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Gewinne gegen Quote? Gewinnspiele zum MA-Start

RADIOSZENE PodcastRadiohören lohnt sich momentan so richtig: Konzerttickets, Traumreisen, erfüllte Herzenswünsche und jede Menge Geld. Die Radiosender lassen es zum Start in die neue MA-Befragungswelle richtig krachen. Da kann man schonmal durcheinander kommen. So hat sich im vergangenen Jahr ein Radio Hamburg-Hörer mit dem ENERGY-Claim am Telefon gemeldet. Da war John Ment etwas sprachlos.

Pünktlich im Januar, wenn in einigen ausgewählten deutschen Haushalten wieder die Telefone klingeln und die Frage lautet: „Welchen Radiosender haben sie zuletzt gehört?“ soll jeder Hörer natürlich sofort „seinen“ Sender parat haben. Oder eben den, der aktuell die größten Preise ausgelobt hat. Deshalb helfen nahezu alle Sender ihren Hörern dabei ein bisschen auf die Sprünge. Bei ANTENNE BAYERN gibt es seit Anfang Januar ziemlich teure VW-Bullis zu gewinnen. Thorsten aus Regensburg hat in der Morningshow bei Wolfgang Leikermoser und Indra Gerdes einen „T6“ gewonnen.

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Ina Tenz, Programmdirektorin und Geschäftsleitung Content
Ina Tenz, Programmdirektorin und Geschäftsleitung Content bei ANTENNE BAYERN

Was zunächst wie eine bezahlte Promotion von Volkswagen wirkt, ist in Wirklichkeit das genaue Gegenteil. In der neuen Folge vom RADIOSZENE-Podcast erzählt ANTENNE BAYERN-Programmdirektorin Ina Tenz im Gespräch mit Christopher Deppe, dass die Promotion das Ergebnis der hauseigenen Hörerforschung ist. Die Datenjournalisten des Senders haben nach den größten Wünschen der Bayern gefragt und herausgekommen sei nicht etwa der teuerste BMW, sondern der etwa 50.000 € teure VW Multivan. „Wir haben uns in das Herz der Hörer versetzt. Da war klar: Bayern ist ein wunderschönes, großes Land mit vielen Seen und Bergen. Die Menschen sind hier sehr naturverbunden und auch sehr erlebnishungrig. Da ist die Kombi optimal“, schwärmt Ina Tenz vom aktuellen Gewinnspielpreis ihres Senders. „Ich glaube wir haben die Herzensmitte unserer Hörer getroffen mit dieser Aktion und diesem Preis.“ Weil das Promotion eben keine von VW bezahlte Werbeaktion ist, sondern komplett durch den Sender finanziert wird, gebe das den Programmmachern auch deutlich mehr Freiheiten in der Kommunikation.

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Prof. Dr. Joachim Trebbe lehrt am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin (Foto: Bernhard Wannenmacher)

Aber helfen progressive Promotions in der aktuellen Befragungswelle wirklich, die Quoten der Sender zu verbessern? Diese Frage beantwortet Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Joachim Trebbe von der Freien Universität Berlin in der aktuellen Podcast-Folge: „Die Bekanntheit kann man ganz gut mit Gewinnspielen beeinflussen – on the long run bringt das wahrscheinlich nichts, um wirklich die eigene Reichweite für die Media-Analyse zu erhöhen.“ RADIOSZENE-Redakteur Christopher Deppe spricht mit dem Forscher auch über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Media-Analyse in Zeiten von Smart Speakern und Digitalradio. So sei die aktuelle Erhebungsmethode, die Befragung, ein vom Markt geschaffenes Instrument, das sich laut Joachim Trebbe so schnell nicht ändern wird: „Deutschland ist erstmal ein bisschen träger, weil der Markt so groß ist. Eine genauere Messtechnik führt dazu, dass sich die Quoten untereinander verschieben können. Dann kann es passieren, dass bestimmte Programme höhere oder niedrigere Reichweiten generieren, als nach dem alten System. Das ist natürlich ein großes Problem für den Markt, weil sie weiterhin hohe Quoten generieren müssen, um die Werbegelder zu kriegen.“

Martin Weber 2017
Research Manager Martin Weber von der Mediapulse AG Bern

Die Schweiz ist uns da schon einen Schritt voraus. Bereits seit 2001 wird da durch die Mediapulse AG eine Smartwatch zur Quotenerhebung eingesetzt. Die von den Befragten getragene Uhr nimmt den ganzen Tag über die Umgebungsgeräusche auf und gleicht sie mit den Playlisten der Sender ab. Das hat für Research Manager Martin Weber von Mediapulse einen entscheidenden Vorteil: „Die technische Messung ist nicht den Erinnerungslücken der Befragten ausgesetzt. Wir messen alle Kontakte mit Radiosendern. Also auch Nutzung, die unbewusst geschieht. Wenn man zum Beispiel zum Kollegen ins Büro geht oder in einem Laden einkauft, dann erinnert man sich garantiert nicht mehr daran, welcher Radiosender da lief.“ Weil die Erhebung in der Schweiz ganzjährig stattfindet, sei sie außerdem für alle Radiosender fairer, sagt Martin Weber. Von einem Vorteil ganz zu schweigen: Nervige Gewinnspiele gibt es nicht, weil sich die Programmmacher jeden einzelnen Tag neu anstrengen müssen, das beste Programm für ihre Hörer zu machen.

 

 

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Christopher Deppe (21) studiert an der TU Dortmund Journalistik und moderiert parallel bei den NRW-Lokalradios Radio Lippe, Radio Gütersloh und Radio 91.2. Daneben arbeitet er als Moderator bei deinfm, dem Jugendprogramm der Lokalradios in Ostwestfalen-Lippe. Bei RADIOSZENE ist er für alle aktuellen News und den Podcast zuständig.

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