Sie heißen Spotify, Google oder Apple, und sie lassen die Radiomacher in diesen Zeiten nicht immer ruhig schlafen: Neue globale Player, die bei den jungen Hörern angesagt sind, setzen das Radio im digitalen Markt unter Innovationsdruck. Wird genug gegengesteuert? Und wie kann sich das Radio neu aufstellen? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des Radio-Gipfels bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN.
Das Fazit des von Inge Seibel moderierten Panels: Ohne Investitionen, gute Ausbildung, viel Experimentierfreude – und die Besinnung auf die Stärken des Radios funktionieren Innovationen nicht.
Theoretisch sei ihr das klar, sagte Julia Schutz, Programmdirektorin von Antenne Thüringen, nur praktisch stoße sie mit solchen Forderungen fast täglich an Grenzen. „Radio bewegt sich nur, wenn es nicht mehr anders geht.“ Sie sehe daher „wenig Innovationskultur“ im privaten Radio, vor allem, weil „Innovation nun mal Geld kostet“. Daher werde immer nur gerade so viel investiert, „um mithalten zu können, aber nicht, um etwas selbst nach vorne zu bringen“. Ein Grund, warum Martin Liss, Chief Program Officer Mediakraft Networks, nach vielen Jahren beim Radio dem Hörfunk den Rücken kehrte: „Wenn Innovation im Radio nicht von oben gewollt ist, findet sie nicht statt.“ Aus seiner Sicht sei das Nachwuchsproblem des Radios deshalb hausgemacht: „Radio ist nicht die erste Anlaufstation für junge Kreative.“
Anders sah das Robert Skuppin, Programmchef von radioeins. Er plane, demnächst in der Abendschiene aus einem neuen multimedialen Studio eine Radiosendung fürs Netz zu produzieren. Außer eine spannendes Programm zu machen, sei es heute die Herausforderung, auf den neuen Plattformen präsent zu sein: „Radio muss multimedial arbeiten, seine Marke auf allen Kanälen ausspielen.“ Seine Lust auf Innovation betonte auch Carsten Schüerhoff von der Bauer Media Group. Er kündigte an, bald unter der Marke „Bravo“ ein Online-Only-Radio mit vier verschiedenen, sehr interaktiven Channels zur starten. Aus seiner Sicht biete „Innovation die Chance, innovative Partnerschaften einzugehen“. Schüerhoff gab sich optimistisch: „Wir haben großartige Marken und ein Publikum mit Bock auf Radio. Wir können aus einer Position der Stärke heraus agieren!“
Zielgruppe, Inhalte, Authentizität – diese Stichworte nannte Andreas-Peter Weber, Programmdirektor von Deutschlandradio, als die Treiber für Innovationen. Innovation müsse sich daher inhaltlich ausdrücken: „Innovation ist nicht Technik. Innovation muss in den Köpfen beginnen.“ Vor eineinhalb Jahren habe Deutschlandradio zu dem Zweck ein Radiolab gegründet, in der Techniker und Redakteure gemeinsam Neues entwickeln.
Diese Stärken des Radios betonte auch Hans-Dieter Hillmoth, Initiator und Geschäftsführer des Radioplayer Deutschland, außerdem Geschäftsführer und Programmdirektor von Hit Radio FFH. Darüber hinaus sei es aber auch wichtig, „sich mit anderen zusammenschließen, um Dinge zu tun, die man alleine nicht tun könnte“. Ein Beispiel dafür sei der Radioplayer Deutschland, der nach englischem Vorbild alle deutschen Sender in einer App vereint und vor drei Monaten in Deutschland gestartet ist. „Das ist ein Anfang. Es gäbe aber noch viele andere Projekte, wo man zusammen mehr erreichen könnte, ohne den eigenen USP zu verlieren“, sagte Hillmoth. Sich täglich immer wieder aufs Neue zu erfinden sei daher für ihn das Ausschlaggebende: „Vom Bewahren ist noch nie etwas vorangegangen. Man muss machen, nicht so viel theoretisieren!“
Quelle: Pressemitteilung der Medientage München.