Diskussionsrunde auf den 13. Österreichischen Medientagen
Auf den 13. Österreichischen Medientagen, die vom 27.-29. September im Messezentrum Wien stattgefunden haben, ist von hochkarätigen Radiomachern aus Deutschland und Österreich über die derzeitige und zukünftige Rolle des Hörfunks diskutiert worden.
Bezeichnend für die Bedeutung des Radios im Verhältnis zur gesamten Medienlandschaft ist die Tatsache, dass das Thema Radio auf den dreitägigen Österreichischen Medientagen nur eine Stunde oder umgerechnet ca. 3% ausgemacht hat.
Spielt das Radio im immer komplizierter werdenden Medien-Mix eine immer geringere Rolle oder wurde vielleicht schon alles zum Thema Radio ausdiskutiert? Das Motto der Radiodiskussion lautete daher provokant: „Wie kann sich das Radio behaupten?“.
Moderiert wurde die Expertenrunde von der dienstältesten Radio Personality Rik DeLisle (Alan Burns&Associates), der gleich zu Anfang Radioberater Peter Bartsch nach den echten Innovationen im Radio fragte. Bartsch sieht die Lage des Radios eher pessimistisch: „die echten Innovationen sind weit und breit nicht zu sehen, wenn wir nicht bald etwas tun, dann können wir uns gar nicht mehr behaupten“. Mit einem Playlist-Vergleich quer durch die deutsche Radioszene zeigte Bartsch, dass alle Sender die gleiche Musik spielen und sieht die eigentliche Ursache dafür beim Vermarkter, für den nur die werberelevante Ziegruppe 14-49 interessant ist. So könnten keine richtigen Jugendradios entstehen. Peter Bartsch (mp3)
RMS-Austria Chef Dr. Michael Graf ist dagegen weiterhin vom Medium Radio überzeugt: „Die Frage ob sich Radio bekaupten kann, stellt sich ganz einfach nicht“, aber für Spartenradios wie z.B. das von Rik DeLisle angesprochende echte Jugendradio für Hörer unter 20 sei der Markt in Österreich nicht da, solch ein Format ließe sich nicht verkaufen. Michael Graf (mp3)
Was wäre, wenn das Radio heute neu erfunden würde? Dieses Gedankenspiel zur Verdeutlichung der Relevanz von Radio machte Ö3-Chef Georg Spatt, der sehr optimistisch in die Zukunft schaut. Georg Spatt (mp3)
Antenne Bayern Programmchefin Valerie Weber sieht es nicht ganz so optimistisch, sondern setzt vor allem auf „Kommunikation mit dem Hörer“ und nicht nur auf das „Abspielen von Beiträgen und Musik“. Valerie Weber (mp3)
Mit Interaktivität im Radio kann ORF Landesdirektorin Dr. Brigitte Wolf dagegen nicht viel anfangen, sondern fordert, dass sich das Radio wieder auf seine Stärken zurückbesinnen muss: auf „relevantes Wort“, Information, Unterhaltung, Service: „Radio ist nämlich keine Musikabspielmaschine, sondern Radio kreiert eine Lebenswelt.“ Brigitte Wolf (mp3)
KRONEHIT-Geschäftsführer Dr. Ernst Swoboda sieht die Zukunft des Radios eher gelassen, denn neue Medien ersetzten keine alten Medien, die Radiobetreiber sollten lieber „ihre Depression ablegen“. Ernst Swoboda (mp3)
In der Schlussdiskussion ging es nochmal um die Zielgruppenfrage: wie kann man den immer spezieller werdenden Hörerwünshen entsprechen, wenn die Werbekunden immer nur „die Masse“ erreichen wollen? Diskussion mit Rik DeLisle, Michael Graf, Georg Spatt, Valerie Weber, Brigitte Wolf und Peter Bartsch (mp3)
LINK: Österreichische Medientage
Reaktionen auf die Diskussionsrunde
RADIOSZENE fragte nach: „Haben Sie heute abend etwas Neues gehört?“
Rik DeLisle (Alan Burns&Associates): „Von innen sehen viele Radiomacher einen Radiosender aus Promos, Musik, Disc Jokeys, Beiträge… was falsch ist. Ein Radiosender ist ein Sammelsurium von Hörern. Wenn man sich darauf konzentriert, läuft die Kiste.“ Rik DeLisle-Interview (mp3).
Franz Eggenweber (KRONEHIT Marketing) glaubt an Spartenradio in Österreich, aber nur in Wien: Franz Eggenweber-Interview (mp3)
Valerie Weber (ANTENNE BAYERN): „So lange wie wir ein föderalistisches System in Deutschland haben, wird das Radio nicht die Bandbreite bekommen wie in den USA, wo durch Networking auch Sender mit einem Prozent überleben.“ Valerie Weber-Interview (mp3)