Gary Knell: „Radio geht nicht verloren, sondern neue Wege“

NPR LogoAls Gary Knell seine Aufgabe als CEO für das National Public Radio im Dezember 2011 antrat, waren Skandale wie einige Anmerkungen über Muslime bei einer NPR-Station noch in bester Erinnerung. Dennoch: Der 57jährige, der zuvor 12 Jahre lang das Ruder beim nichtkommerziellen Sesame Workshop in Händen hielt, beendet die Zeiten des „Kinderkrams“. Immerhin ist er für die weltweiten Aktivitäten und damit für die Partnerschaft mit rund 900 nichtkommerziellen Radiostationen verantwortlich.

Nach drei Monaten im Amt erweiterte er nun die Aufgabenbereiche des Chefs der Abteilung für digitale Medien um die Segmente Nachrichten und Programmgestaltung. Sein tweet dazu, sinngemäß: „Radio geht nicht verloren, sondern neue Wege“.

Gary Knell (Sesame Workshop)
Gary Knell (Sesame Workshop)

Während eines Besuchs in Boston verriet er in einem Interview für das Nieman Journalism Lab mehr zu seinen Plänen. Mit der Entwicklung neuartiger Programme will er ein jüngeres Publikum unterschiedlichster Herkunft und mit den verschiedensten Ansichten erreichen. Die Notwendigkeit, digitale Plattformen zu bedienen, vergleicht er mit der wachsenden Bedeutung von Autos: „Wenn wir nicht auf derartigen Plattformen vertreten sind, sterben wir aus.“

So wie stimmaktivierte Gerätschaften in Kraftfahrzeugen mittlerweile zum Alltag gehören, sollen auch NPR-Stationen mobil empfangbar sein. Die Zusammenarbeit mit Ford ist einer von vielen Wegen zum Ziel. Der Relevanz lokaler Stationen wird Rechnung getragen, lokale Informationen erreichen jederzeit ihre Interessenten. Ein Bürger Bostons soll letztlich auch in L.A. an Informationen aus seiner Heimatstadt kommen. In den Siebzigern, meint Knell, hätten die führenden Medien – von der Washington Post über die New York Times bis hin zu CBS News – noch meinungsbildend gewirkt, heute dagegen hätten diese Quellen an Relevanz verloren, weil politisch Interessierte heute aus dem Echo der verschiedensten Nachrichtenmedien wählen könnten. Umso wichtiger ist es seiner Ansicht nach, dass die NPR-Stationen sich auf ihre Stärken konzentrierten: fundierte lokale Information.

Die schwindende finanzielle Unterstützung bei wachsender Kritik an den Programminhalten führe nicht dazu, mit Kritikern des Systems anzubändeln. Vielmehr sei es nach wie vor erforderlich, verschiedene Meinungen zusammenzuführen und zu beleuchten.

Die Kritiker stellten das öffentliche Interesse am derartigen Dialog infrage, er aber sähe NPR als Beitrag zur politischen Erziehung und damit als wichtige Investition.

Links:
Nieman Lab Interview
Radioszene USA: Ford fördert Lokalradios – auf mobile Art