Der Ausbau der Sendernetze für das digitale Radio kann weitergehen. Dies entschied die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) in ihrem heute veröffentlichten Bericht. In sicherem Fahrwasser ist DAB+ jedoch noch nicht angelangt.
Nach den überraschenden Bewerbungen zahreicher privater Programmveranstalter in Baden-Württemberg für eine regionale digitale Verbreitung (RADIOSZENE berichtete) sorgte der für den 31. März terminierte Ausstieg von KISS FM aus dem nationalen DAB-Angebot gestern für Negativschlagzeilen. Ein schlechtes Omen für den digital-terrestrischen Hörfunk?
Willi Schreiner, Geschäftsführer der Digitalradio Deutschland GmbH, sieht das digitale Radio dennoch auf einem guten Weg: „Das Programmangebot im nationalen Digitalradio-Multiplex ist nach wie vor attraktiv und ergänzt die regional ausgestrahlten Programme. Digitalradio entwickelt sich unbestritten positiv nach vorne. Der von KISS FM angekündigte Ausstieg aus dem bundesweiten Multiplex ist eine unternehmerische Entscheidung eines einzelnen Unternehmens. Im Übrigen war das Programm immer auf ein Zielpublikum in Berlin und Brandenburg ausgerichtet“, heißt es in seinem Statement. Er gehe außerdem davon aus, dass die Landesmedienanstalten die freiwerdenden Kapazität „schnell wieder sinnvoll vergeben werden“.
Ebenfalls positiv liest sich auf den ersten Blick der 19. Bericht der KEF. Bei näherem Hinsehen wird aber klar, dass es zur Entwicklung von DAB+ in den kommenden Monaten noch viele Diskussionen geben wird.
Der nun vorliegende KEF-Bericht war mit Interesse erwartet worden, hatten ARD und Deutschlandradio doch vorher entsprechende Mittel zum weiteren Ausbau der Sendernetze und des Programmangebots angemeldet. Abhängig machen wollte das die KEF davon, inwiefern das DAB+-Projekt in Deutschland Aussicht auf Erfolg hat. Zwar erkennt die Kommission an, dass in Bezug auf Geräteverfügbarkeit, Programmangebot, Netzausbau und die Beteiligung privater Veranstalter deutliche Fortschritte im Vergleich zum missglückten „DAB-alt“-Versuch gemacht wurden. Sie merkt jedoch auch an, dass in Sachen Marketing und vor allem Marktdurchdringung von Digitalradios in Autos noch Nachholbedarf besteht. Insgesamt weise die Empfängerverbreitung aber in die richtige Richtung, heißt es in dem Bericht.
Die KEF gibt ARD und Deutschlandradio nun die Möglichkeit, weiter am „Radio der Zukunft“ zu arbeiten, indem sie die angemeldeten Mittel der ARD komplett freigibt, 34 Millionen Euro bis zum Jahr 2016. Beim Deutschlandradio betragen diese 27,2 Millionen Euro, das sind 7,2 Millionen weniger als angemeldet.
Bereits im vorherigen Bericht wurde angemerkt, dass die KEF die Mittel nur unter Bedingung der Abschaltung der Lang- und Mittelwellensender von ARD und Deutschlandradio freigibt. Einzelne Anstalten wie der MDR haben bereits diese Abschaltung vollzogen, andere ziehen nach. Wie DRadio-Intendant Willi Steul im Interview mit RADIOSZENE erwähnte, lasse man die Verträge der AM-Sender auslaufen – und wolle auch keine kleinen Füllfrequenzen auf UKW mehr in Betrieb nehmen.
Für den DAB-Ausbau ab 2016 will die KEF in ihrem kommenden Bericht eine Entscheidung treffen. Für die Sender könne diese jedoch nur dann positiv ausfallen, wenn ein Abschalttermin für die UKW-Sender festliegt. Einen allzulangen Simulcast-Betrieb scheint die KEF nicht zu wollen – eine Abschaltung von UKW-Sendern scheint in Deutschland jedoch zum aktuellen Zeitpunkt auch noch in äußerst weiter Ferne. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, wie und vor allem ob diese Auflage der KEF erfüllt werden kann.