Zum Saisonstart der 1. Fußball-Bundesliga hat die Vereinigung Bayerischer Rundfunkanbieter (VBRA) vor allem das Sportsponsoring des Bayerischen Rundfunks (BR) scharf kritisiert. Der Sender Bayern 3 bezeichnet sich als „offizieller Radiopartner“ des FC Bayern München, macht umfangreiche Eigenwerbung im Stadion und lädt seine Hörerinnen und Hörer als VIP ́s in die Allianz-Arena ein.
„Dieses Sponsoring“, so der VBRA-Vorsitzende Felix Kovac, „ist bislang eine Black Box. Wer hat beim BR den Vertrag zu welchen Konditionen geschlossen? Ist der BR selbst Vertragspartner oder die hauseigene Werbetochter, die weniger stark kontrolliert wird? Und was kostet diese Radiopartnerschaft die Bürgerinnen und Bürger, die den BR mit ihren GEZ-Gebühren finanzieren?“
Entsprechendes gilt laut Kovac für andere Bereiche des BR, die mit dessen Grundversorgungsauftrag nichts mehr zu tun haben. So tritt der BR mittlerweile als Veranstalter von zahlreichen Groß-Events auf, betreibt einen eigenen Online-Shop und unter der Domain brreisen.de sogar ein eigenes Reisebüro.
„Warum“, fragt Kovac, „verkauft eine Landesrundfunkanstalt online Bücher oder Fernreisen? Auch solche Aktivitäten sind beim BR völlig deplatziert“. Sie verzerren zusätzlich den ohnehin unfairen Wettbewerb zwischen den beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen und den werbefinanzierten privaten Anbietern.
„Statt mit solchen Aktivitäten die Gebührengelder der Bürgerinnen und Bürger zu vergeuden, sollte sich der BR dringend auf seinen Kultur- und Bildungsauftrag besinnen“, mahnt Kovac. Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass der BR seine Kulturberichterstattung auf Bayern 2 massiv abbauen wird.
Abschließend fordert die VBRA sowohl die Kontrollgremien des BR als auch den Landesgesetzgeber auf, die Rolle der Tochterunternehmen des öffentlich- rechtlichen Rundfunks stärker in den Blick zu nehmen.
Die VBRA vertritt die gemeinsamen Interessen von 40 bayerischen Rundfunkanbietern, Hörfunk- und Fernsehsendern. Weitere Informationen unter www.vbra-online.de.
Quelle: VBRA-Pressemeldung
Update vom 22.08.23
BR widerspricht VBRA-Vorwürfen
Der Bayerische Rundfunk widerspricht den obigen Vorwürfen der VBRA. Die Sponsoring-Aktivitäten bewegten sich gemäß Medienstaatsvertrag (§10) im zulässigen Rahmen, sagte der BR gegenüber der dpa: „Im Falle des FC Bayern handelt es sich um eine seit vielen Jahren bestehende Radiokooperation mit Bayern 3, die in erster Linie eine Verlosung von vier VIP-Tickets für jedes Heimspiel umfasst. Ein Geldfluss findet zwischen den Vertragsparteien nicht statt.“
„Der BR betreibt kein Reisebüro, es kommen auch keine Beitragsgelder zum Einsatz.“
Bezüglich der Domain brreisen.de stellt der BR richtig: „Der BR betreibt kein Reisebüro, es kommen auch keine Beitragsgelder zum Einsatz. Eine unabhängige kommerzielle Tochter organisiert mit externen Reiseveranstaltern unter dem Namen „BRreisen“ die Angebote. Die externen Anbieter führen die Reisen in alleiniger rechtlicher Verantwortung durch. BRreisen erwirtschaftet keine Reiseumsätze, sondern erhält für die Organisation von BR-bezogenen Reiseelementen und die Vermittlung von Hörern nur eine Aufwandsentschädigung. Der BR-Shop wird von einer privaten Firma betrieben, die wirtschaftlich und rechtlich unabhängig agiert. Der BR stellt im Rahmen einer Lizenzvereinbarung lediglich den Namen zur Verfügung.“
Quelle: dpa