Neues NL-Mediengesetz: Radio 6 wird geopfert

Lex Harding

Lex Harding (Bild links) blickt düster in die Zukunft des niederländischen Privatradios. Das neue Mediengesetz, das die Regierung in Den Haag letzte Woche verabschiedet hat, führe letztlich zu einem Oligopol.

Das Radio Veronica-Urgestein kritisiert in der Tageszeitung „de Volkskrant“: Die nun im Gesetz vorgesehene Liberalisierung der Eigentumsverhältnisse an Senderketten sei dazu angetan, dass nur noch „drei Player den Markt dominieren werden“ – nämlich Medienmogul John de Mol mit seinem Talpa-Konzern (Radio 538 und SlamFM), die Zeitung De Telegraaf ( Sky Radio und Radio Veronica) und der Zeitungskonzern Persgroep (Q-Music). Hintergrund von Hardings Kritik ist die Aufgabe der gesetzlichen Bestimmung, wonach ein Privatfunk-Betreiber nur zwei Senderketten besitzen darf. Statt dessen erlaubt das Gesetz ab 2016 einem Betreiber künftig vier Stationen. Das kapitalkräftige Trio werde weitere Zukäufe tätigen und so langfristig die kleinen Spieler der Branche an die Wand drücken, befürchtet der Radio 538-Gründer.

Hart ans Leder geht es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk NPO. Er wird zu scharfen Einsparungen vergattert. Die Den Haager Medienpolitiker wollen ihm teure Unterhaltungsprogramme verbieten. Medienstaatssekretär Dekker betonte die Verpflichtung des NPO, sich künftig auf Kultur, Bildung und Information zu beschränken. Insofern wird aber wohl nicht so heiß gegessen wie gekocht. Das „NRC-Handelsblad“ analysierte süffisant: Ein Format wie „Bauer sucht Frau“ falle dem Gesetz nach wohl nicht unter „Unterhaltung“, sondern unter die Kategorie „gesellschaftliches Zusammenleben“.

Das Mediengesetz verlangt zudem nur noch acht politisch-weltanschaulich strukturierte Sendeorganisationen („Omroepen“) unter dem Dach des NPO. Dementsprechend herrscht ein gewisses Fusionsfieber in Hilversum. Bereits zusammen sind die christlichen Organisationen KRO (katholisch) und NCRV (protestantisch) sowie die allgemeinen AVRO und TROS. Unter einem Dach sind auch die sozialdemokratische VARA und der Jugend-Omroep BNN. Was mit dem freikirchlichen EO, der linken VPRO und den Kleinen wie MAX, Powned, WNL und Human geschieht, ist noch unklar.

NPO6-Soul-Jazz-Logo-smallEin Opfer im Umfeld der Mediengesetz-Novellierung gibt es im NPO-Radio schon zu beklagen. Trotz massiver gesellschaftlicher Proteste mit teils ganzseitigen Zeitungsanzeigen wird das öffentliche-rechtliche „Radio 6“ gekröpft. Der Soul-und Jazzsender soll -wenn überhaupt- nur noch als unmoderiertes Online-Radio weiterbestehen dürfen. Druck auf Hilversum kommt allerdings von den Medienpolitikern der sozialdemokratischen PvdA und der linksliberalen D’66. Sie verlangen Soul-und Jazzformate in den anderen Radionetzen. So sollen moderierte Shows in NPO-Radio 2 (Soft-Pop) und 4 (Klassik) platziert werden.

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Facebook-Protestseite: „Radio 6 muss bleiben“

https://www.facebook.com/Radio6.Moet.Blijven