„Antenne Münster“ feiert in diesem Jahr seinen 25. Sendergeburtstag. Grund genug, mit ein paar Ex-Mitarbeitern über ihre Zeit bei dem Lokalradio zu plaudern. Zum Beispiel mit der prominentesten Ex-Mitarbeiterin, Tagesschau-Sprecherin und Moderatorin Judith Rakers.
Rakers war fast vier Jahre lang freie Moderatorin bei Antenne Münster. Nach ihrem Studium in Münster ging sie dann 2001 nach Hamburg. Antenne-Münster-Moderatorin Anina Pommerenke hat mit Judith Rakers über ihre Anfänge beim Radio gesprochen.
Anina Pommerenke: Judith, Du hast damals in Münster studiert und parallel bei Antenne Münster gearbeitet. Was genau hast du denn bei Antenne Münster gemacht?
Judith Rakers: Ich habe bei Antenne Münster verschiedene Sendestrecken moderiert. Morgens früh, am Nachmittag und am Wochenende. Eigentlich immer dann, wenn ich Zeit hatte. Natürlich hat mein Studienplan mir so ein bisschen die Zeit vorgegeben. Aber die Zeit bei euch habe ich in ganz wunderbarer Erinnerung. Das war eine tolle Ergänzung zu meinem Studium, das ja auch ein journalistisches war, in dem es aber eher theoretisch zuging. Bei Antenne Münster konnte ich daneben auch die Praxis machen. Das hat mich unglaublich weiter gebracht und sehr gut vorbereitet für meinen jetzigen Beruf beim Fernsehen.
Judith, gibt es etwas, dass du hier bei Antenne Münster für Deine weitere Karriere gelernt hast?
Oh ja, ich habe wahnsinnig viel gelernt bei Antenne Münster. Ich habe ja vorher auch schon bei Radio Hochstift gearbeitet, auch als Moderatorin. Das ist der Lokalsender im Großraum Paderborn. Und bin dann quasi schon als Moderatorin zu Antenne Münster gekommen. Ich hab beim Radio alles gemacht, von CDs sortieren für den Moderator und Kaffee kochen ganz am Anfang, über erste Umfragen machen, dann ganze Beiträge, dann Interviews am Telefon, dann Call-in–Sendungen, bei denen Hörer angerufen haben, eigene Sendungen zu allen Uhrzeiten. Ich habe gelernt, einfach da zu sein, egal um wieviel Uhr ich aufstehen musste. Ich war müde in der Frühsendung und musste trotzdem irgendwie funktionieren. Das hilft mir jetzt unglaublich weiter, weil ich ja auch bei der Tagesschau im Schichtdienst bin und nachts arbeiten muss und auch morgens. Ich habe gelernt mit Pannensituationen umzugehen, ich habe keine Angst vor dem Rotlicht. Wenn es also heißt, es geht los, dann geht’s auch los. Das habe ich gelernt beim Radio. Schweigen ist nämlich keine Option, das ist das erste, was man bei Radio lernt. Denn wenn man nichts mehr sagt vor Schreck, dann ist leider auch ein Sendeloch zu hören. Deswegen einfach immer irgendwie drauflos plappern und versuchen, das zu überspielen. Ich habe auch gelernt Interviews zu machen, mit Prominenten, mit Politikern, mit Zuhörern, die anrufen, die direkt mit einem quatschen. Da ist man ganz nah dran an den Menschen.
Was ist beim Radio besser als beim Fernsehen?
Der große Vorteil beim Radio ist, dass man morgens um fünf Uhr nicht gut aussehen muss. (Lacht) Ich hatte immer schön meine Turnschuhe an, meine Jeans, hab es mir gemütlich gemacht mit meinem Kaffeebecher und hab dann moderiert. Nur die Stimme musste einigermaßen wach klingen. Und jetzt muss man eben auch wach aussehen und das ist morgens um 5:30 Uhr, wenn das Morgenmagazin der ARD losgeht, gar nicht so einfach. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber wir brauchen Mengen an Concealer. (Für alle Männer: Concealer nennt man das Make-up, das man auf die Augenschatten schmiert, damit die dann Hautfarben werden und nicht mehr bläulich sind.)
Es gibt ja bei der Tagesschau-/Tagesthemen-Redaktion in Hamburg noch eine weitere Ex-Kollegin von Antenne Münster: Pinar Atalay. Soweit mir die Kollegen, die schon etwas länger hier sind, erzählt haben, habt ihr euch hier im Sender nicht kennenglernt, oder?
Nein, wir haben uns nicht kennengelernt in Münster. Als ich ging, war sie noch nicht da, aber sie hat mir das natürlich sofort erzählt, als sie hier anfing, bei uns, bei ARD aktuell und die Vertretung der Tagesthemen übernahm. Pinar sagte: Mensch Judith, ich war übrigens auch bei Antenne Münster und dann fielen wir uns gleich in die Arme, weil das verbindet einfach ungemein. Dann hat sie mir erzählt, wie es da war für sie und hat mir auch erzählt, dass einige von euch mich sogar noch in Erinnerung haben und sich freuen, wenn ich abends die 20 Uhr mache, was mich wiederum total gerührt hat, das fand ich echt schön. Wir sind uns beide auch einfach sicher und haben auch darüber gesprochen, dass Radio, jetzt nicht nur Antenne Münster, aber Antenne Münster natürlich auch, einfach eine unglaublich gute Vorbereitung ist für diesen Job. Weil man die Angst vorm Rotlicht verliert, weil man pannenfest ist und ruhig bleibt in Pannensituationen. Denn ich sag mal so: 95 Prozent der Pannen, die hier beim Fernsehen passieren, die merkt der Zuschauer ja Gott sei Dank nicht, weil wir sie dann irgendwie professionell überspielen und damit umgehen können. Und da ist Radio einfach die beste Schule. Also immer, wenn ich in einem Radiostudio bin und interviewt werde, habe ich richtig Sehnsucht nach dieser Zeit.
Du bist natürlich jederzeit herzlich willkommen bei uns! Danke für das Gespräch!