Udo Reiter, Gründungsintendant des Mitteldeutschen Rundfunks, ist tot. Wie der MDR selbst berichtet, wurde der 70-Jährige am Freitagvormittag leblos auf seinem Grundstück nahe Leipzig aufgefunden, verschiedene Medienmeldungen sprechen von Selbstmord.
Udo Reiter war von 1991 bis 2011 Intendant des MDR. Seine Nachfolgerin, Karola Wille, nannte ihn heute „einen der großen Gestalter einer neuen demokratischen Mediengesellschaft im wiedervereinigten Deutschland“. Er sei ein Visionär gewesen, der mit „Kraft, Überzeugung und politischem Geschick den gerade erst formierten neuen Strukturen in den neuen Bundesländern eine publizistische Stimme gegeben hat“, heißt es in einem Statement, das auf der Homepage des Senders veröffentlicht wurde.
Die Gremienspitzen des MDR reagierten ebenfalls tief betroffen, wie in einer Pressemitteilung bekanntgegeben wurde: „Prof. Dr. Udo Reiter hat als Gründungsintendant des MDR wesentlich dazu beigetragen, dass der Sender der erfolgreichste Programmanbieter in Mitteldeutschland wurde. Er hat sich auch sehr intensiv dafür eingesetzt, dass der ARD/ZDF-Kinderkanal KiKA seinen Sitz in Erfurt hat“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Prof. Dr. Gabriele Schade. Der Verwaltungsratsvorsitzende Frank Möhrer würdigte die Arbeit und Lebensleistung Reiters. „Der MDR ist ein grundsolide und erfolgreich aufgestelltes Unternehmen. Daran haben das enorme Engagement und die Weitsicht von Prof. Dr. Udo Reiter einen maßgeblichen Anteil.“
Auch andere Größen aus der deutschen Medienszene äußerten sich bestürzt: Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio: „Mit Udo Reiter hat uns nicht nur ein bedeutender Mann des Rundfunks, sondern auch ein wunderbarer Mensch verlassen. Mutig, unabhängig und von hoher innerer Freiheit. Er war Deutschlandradio – aber seit 30 Jahren auch mir persönlich – ein Freund, dessen Rat gerade auch im Widerspruch immer wertvoll war.“ ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut, der Vorsitzende des Verwaltungsrates von Deutschlandradio, unterstrich: „Deutschland schuldet Udo Reiter großen Dank. Er war mit seinem Gestaltungswillen und seiner großen Erfahrung am Aufbau und an der Entwicklung von Deutschlandradio ganz maßgeblich beteiligt. Er hat Deutschlandradio von der ersten Stunde an bis heute mit geprägt. Wir trauern um einen großartigen Kollegen.“ Reiter war 20 Jahre lang, seit Gründung von Deutschlandradio im Januar 1994 bis zum Sommer 2014, Mitglied des Verwaltungsrates. Von 1999 bis 2004 war er der Vorsitzende des Gremiums, von 2004 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender.
Udo Reiter übte innerhalb der ARD zahlreiche Funktionen aus, 1997 und 1998 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. Daneben fungierte er von 1999 an auch als Filmintendant innerhalb der ARD und hatte den Aufsichtsratsvorsitz der Filmeinkaufsgesellschaft Degeto Film GmbH inne. Vor seiner Zeit beim MDR war der gebürtige Lindauer u.a. viele Jahre beim Bayerischen Rundfunk tätig, u.a. als Chefredakteur und Hörfunkdirektor. 2011 beendete er seine Amtszeit beim MDR in Leipzig vorzeitig. Er begründete diese Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen.
Ergänzung vom 20.10.2014:
Der frühere MDR-Intendant Udo Reiter, der sich vor wenigen Tagen das Leben nahm, hat vor seinem Tod eine Erklärung verfasst, die am Abend mit Erlaubnis der Familie erstmals bei in der Talkshow von Günther Jauch verlesen wurde. Darin heißt es: „Nach fast 50 Jahren im Rollstuhl haben meine körperlichen Kräfte in den letzten Monaten so rapide abgenommen, dass ich demnächst mit dem völligen Verlust meiner bisherigen Selbständigkeit rechnen muss“, so Reiter in seinem Brief. Zudem habe er ein Nachlassen seiner geistigen Fähigkeiten beobachtet und befürchtet, dass dies in einer Demenz enden werde.
Udo Reiter hatte sich am 9. Oktober auf seiner Terrasse in Leipzig mit einer Waffe selbst getötet. Reiter, der seit einem Unfall im Rollstuhl saß, hatte sich in den letzten Jahren vehement für das Recht auf einen selbstbestimmten Tod und für Sterbehilfe eingesetzt – so auch im Januar 2014, als er in der Sendung von Jauch über das Thema diskutierte. Seine schon damals formulierten persönlichen Absichten hat Reiter in seinem Brief abermals bekräftigt. In der von Günther Jauch verlesenen Erklärung gab Reiter an, er habe mehrfach erklärt, dass er nicht als ein von anderen abhängiger Pflegefall enden möchte. „Aus diesem Grund werde ich meinem Leben selbst ein Ende setzen“, heißt es in der Erklärung.
Über Reiters Freitod und die dadurch erneut angefachte Debatte um das Für und Wider von Sterbehilfe diskutierten am Sonntagabend bei Günther Jauch unter anderem sein Freund Thomas Gottschalk sowie der früherer SPD-Chef Franz Müntefering.
(Quelle der Eränzung: Pressemitteilung von i&u / TV-Redaktion Günther Jauch)
Ergänzung vom 27.10.2014: Rundfunk- und Verwaltungsrat gedenken Udo Reiter
Die Vorsitzende des Rundfunkrates, Gabriele Schade, erklärte, sie sei tief betroffen vom Tod Udo Reiters. Der MDR habe ihm als Gründungsintendanten vieles zu verdanken, die Zusammenarbeit mit den Gremien sei stets konstruktiv und engagiert geführt worden.
Er habe zudem wesentlich dazu beigetragen, dass der Sender der erfolgreichste Programmanbieter in Mitteldeutschland wurde und dafür gekämpft, dass der ARD/ZDF-Kinderkanal KiKA seinen Sitz in Erfurt hat.
„Seine Lebensleistung und insbesondere die leidenschaftliche Arbeit für den MDR verdienen den größten Respekt“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Frank Möhrer. Er würdigte dessen Weitsicht und fortwährenden Einsatz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Udo Reiter war von 1991 bis 2011 Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks. Unter seiner Führung wurde die Landesrundfunkanstalt nach der Wiedervereinigung aufgebaut. Im Alter von 70 Jahren schied er am 9. Oktober 2014 aus dem Leben.
Der MDR widmet Udo Reiter zu Ehren am 10.November 2014 eine feierliche Gedenkstunde im Gewandhaus Leipzig.
(Quelle der Eränzung: Pressemitteilung des MDR)
Weiterführende Informationen
Dr. Udo Reiter bei „Bayern Alpha“
Nachfolgerin Karola Wille würdigt Reiters „Weitsicht, Mut, visionäre Kraft und Leidenschaft“ beim Aufbau des MDR.