Nahezu alle privaten UKW-Rundfunksender in Deutschland nutzen für ihre Ausstrahlungen die Technik der Media Broadcast. Ab 2016 könnte sich das ändern: Im Dezember 2015 können alle Sender ihre Ausstrahlungsverträge kündigen und zu anderen Anbietern wechseln.
Die im Telekommunikationsgesetz zum Januar 2016 angesetzte Liberalisierung des Marktes kann in die Tat umgesetzt werden. Wie der VPRT im vergangenen Jahr berichtete, würde dieser Schritt vielen Sendern Hoffnung machen, die „Preisspirale“ bei der Verbreitung ihrer Programme durchbrechen zu können. Man kritisierte etwa auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland im Frühjahr 2013 eine fehlende Auswahl bei den Dienstleistern sowie jährliche Preiserhöhungen ohne Verhandlungsmöglichkeiten.
„Unserer Einschätzung nach wird die Media Broadcast an einem Wechsel interessierten Kunden den Kündigungstermin 31.12.2015 mit einer vorherigen Kündigungsfrist von 6 Monaten bestätigen. Wir empfehlen betroffenen Sendern daher, sich diese neue Situation schriftlich von der Media Broadcast GmbH bestätigen zu lassen. Damit haben sie von jetzt an mehr als 12 Monate Zeit, Alternativen zu prüfen“, so Michael Radomski, Geschäftsführer der Uplink Network GmbH. Das Unternehmen kann vermutlich demnächst auf neue Kunden hoffen, wie ebenfalls die Derutec, ein Gemeinschaftsunternehmen von RTL Radio Deutschland und der Regiocast und die österreichische ORS, die auch Interesse am Sendernetz-Markt in Deutschland signalisierte.
Bemerkenswert ist zudem, dass die Media Broadcast GmbH nicht mehr auf andere Kündigungsfristen besteht, wie man der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk, APR, mitteilte. Brancheninsider vermuten als Hintergrund Aktivitäten des Bundeskartellamts.
Ein Sprecher der Media Broadcast wollte sich RADIOSZENE gegenüber aber nicht zu dem Thema äußern.
Update vom 22.12.2014: Bundesnetzagentur bricht Monopol bei UKW-Antennen
Neue Sendernetzbetreiber wie Divicon oder Uplink bekommen Zugang zu den Anlagen der Media Broadcast, wie die Bundesnetzagentur heute(22.12.14) entschied. Die Uplink GmbH spricht in einer Pressemitteilung davon, dass nun ein „echter Wettbewerb“ entstehe, „der es anderen Unternehmen ermöglicht, die Ausstrahlung von Radioprogrammen für deren Veranstalter günstiger und mit höherer Servicequalität durchzuführen“, was sinkende Konditionen für die Radiosender bedeuten würde. Deren Geschäftsführer Radomski ergänzt, an dieser Entwicklung hätten auch Verbände wie der VPRT und die APR mitgewirkt.