Peter Bartsch: „Die Auswahl der Musiktitel ist nach wie vor das Herzstück eines jeden Senders“

Mit der Einordnung von Programm- bzw. Musikkategorisierung im Radio ist das so eine Sache. Als in Deutschland ab Mitte der 1980er-Jahre Privatfunk und in Folge Formatradio eingeführt wurden, entschieden sich die Sender – meist auf Rat ihrer Berater hin – für Konzepte, die sich zuvor bereits in Märkten außerhalb Deutschlands bewährt hatten. Also – je nach Zielgruppe – für Ausrichtungen wie AC, MOR oder CHR. Bestimmungen, die sich bei manchen Programmen bis heute wenig geändert haben.

MusicMaster – "Music the Queen"

Die Entwicklung eigener Formate, die exakt auf die unmittelbare Lebenswelt der Hörer in lokalen Sendegebieten zugeschnitten waren, nahm dagegen nur langsam Fahrt auf. Hier sahen die ausländischen oder vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk abgeworbenen Berater der ersten Stunde beispielsweise für die Durchsetzung von eher traditionellen Konzepten auf lokaler Ebene kaum Vermarktungsperspektiven. Und Blaupausen für die Entwicklung erfolgsversprechender Melodie-Formate mit nationalem Liedgut waren in den damaligen Lehrbüchern eben noch nicht hinterlegt.

Einer der ersten Sender, die sich von den importierten Konzepten von der Stange lösten, war der Münchner Lokalsender Radio Arabella. Hier entstand 1989 bereits mit den Anfängen des Senders schon früh eine sehr eigene Musikmischung aus Oldies, Softpop und Schlagern, die sich bald als Volltreffer erwies – und dem bisherigen Platzhalter BAYERN 1 empfindliche Hörerverluste abtrotzte. Das “Arabella-Konzept“ wurde über die Jahre beständig weiterentwickelt und später mit Erfolg in den österreichischen Privatfunkmarkt exportiert.

(Bild: © Radio Arabella)
(Bild: © Radio Arabella)

Bei der aktuellen Funkanalyse Bayern 2023 erreicht Radio Arabella im weitesten Empfangsgebiet eine Stunden-Nettoreichweite von 80.000 Hörern (2022: 65.000 Hörer) und ist damit unangefochten die Nummer Eins unter den Münchner Lokalsendern. Konstrukteur und Baumeister der Arabella-Musik war mit Peter Bartsch ein Musikexperte, der mit seinem Unternehmen Radio & Success bis heute sehr erfolgreich im deutschen und österreichischen Markt tätig ist. Im Rahmen seiner Beratungstätigkeit übernimmt Bartsch als Dienstleister sämtliche Aufgaben einer externen Musikredaktion – von Konzeption und Design bis zur Zulieferung kompletter Musikabläufe. Seit 10 Jahren übrigens im familiären Zusammenspiel mit Tochter Verena, die mit ihm ein breites Kundenspektrum aller Hörfunkformaten betreut.

Peter Bartsch mit Tochter Verena (Bild: © RADIOSZENE)
Peter Bartsch mit Tochter Verena (Bild: © RADIOSZENE)

RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit Verena und Peter Bartsch über Radiomusik, Planung, Trends und aktuelle Entwicklungen im Radiomarkt.


 

„Ein Musikformat muss für Wechselhörer so fokussiert sein wie notwendig, gleichzeitig für Stammhörer aber so breit angelegt wie möglich“

 

RADIOSZENE: Frau Bartsch, Herr Bartsch, über welche Wege sind Sie zum Radio gekommen?

Verena Bartsch: Vor zehn Jahren bot sich mir die Gelegenheit, bei Radio & Success, der Firma meines Vaters, in die Musikplanung einzusteigen. Meine Liebe zur Musik mit der Möglichkeit zu verbinden, von überall aus arbeiten zu können, begeisterte mich. Da bei uns zwei Musikgenerationen aufeinander trafen, war schnell klar, dass ich mich um die jüngeren Sender kümmern werde, wie zum Beispiel den Aufbau von Absolut Hot oder die Einführung eines Latino-Streams bei Arabella München.

Peter Bartsch: Ich wollte, seit ich denken konnte, zum Radio. Glücklicherweise bekam ich 1985 die große Chance, bei dem legendären Anfangsteam der neuen Welle Franken (das spätere Charivari 98.6) dabei zu sein. Nach einem Zwischenstopp bei Radio F, ergab sich für mich die Möglichkeit 1989 Gründungsprogrammchef von Radio Arabella in München zu werden. 1991 habe ich zudem auch Radio Hamburg beraten – mit durchschlagendem Erfolg. Dies hatte zur Folge, dass ich 1992 bei Radio Arabella kündigte und Programmchef von Radio ffn in Isernhagen wurde.

Peter Bartsch, Wolfram Tech und Diana Hartmann (1985)
Peter Bartsch, Wolfram Tech (BCI) und Diana Hartmann (1985)

1993 wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit und gründete mein Beratungsunternehmen Radio & Success. Wenig später konnte ich den Berliner Rundfunk 91.4 als Kunden gewinnen. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer Dr. Claudio Funke und einer fantastischen Crew – allen voran Alex Kind – verdoppelten wir in einem halben Jahr das MA-Ergebnis. Ein weiteres Jahr später waren wir Marktführer in Berlin/Brandenburg. 1995 durfte ich zusätzlich zum Berliner Rundfunk 91.4 auch Spreeradio beraten.

SPREERADIO 105.5-Sticker (1996)

Stephan Schwenk übernahm kurz vorher als Geschäftsführer den Sender und so führten zwei Nürnberger Spreeradio 1996 von 0 auf 64.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde und in der folgenden MA Welle auf 124.000 Hörer. Zeitgleich startete 1995 Antenne Steiermark und ich trug als Berater dazu bei, dass wir Ö3 überrollt haben. Dann kamen SWF3, SWF1 und Bayern 1 hinzu. Ebenso durfte ich 1998 Life Radio vom Start weg beraten. Gemeinsam mit Steffen Schambach und Christian Stögmüller gelang uns auch hier eine große Erfolgsgeschichte. 1997 bekam ich den Anruf, ob ich nicht zu meiner alten Liebe Radio Arabella zurückkommen wollte? Ich sagte zu und ein Jahr später war Radio Arabella bei der MA von 36.000 auf 84.000 Hörer hochgeschossen.  25 Jahre waren Willi Schreiner und ich ein super Team.

RADIOSZENE: Herr Bartsch, Sie gelten als Architekt des „Arabella Formats“. Welches Erfolgsgeheimnis verbirgt sich hinter diesem Musikkonzept?

Peter Bartsch: Permanente, sanfte Weiterentwicklung des Formates. Das Musikkonzept von Arabella München, beginnend 1989 – mehr Melodie mit Schlagern und Oldies – bis hin zu einem Mixformat aus modernem AC und Kulthits, mit deutlichem 80er Schwerpunkt im Jahr 2023 ist eine fast 35 jährige musikalische Zeitreise. Ein „Arabella Format“ muss nach kurzem Hören sofort als eigenständige Marke erkennbar sein. Wenn nach zehn Minuten für einen Wechselhörer nicht klar ist, dass er Arabella hört, dann habe ich etwas falsch gemacht. Richtig erfolgreich kann man nur mit einem perfekten Team sein.

Verena Kögel
, Peter Bartsch
, Franziska Strobl
und und Till Coenen (Radio Arabella)
Verena Kögel
, Peter Bartsch
, Franziska Strobl
und und Till Coenen (Radio Arabella)

Die Zusammenarbeit mit dem früheren Geschäftsführer Roland Schindzielorz und dem jetzigen Geschäftsführer Till Coenen und den beiden Programmchefinnen Verena Kögel (Arabella München) sowie Franziska Strobl (Arabella Bayern) ist freundschaftlich, wertschätzend und macht Spaß. Bei Radio Arabella habe ich die Möglichkeit, ganzheitlich zu arbeiten. Die beste Musik hilft nichts, wenn die Moderatoren kein Konzept haben und lustlos wirken oder die Jingles nicht zum Gesamteindruck passen. Diese positive Stimmung, die sich auf die Hörer übertragen soll, versuchen wir tagtäglich mit dem ganzen Team bei Radio Arabella umzusetzen.

Peter Bartsch und Will Schreiner im Wiener Rathaus (Bild: © Ulrich Köring)
Peter Bartsch und Will Schreiner (Neue Welle) im Wiener Rathaus (Bild: © Ulrich Köring)

RADIOSZENE: Sie erstellen als Dienstleister im Auftrag der Sender fertige Musikprogramme. Wie darf man sich diesen Service in der Praxis vorstellen?

Verena Bartsch: Mit unserer riesigen Musikdatenbank können wir nahezu jede Musikrichtung bedienen. Je nach Formatausrichtung bieten wir fertige Sendepläne, die regelmäßig aktualisiert werden. Jeder Sender hat bei uns seine individuelle Datenbank mit eigenen Uhren, Regelwerk, Musikkategorien und Metadaten. Vor Ort müssen die Pläne dann nur noch vom Server genommen und ins Sendesystem eingespielt werden. Die Feinjustierung der Musikausrichtung wird regelmäßig zusammen mit den Senderverantwortlichen besprochen und optimiert.

 

„Durch DAB+ verändert sich gerade flächenmäßig das Hörverhalten, weil man egal ob in Ansbach oder Nürnberg die gleiche Anzahl an Sendern in perfekter Qualität empfangen kann“

 

RADIOSZENE: Welchen Leistungsumfang bieten Sie Ihren Kunden? 

Peter Bartsch: Uns ist es wichtig, dass die Radiostation kein 08/15 – Produkt ist, sondern eine Marke, ein Lebensgefühl, etwas Besonderes darstellt. Die Positionierung des Senders ist extrem wichtig, dabei unterstützen wir gerne. Wenn umgekehrt aber das Produkt nicht hält, was die Positionierung verspricht, bekommt der Sender ein Problem. Daher ist es uns am liebsten, wenn wir mit den Programmverantwortlichen einen ganzheitlichen Programmansatz verfolgen. Sound, Inhalt, Moderatoren und Fahrtechnik sollten eine perfekte Einheit bilden. Wir verstehen uns als Freund und Berater des Senders, der in allen wichtigen Fragen zu Seite steht. Natürlich gibt es auch Radiostationen, die sich nur einzelne Leistungen aussuchen, wie zum Beispiel Moderationsschulung oder Playlistenzulieferung.

RADIOSZENE: Bieten Sie auch musikredaktionelle Dienstleistungen? Wie wichtig sind diese für ein heutiges Radioformat? 

Verena Bartsch: Musikredaktionelle Dienstleistungen wie Musikspecials bieten wir natürlich an, ich persönlich sehe Musikspecials aber eher kritisch. Einerseits erhöhen sie das Abwechslungsempfinden, andererseits sorgen sie aber auch für Irritation. Bei einem ständig wachsenden Senderangebot haben meines Erachtens Verlässlichkeit und Durchhörbarkeit oberste Priorität.

RADIOSZENE: Die Marktforschung dürfte in Ihrer Arbeitswelt eine wichtige Rolle einnehmen. Welchen Stellenwert nehmen Hörerbefragungen zur Musik bei der Ausrichtung der Playlisten tatsächlich ein?

Peter Bartsch: Grundlagenforschung ist für uns sehr wichtig. Wir kombinieren Research mit Erfahrungswerten und Musikgespür und entscheiden dann die Hauptausrichtung gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort. Danach kommt es durchaus vor, dass die Ausrichtung deutlich von den Researchergebnissen abweicht. Ein Musikformat muss für Wechselhörer so fokussiert sein wie notwendig, gleichzeitig für Stammhörer aber so breit angelegt wie möglich. Wichtig darüber hinaus sind für uns Fokus Gruppen.

Peter Bartsch und Falk Zimmermann (Bild: Peter Bartsch)
Peter Bartsch und Falk Zimmermann (Neue Welle)

RADIOSZENE: Sie sind überwiegend im Süden Deutschlands tätig. Stellen Sie zwischen den einzelnen Regionen dort eigentlich größere Unterschiede bei den Musikpräferenzen fest?

Peter Bartsch: Natürlich beeinflussen Mehrfrequenzstandorte wie München das Hörverhalten. Je mehr Sender empfangbar sind, umso schneller wird umgeschaltet. Generell sind die Musikpräferenzen aber sehr ähnlich. Durch DAB verändert sich aber gerade flächenmäßig das Hörverhalten, weil man egal ob in Ansbach oder Nürnberg die gleiche Anzahl an Sendern in perfekter Qualität empfangen kann.

 

„Die Social Media-Welt und die tatsächliche Radiowelt driften oft immens auseinander“

 

RADIOSZENE: Welche weiteren Instrumente helfen Ihnen bei der Justierung der Musikprogramme – Charts, Airplaycharts oder Spotify Rankings?

Verena Bartsch: Wir können auf immer mehr Hilfsmittel zugreifen. Die Social Media-Welt und die tatsächliche Radiowelt driften aber oft immens auseinander. Daher setzen wir auf analytische Tools, wie Radiomonitor, alle europäischen Airplay Charts sowie Itunes Charts (Europa, UK, US). Eher der Trendbeobachtung als der tatsächlichen Auswahl von Musiktiteln dienen die Charts von Spotify, Shazam, TikTok und Youtube. Die Zeiten, in denen Musikredakteure erfolgreicher Sender nur aus dem „Bauch heraus“ Musik zusammenstellen durften, sind lange vorbei. Wir setzen auf die perfekte Kombination aus Analyse und jahrzehntelanger Erfahrung. 

RADIOSZENE: Macht es zuweilen nicht doch Sinn, einen Format-verträglichen Song auch ohne die Absolution der Forschung – also quasi basierend auf Erfahrungen – frühzeitig ins Programm zu nehmen?

Peter Bartsch: Wenn eine Neuerscheinung perfekt zum Musikformat passt, kann es durchaus sinnvoll sein, den Titel umgehend in die Rotation aufzunehmen, gerade von Key-Artists, die dem Hörer vertraut sind.

RADIOSZENE: Welche Bedeutung hat in Ihren Programmen die aktuelle Musik?

Peter Bartsch: Auch bei Radio Arabella oder Absolut Relax sind die passenden musikalischen Neuheiten wichtig. Die Hörer wollen mit der Zeit gehen und erwarten, auch musikalisch auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Verena Bartsch: Für einen sehr jungen Sender wie Hashtag+ sind brandaktuelle Hits natürlich essenziell. Da ist es entscheidend, die globalen Trends zu beobachten und schnell umsetzen zu können.

Stephan Schwenk (The Radio Group) und Peter Bartsch
Stephan Schwenk (The Radio Group) und Peter Bartsch

RADIOSZENE: Deutschsprachige Musik hatte es in 2022 im Radio schwer. Ist in diesem Jahr wieder Besserung in Sicht?

Verena Bartsch: Musik aus Deutschland wird immer „Ups“ und „Downs“ erleben. Nach einem extremen Hoch der letzten Jahre, stellt sich zwangsläufig ein gewisser Sättigungsgrad ein. Das ist bei anderen, populären Musikrichtungen ähnlich, nur nicht ganz so schnell wie bei deutschsprachigen Titeln. Allerdings werden gut gemachte deutsche Hits immer ihren Weg in die Charts finden.

RADIOSZENE: Ein wichtiger Fixpunkt innerhalb der Mainstream-Programme sind weiter die Songs der 1980er-Jahre. Die großen Hits dieser Dekade sind allgegenwärtig – was sich auch in einer wachsenden Zahl an 80er-Dekadenradios zeigt. Befürchten Sie hier nicht irgendwann den Overkill?

Verena Bartsch: Die 80er waren ein so extrem kreatives Musikjahrzehnt, dass der Hype noch eine Zeitlang anhalten wird. Moderne Coverversionen stärken den Trend und in Zeiten von KI generierten Stimmen freut man sich dann auch wieder über einen altbekannten Klassiker mit der Sicherheit, den Song und den Künstler zu kennen.

RADIOSZENE: Wie sehr haben sich aus Ihrer Sicht die generelle Bedeutung der Musik und die Arbeitsweise der Musikredaktion über die Jahre verändert?

Peter Bartsch: Die Auswahl der Musiktitel ist nach wie vor das Herzstück eines jeden Senders. Über die Jahre konnten wir uns technisch enorm weiterentwickeln. Früher habe ich noch jede Platte aus dem Regal raussuchen müssen, später klemmten die Card-Maschinen und heute sitze ich vor meinem PC und habe alle Infos jederzeit verfügbar. Dadurch ist die Arbeit automatisch strukturierter und effektiver geworden. Durch den Nutzen von KI kommen völlig neue Herausforderungen und Chancen auf die Musikredaktion zu. Spannend wird sein, wer letztendlich die Oberhand behält, diejenigen, die zu 100% ausschließlich auf Research setzten oder diejenigen, die sich etwas trauen, Überraschungen generieren und einem Musikformat ihren persönlichen Stempel aufdrücken.

 

„Radio ist und bleibt ein Nebenbei-Medium, weniger ist oft mehr!“

 

RADIOSZENE: Welche sind ganz persönliche Favoriten in der Musikwelt?

Peter Bartsch: Ich liebe einfach Musik. Einige meiner Favoriten sind: Kate Bush, Michael Jackson, Dire Straits, die Stones und so weiter. Aber auch neue Hits wie zum Beispiel von Peter Fox oder P!nk! Deutsche Kultschlager der 1960er- und 1970er-Jahre singe ich immer noch gerne im Auto mit.

Verena Bartsch: Da wir uns durch alle Musikformen durchhören, ist mein Musikgeschmack breit gefächert. Ein paar meiner Favoriten sind: Seeed, Red Hot Chilli Peppers, George Michael, aktuell Dua Lipa, Lizzo, Miley Cyrus, Rema & Selena Gomez, Farruko …

RADIOSZENE: Ihr aufregendster Moment während Ihrer Karriere …?<s

Peter Bartsch: Da gab es Gott sei Dank viele, aber als mir Roy Black 1989 erzählte, Radio Arabella wäre sein privater Lieblingssender, ging mir das schon echt zu Herzen. Nie vergessen werde ich auch mein erstes Interview überhaupt – ausgerechnet mit Falco, der aber sehr souverän mit meiner Nervosität umgegangen ist.

Verena: Eine Schulung im Auftrag von MusicMaster mit einer indischen Radiostation. Die Planung von Bollywood-Titeln bringt ganz neue Herausforderungen mit sich.

Claudia Dinges und Peter Bartsch (Bild: © RADIOSZENE)
Claudia Dinges und Peter Bartsch (Bild: © RADIOSZENE)

RADIOSZENE: Das größte Missverständnis zwischen Radio und Musikschaffenden?

Peter Bartsch: Dass sie immer denken, wir lieben sie nicht, wenn wir ihre Musik nicht spielen. Es gibt Künstler, die wir persönlich von Herzen gerne unterstützen würden, können sie aber aus Formatgründen nicht berücksichtigen.

RADIOSZENE: Wo sehen Sie die Zukunft des Radios – auch vor der wachsenden Bedeutung der Streamingdienste?

Peter Bartsch: Ich erinnere mich noch genau, als es Mitte der 1980er-Jahre hieß „in Los Angeles gibt es 60 Radioprogramme“. Da staunten wir nicht schlecht und widmeten uns zum Beispiel in Nürnberg wieder dem Zweikampf zwischen Charivari und Radio F. Neben dem BR gab es ein paar private Lokalsender – die Welt war in Ordnung. Und heute: DAB, Hybrid, Streams, KI und und und. Radio wird weiterleben. Die Erkenntnisse der MA und FAB sprechen bisher eine eindeutige Sprache.

Verena Bartsch: Der Mut, neue Wege zu gehen, wird die Zukunft des Radios bestimmen. Ganz klar definierte Formatradios werden erfolgreicher als je zuvor sein, es darf sich aber nicht nach einem Formatradio anhören. Die Rolle des Moderators mit zielgerichtetem, authentischem Content wird wichtiger als je zuvor. Aber bei allem: Radio ist und bleibt ein Nebenbei-Medium, weniger ist oft mehr!