bro­che­ner Beliebtheit. Der Erfolg von Acts wie z.B. Max Giesinger, Johannes Oerding oder Wincent Weiss belegt das ja in recht ein­drucks­vol­ler Weise. Dieser Trend wird sich auch fort­set­zen. Für 2018 sind neue Alben von z. B. Andreas Bourani oder Revolverheld ange­kün­digt, die vor­aus­sicht­lich wie­der funk­tio­nie­ren wer­den. Und im Newcomer-Bereich sind es erfreu­li­cher­wei­se vor allem jun­ge Frauen wie LEA oder Lotte, von denen wir in Zukunft noch eini­ges erwar­ten kön­nen. Generell gilt: Popmusik mit deut­schen Texten ist schon lan­ge kei­ne Randspielart mehr, son­dern mitt­ler­wei­le fes­ter Bestandteil unse­rer Programmierung.

Gordon Harms, ANTENNE BAYERN, Leiter der Musikredaktion

Gordon Harms (Bild: Antenne Bayern)
Gordon Harms (Bild: Antenne Bayern)
  1. Bis dato ist noch kei­ne signi­fi­kan­te Veränderung im frü­hen Radiojahr 2018 zu ver­zeich­nen: Dance/Pop- und Dance-Musik sind beliebt und eta­bliert bei unse­ren Hörern. Die ange­sag­ten Deejays und Soundproduzenten (David Guetta, The Chainsmokers, Lost Frequencies & Ofenbach, Avicii usw.) wer­den wei­ter­hin im ers­ten Quartal auch das akus­ti­sche Klangbild von ANTENNE BAYERN bestim­men, wobei die Spielarten und Einflüsse sich lang­fris­tig ver­än­dern soll­ten. Popmusik wird sich hof­fent­lich neu befruch­ten und definieren.Künstler, die in der Vergangenheit auf ver­trau­ten Pfaden unter­wegs waren, wer­den neu­es pro­bie­ren, um Relevanz, Unterscheidbarkeit und eine gewis­se Authentizität her­zu­stel­len. Justin Timberlake ist mit dem aktu­el­len Album das Musterbeispiel, wobei der Erfolg in Deutschland noch zu bewei­sen wäre. Zudem wer­den Latin-Beats und Vibes im Frühjahr ver­mehrt eine Rolle spie­len. Der rei­ne Albumkünstler wird zuneh­mend an Bedeutung ver­lie­ren und der Singletrack-Markt wird an Bedeutung gewinnen.
  1. Ja, in der Summe sind die eta­blier­ten Sounds und Künstler ton­an­ge­bend und for­mat­bil­dend. Ausnahmen bestä­ti­gen die Regel. Die „Gitarre“ und das klas­si­sche Songwriting wer­den als Stilelemente Einzug in eini­gen Produktionen hal­ten. Crossover: ana­lo­ger Nashville-Spirit und Songwriting trifft auf neue digi­ta­le Soundtüftelei. Das sind viel­leicht die Ingredienzien. Justin Timberlake, wie oben bereits erwähnt, der tem­po­rä­re exe­ku­ti­ve Zeitgeist. Dieser ist jedoch mehr als Inspiration für ande­re Künstler zu betrach­ten und her­vor­zu­he­ben. Als Airplaycharts bestim­men­der Megastar in Deutschland hat er aktu­ell weni­ger zu bestel­len. Wünschenswert für das Radiojahr 2018: mit alten Gewohnheiten zu bre­chen und Bedeutsames, Nachhaltiges zu schaffen.
  2. Hugo Helmig mit „Please Don’t Lie“, läuft pri­ma an, Leland mit „Mattress“ ist ganz span­nend. Dua Lipa wird ihren Status als weib­li­cher Superstar nach Madonna und Lady Gaga unter­mau­ern. Ansonsten hat das Jahr 2018 musi­ka­lisch noch nicht genug Fahrt und Anlauf genommen.
  3. Ich bli­cke erwar­tungs­voll nach vor­ne und bin gespannt auf die neue Musik der eta­blier­ten deut­schen Stars Andreas Bourani, Fanta4, Mark Forster
    Ansonsten Wincent Weiss danach wird die deut­sche Newcomer-Lücke geschlos­sen von Lea, ein wenig Lotte. Bausa ist ein Phänomen, er hat aller­dings nur eine Relevanz bei den jün­ge­ren Zielgruppen.

Andreas Löffler, 1LIVE, Musikchef

Andreas Löffler (Bild ©1LIVE)
Andreas Löffler (Bild ©1LIVE)
  1. HipHop / Urban für ein jun­ges Publikum.
  2. Spannend wird sein, wer den Sprung in Mainstream schafft.
  3. Da las­sen wir uns mal überraschen.
  4. Im Popbereich tritt die deutsch­spra­chi­ge Musik etwas auf der Stelle. Wird sich aber sicher wie­der ändern. Es tut sich viel im Urban-Bereich. Hoffentlich auch bald mit gro­ßen Mainstreamhits.

 


Kathrin Weiß, 89.0 RTL, Leitung Musikredaktion

Kathrin Weiß (Bild: ©89.0 RTL/Neumeister Photography)
Kathrin Weiß (Bild: ©89.0 RTL/Neumeister Photography)
  1. Uns fällt auf, das Rock immer weni­ger gemocht und gespielt wird. Dafür häu­fig Dance und Pop Dance. Urbane Songs waren ja so gut wie aus den Programmen ver­schwun­den. Durch Künstler wie Ed Sheeran, der in allen Altersgruppen akzep­tiert wird und mit ver­schie­de­nen Musikstilen arbei­tet, kommt auch der Mainstream Rap wie­der ins Radio wie bei dem aktu­el­len Feature mit Eminem. Camila Cabello „Havanna“ und Post Malone „Rockstar“ sind auch gute Beispiele für urba­ne Titel, die beim Hörer im Sendegebiet beliebt sind.
  2. Zu Beginn des Jahres gibt es immer rela­tiv wenig neue Musik. Nach Weihnachten sind es rund zwei Wochen in denen kaum Neues ver­öf­fent­licht wird. Das bemer­ken wir auch in der Gestaltung des Programms und der Reaktion der Hörer. Einen aktu­el­len Musiktrend für 2018 kann ich des­halb noch nicht erkennen.
  3. Hugo Helmig „Please Don’t Lie”, Ofenbach vs. Nick Waterhouse „Katchi”, Troye Sivan „My My My!”, Dua Lipa „IDGAF”.
  4. Deutsche Musik ist bei unse­ren Hörern sehr beliebt und nicht weg­zu­den­ken aus dem Programm. Dennoch müs­sen wir bei deut­schen Songs ein genau­es Auge dar­auf haben, wie lan­ge der Hörer Gefallen dar­an hat. Deutsche Songs kön­nen durch das all­ge­mei­ne Verständnis schnel­ler nerven.

Aditya Sharma, FRITZ, Musikchef

Aditya Sharma (Bild ©rbb/fritz)
Aditya Sharma (Bild ©rbb/fritz)
  1. Allgemein ist zu beob­ach­ten, dass vie­le aktu­el­le Popsongs auf die Produzentenkonten von Künstlern gehen, die frü­her unbe­kannt waren und sich expli­zit “under­groun­dig” gaben. Zwei Beispiele: Justin Biebers Hits sind von Produzenten wie Skrillex oder BloodDiamond aka BloodPop auf­ge­nom­men, Selena Gomez und Khalid las­sen sich vom EMD-Shootingstar Marshmello die Songs bas­teln und offi­zi­ell fea­turen. Überhaupt zeigt sich, dass das gegen­sei­ti­ge “Featuren” sehr unter­schied­li­cher Künstler Erfolg ver­spricht.Der männ­li­che, orga­ni­sche Pop ist ange­sagt wie sel­ten: Nico Santos, James Arthur, Shawn Mendes, Ed Sheeran, Charlie Puth ... um nur ein paar Namen zu nennen.Der US-Trap/Rap bahnt sich in den jun­gen Hörersegmenten (durch Internet/Streaming Plattformen) immer mehr den Weg zu uns: Future, Ty Dolla $ign, French Montana, Migos, Cardi B etc. Mit Bausa ist nun auch der ers­te auf Deutsch gesun­ge­ne Hit die­ser Gattung in die deut­schen Charts und Radios gekom­men. Deutschrap-Künstler wie Raf Camora schaf­fen es in Deutschland inner­halb eines Jahres im drei­stel­li­gen Millionenbereich Streams abzurufen.
  1. Der süd­ame­ri­ka­ni­sche Latino-Hype ist zwar seit „Despacito” unge­bro­chen, wird sich aber wahr­schein­lich nicht bis zum Sommer hal­ten kön­nen. Für pro­gres­si­ve­re Musikfans gibt’s an die­sem Massentrend ange­lehnt ver­stärkt die Einflüsse des Afrobeat bzw. Afrotrap im Elektro-Bereich zu hören.Den Autotune wer­den wir 2019 nicht mehr hören, weil der Sound lang­sam über­sät­tigt ist und auch pola­ri­siert. Der deut­sche Rap aber wird auch 2018 in den Charts stark ver­tre­ten sein.
  1. MC Fioti „Bum Bum Tam Tam“. Ein Clubtrack mit Pop-Appeal aus Brasilien, der vie­le ange­sag­te Stile aktu­ell sehr klug ver­webt, inklu­si­ve der neu­en Geheimwaffe für einen Ohrwurm: ein Flötensample! Trotz der Tatsache, dass der Sample von Bach kommt.
  2. Die deut­sche Musik ist erfolg­reich wie nie zuvor und steht mit­tel­fris­tig vor einer Herausforderung: Der zugäng­li­che Deutschpop im Mainstream ist auf einem sehr vor­her­seh­ba­ren Niveau ange­kom­men. Viel zu vie­le Nachahmer scha­den der Sprache mehr, als dass sie sie för­dern. Wie immer wird die­se Entwicklung davon abhän­gen, wel­che Talente ihre Chance erhal­ten und wie gut die Songs sind.Im Nachwuchsbereich haben dafür jun­ge, här­te­re Gitarrenbands die deut­sche Sprache wie­der für sich ent­deckt und geben einen tol­len und krea­ti­ven neu­en Input. Im Vergleich zum Mainstream fin­den sich auch in die­sem Genre Songs mit gesell­schaft­li­cher oder poli­ti­scher Kritik. Ebenso ist es mit dem Deutschrap, der auf einem unge­ahn­ten Erfolgslevel ange­kom­men ist und dabei eine sti­lis­ti­sche Vielfalt im Klangbild wie nie zuvor auf­weist. Vom Pop bis Gangsta-Rap wird in allen Genres wei­ter­hin sehr krea­tiv mit Sprache expe­ri­men­tiert. Hier wird es span­nend sein zu beob­ach­ten, ob sozia­le und poli­ti­sche Botschaften über­mit­telt wer­den oder ob sich der Inhalt wei­ter­hin mit Lebensgefühlen beschäftigt.

Mark Schweitzer, RPR1, Leitung Musikredaktion

Mark Schweitzer (Bild: ©RPR1)
Mark Schweitzer (Bild: ©RPR1)
  1. Der Musikmarkt ist zur Zeit recht bunt gemischt. Besonders inter­es­sant fin­de ich die neu gestar­te­ten Solokarrieren der Ex-OneDirection-Sänger Zayn und Liam Payne. Oder Camila Cabello, die Mitglied bei Fifth Harmony war. Ansonsten zei­gen Superstars wie Pink und  Ed Sheeran wei­ter­hin eine kon­stan­te Präsenz. Auffällig ist auch Luis Fonsi, der sich nach sei­nem Überhit „Despacito“ jetzt auch mit sei­ner Folgesingle „Échame La Culpa“ stark ent­wi­ckelt. Im jun­gen Segment kris­tal­li­siert sich deutsch­spra­chi­ger Hip Hop her­aus, der sehr an Trap und Cloud-Rap ange­lehnt ist. Besonders inter­es­sant fin­de ich hier Künstler wie Bausa und Rin.
  2. Ich glau­be, was momen­tan läuft, wird sich wei­ter ent­wi­ckeln, es wird aber im bes­ten Falle auch Überraschungen geben.
  3. Luis Fonis „Échame La Culpa“ wird wei­ter stei­gen. Nico Santos mit „Rooftop“ wird auch wei­ter her­vor­ra­gend lau­fen. Wer mit beson­ders posi­tiv auf­fällt, ist Hugo Helmig mit sei­nem Song „Please Don’t Lie“ oder James Arthur mit „Naked“.
  4. Die Entwicklung ist groß­ar­tig. Es gibt mitt­ler­wei­le so vie­le deutsch­spra­chi­ge Künstlerinnen und Künstler, dass man sich kaum alle Namen mer­ken kann. Im Pop-Segment, im Hip Hop, aber auch im Rockbereich ent­steht sehr viel. Es bleibt spannend!

Bernd Hoffmann, Radio Regenbogen, Leitung Musikredaktion

Bernd Hoffmann (Bild: Radio Regenbogen)
Bernd Hoffmann (Bild: Radio Regenbogen)
  1. Es gibt ver­mehrt melan­cho­li­sche Klänge, auch inner­halb der wei­ter­hin domi­nie­ren­den EDM.
  2. Weiterhin Dance Pop und Ed Sheeran.
  3. Passend zu den Januar-Temperaturen:  Luis Fonsi, sonst Ed Sheeran.
  4. Keine Sorge um die Deutsch-Quote in den Playlisten mit Max  Giesinger, Johannes  Oerding,  Wincent Weiss  & Co. Lebendiger denn je im Mainstream: die Toten Hosen. Frische Sounds im jun­gen Radio mit Bausa und Rin.

Verena Bartsch, Absolut Radio, Musikchefin

Verena Bartsch (BIld: privat)
Verena Bartsch (BIld: privat)
  1. Der Dance-Trend macht auch vor AC nicht halt. Latino, Hip Hop/R&B sowie Eurodance wach­sen immer mehr zusammen.
  2. Deutsche Musik beugt sich immer mehr dem Dance-Trend. Rock und Dance ver­schmel­zen immer mehr. Den Anfang mach­ten Linkin Park und aktu­ell Musik aus „The Greatest Showman.“
  3. Jennifer Lopez, „Us“, Craig David & Bastille, „I know you“, sowie MK, „17“
  4. Absolut posi­tiv, ent­schei­dend aber wird sein, ob die Mainstreamsender deutsch­spra­chi­ge Musik wei­ter so umfang­reich spielen.

(Teaserbild: ©kzenon/123RF.com)

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