Wundertüte MDR: Die Popwelle Jump wird wohl einige Zeit länger ohne eigenen Chef auskommen müssen. Bei der im März ausgeschriebenen Chef-Stelle handelt es sich nicht um den frei gewordenen Sessel von Michael Schiewack. Die Senderzukunft bleibt stattdessen ungewiss. (Bild links: MDR-Zentrale in Leipzig Foto: Bernd Reiher)
Der neue „Chef-Producer“ für MDR Jump wird seit dem 22. März gesucht. Als Arbeitsbeginn war der 1. Mai angepeilt. Die Anstalt zu den zu betreuenden Arbeitsgebieten: „Projektmanagement für die Umsetzung erfolgversprechender Programmstrategien im Wort- und Musikbereich. Analyse des mitteldeutschen Radiomarktes unter Aspekten der Konkurrenzsituation bei gleichzeitigem Formatcontrolling. Weiterentwicklung der On-Air-Promotion, einschließlich der Steuerung von Kampagnen und deren journalistische Umsetzung. Konzeptionelle und strukturelle Entwicklung von trimedialen Formaten. Moderation und Leitung von Workshops, Arbeitsgruppen und Redaktionskonferenzen.“
Mitbringen sollte der Kandidat unter anderem eine fundierte journalistische Ausbildung oder langjährige Erfahrung im Radiobereich. Außerdem sehr gefragt: Führungserfahrung bei landesweiten Hörfunkprogrammen sowie Kenntnisse im Bereich Programmstrategie, Markt- und Musikforschung und in der Trendbeobachtung.
Alles einem Senderchef-Gesuch nicht unähnlich. Wer darauf reinfiel, war allerdings falsch gewickelt. Zwar wurde diese Ausschreibung auch kurz nach dem mysteriösen Abgang des langjährigen Jump-Chefs Michael Schiewack veröffentlicht. Wie eine Anfrage der Leipziger Internet Zeitung aber jetzt ergab, ging es dabei nicht um den freigewordenen Sessel des Sender-Leiters, sondern lediglich um einen Posten in der Führungsmannschaft.
MDR-Chefsprecher Dirk Thärichen: „Der Mitteldeutsche Rundfunk sucht für sein Radioprogramm Jump einen Chef-Producer als Mitglied des Jump-Leitungsteams. Dabei handelt es sich nicht um die Position des Programmchefs. Jump-Programmchef bleibt bis auf weiteres der MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller. Zu den Aufgaben des Chef-Producers zählen unter anderem ein verantwortliches Projektmanagement im Wort- und Musikbereich. Die Auswahlgespräche für die Position des Chef-Producers laufen.“
Damit ist für Aufklärung gesorgt, dennoch bleiben viele Fragen offen. Warum wird die Suche nach einem neuen Wellenchef auch zwei Monate nach dem Abgang des alten nur „bis auf weiteres“ vertagt? Was bedeutet diese Ungewissheit für die Zukunft von MDR Jump? Und: Warum bedarf es selbst für die zweite Reihe dieser Welle einen „Chef-Producer“ mit „journalistisch fundierten“ Kenntnissen, wenn auch der dann nur Kurz-Nachrichten, Mainstream-Musiknews, Verkehrsmeldungen „von Aaah bis Zett“ und eine unterirdische Jump-Morgensendung verwalten darf?
Bernd Reiher, Leipziger Internet Zeitung vom 12.Mai 2011