Das lokale Fernsehprogramm TV Südbaden stellt am heutigen Freitag seinen Sendebetrieb ein. Diesen Beschluss haben die Gesellschafter des Veranstalters Funkhaus Freiburg nach eingehenden Beratungen mit der LFK gefasst. Trotz der Synergien im Zusammenspiel mit dem sehr erfolgreichen Radioprogramm von baden.fm, das ebenfalls im Funkhaus Freiburg produziert wird, ist der Fernsehbetrieb nicht kostendeckend darstellbar.
TV Südbaden war am 15. September 2001 an den Start gegangen und berichtete seither aus dem durch die LFK zugewiesenen Sendegebiet zwischen der Ortenau und der Schweizer Grenze. Das Lokalfernsehen finanziert sich fast ausschließlich aus lokalen Werbeerlösen. Hauptübertragungsweg ist das Kabelnetz, das speziell in Südbaden mit einer Durchdringung von nur noch 32 Prozent der Fernsehzuschauer keine ausreichend große Bedeutung mehr spielt. Im Gebiet von TV Südbaden sehen bereits knapp 60 Prozent der Menschen Fernsehen über Satellit.
„In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Mediennutzung extrem verändert“, führt Geschäftsführer Christian Noll nach Bekanntgabe der Entscheidung aus. „Die Bedeutung einer mit großem Aufwand produzierten abendlichen Lokalnachrichtensendung hat gegenüber den schnellen Videonachrichten im Internet extrem nachgelassen. Das zeigen die beiden Online-Angebote von tv-suedbaden.de und baden.fm.“ Funkhaus Freiburg verzichtet daher künftig auf die Fernsehproduktion und wird das Online-Angebot weiterentwickeln. Der Rundfunksender baden.fm wird natürlich weiterhin aus der Region berichten und ist von dieser Maßnahme nicht betroffen.
Quelle: Pressemitteilung des Funkhaus Freiburg.
Statement der Landesanstalt für Kommunikation:
Die LFK hat mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass die Gesellschafter des regionalen Fernsehsenders TV Südbaden entschieden haben, Informationen aus der Region nur noch über das Internet zu verbreiten und den normalen Sendebetrieb im Kabel und über Satellit einzustellen. „TV Südbaden ist seit 2001 auf Sendung und ist seit dieser Zeit eine journalistische Stimme der Region, die mit für Vielfalt sorgt. Doch auch für die Mitarbeiter, die zum Teil seit vielen Jahren bei TV Südbaden tätig sind, bedeutet die Einstellung des Sendebetriebes an diesem Freitag ein tiefer Einschnitt“, kommentiert LFK-Präsident Thomas Langheinrich. Der regionale Radiosender baden.fm, der auch zum Funkhaus Freiburg gehört, soll seinen Betrieb ohne Einschränkungen weiterführen.
Die wirtschaftlich angespannte Situation von TV Südbaden ist allerdings kein Einzelfall. Generell sei die Finanzierungsgrundlage vieler regionaler und lokaler privater Fernsehsender in Deutschland schwierig, so Langheinrich. Das belegen auch die wirtschaftlichen Daten. 2012 hatten deutschlandweit die lokalen Fernsehsender nur noch einen Kostendeckungsgrad von 90 Prozent. 2010 waren es noch 97 Prozent. Im Vergleich zu den großen privaten Senderfamilien oder den beitragsfinanzierten öffentlichrechtlichen Programmen stehen den regionalen und lokalen Veranstaltern nur die vergleichsweise geringen Erlöse aus regionaler Werbung zur Verfügung. Viele Sender versorgen zudem in strukturschwachen Regionen Zuschauer mit lokalen Informationen. „In der Schweiz hat man bereits vor Jahren erkannt, dass lokaler Rundfunk nur mit konkretem Programmauftrag und anderen Fördermodellen eine Zukunft hat“. Denn die Produktion von Bewegtbild-Informationsangeboten ist mit die kostenintensivste. Darüber hinaus müssen die kleinen lokalen Sender mit ihrem geringen Budget ähnlich wie die großen nationalen Anbieter permanent technische Investitionen tätigen, um etwa mit ihren Inhalten auf allen Smart-TV-Geräten, Tablets oder Smartphones verfügbar zu sein. „Aufgrund der rasanten technischen Transformation und der zum Teil schwierigen Entwicklung des regionalen Werbemarktes nimmt der ökonomische Druck immer weiter zu. Wenn uns regionale und lokale Rundfunkinformationen wichtig sind, dann muss die Finanzierung von lokalem und regionalem Fernsehen nachhaltig auf neue Beine gestellt werden“, fordert LFK-Präsident Thomas Langheinrich.
Die Landesmedienanstalt hat den Medienwirtschaftsexperten Prof. Dr. Boris Kühnle beauftragt, in einer Studie auszuloten, wo Entwicklungsperspektiven für regionales Fernsehen liegen und welcher Hebel es bedarf, lokale und regionale Informationsvielfalt zu fördern und die Sender wirtschaftlich zu konsolidieren. „Die Situation von TV Südbaden zeigt deutlich, dass wir mit Hilfe der Medienpolitik auch rechtliche Änderungen und neue Finanzierungsoptionen brauchen, damit die für die Meinungsbildung relevanten lokalen Rundfunkinhalte nicht im digitalen Dickicht auf der Strecke bleiben“, so Langheinrich. Ergebnisse der Studie sollen im Frühjahr vorliegen. Auch bei einer Änderung der Rahmenbedingungen bleibe es allerdings Aufgabe des jeweiligen Veranstalters journalistisch und ökonomisch attraktive Angebote, die zur jeweiligen lokalen Landschaft passen, zu entwickeln.
Die Landesanstalt für Kommunikation fördert anteilig die Verbreitungskosten der sieben regionalen Must-Carry Sender in Baden-Württemberg über Satellit und Kabel mit jährlich insgesamt 1.7 Millionen Euro. Eine Förderung von lokalen Informationsformaten ist gesetzlich bisher nicht möglich.
Quelle: Pressemitteilung der LFK.
Weiterführende Informationen
Badische Zeitung: TV Südbaden stellt den Betrieb ein