Klaus Schunk: „Wir stehen vor einer Renaissance des Contents“

Radio Regenbogen 1 und 2Radio Regenbogen, meist gehörtes privates Radioangebot in Baden-Württemberg, feiert in diesen Tagen mit seinen Hörern und einer ganzen Serie an Events dreißigsten Geburtstag. Dabei ist der „Radio Regenbogen Award“ bereits ausverkauft. Im Rahmen der Veranstaltung werden 1.600 Gäste mit Stars aus Musik, Fernsehen und Film bei der Verleihung am 23. März im Europa-Park Confertainment Center feiern. Die Liste der Preisträger, aber auch die der Laudatoren für den Award, liest sich wie ein Who-is-Who des deutschen Show-Business.

Radio Regenbogen Mischpult
Radio Regenbogen Mischpult

Zu den Ausgezeichneten gehören etwa Lena Gercke (Medienfrau 2017), Wincent Weiss (Pop National 2017), Michael Patrick Kelly (Comeback des Jahres 2017), Ingo Appelt (Comedy 2017), Johannes Oerding (The Voice 2017), Dr. Eckart von Hirschhausen (Medienmann 2017) und Nico Santos (Newcomer National 2017). Den Preisträgern wird der Radio Regenbogen Award überreicht von Laudatoren wie Yvonne Catterfeld, Johannes B. Kerner, Steffen Hallaschka, Birgit Schrowange und Laura Wontorra.

Radio Regenbogen Award 2012
Radio Regenbogen Award 2012

Das Programm ging in der Rhein-Neckar-Region (Raum Mannheim-Heidelberg-Nordbaden) am 25. März 1988 erstmals auf Sendung. Im Zuge von Reformen innerhalb der baden-württembergischen Privatfunklandschaft erweiterte sich das Verbreitungsgebiet immer weiter in die südlichen Landesteile Badens bis an das deutsch-schweizerische Grenzgebiet.

Klaus Schunk (Bild: Radio Regenbogen )
Klaus Schunk (Bild: Radio Regenbogen )

Gründungsgeschäftsführer des Senders war der gelernte Zeitungsjournalist Klaus Schunk, der als Vorsitzender der Geschäftsführung und Programmdirektor die Geschicke des Mannheimer Sender bis heute erfolgreich leitet. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender des Fachbereichsvorstandes Radio und Audiodienste im Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. gilt Schunk als leidenschaftlicher Kämpfer für das Radio sowie als Verfechter eines fairen Wettbewerbs zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunksystem. Der Radio Regenbogen-Chef ist zudem einer der Gründungsväter  der Pop-Akademie Baden-Württemberg.

Im Gespräch mit RADIOSZENE berichtet Klaus Schunk über die Entwicklungen bei Radio Regenbogen und im Hörfunkmarkt.  


RADIOSZENE: Radio Regenbogen wird in diesen Tagen dreißig Jahr jung. Mit welchen Ereignissen feiern Sie diesen runden Geburtstag?

Klaus Schunk: Wir feiern das ganze Jahr mit unseren Hörern zusammen! On Air – Off Air – Online, auf allen Ausspielwegen eines modernen Radioprogramms eben. Den Auftakt macht der Radio Regenbogen Award am 23. März 2018 im Europapark Rust. Dann die Hörerpartys in der dm-Arena in Karlsruhe und der SAP-Arena in Mannheim. Die Künstler bespielen beide Veranstaltungsorte – wofür ich danke sage. Und das Programm kann sich sehen lassen. Das Ganze feiern wir am 21. April 2018. Eine Soirée ist als Empfang im Alten Hallenbad in Heidelberg vorgelagert.

RADIOSZENE: Apropos Events … Ihr Sender ist mit sehr zahlreichen und hochkarätigen Veranstaltungen seit Jahren in der Region präsent. Wie wichtig sind diese Auftritte – neben der Markenförderung – für die Einnahmeseite des Senders?

Klaus Schunk: Mit Events dieser ausgezeichneten Klasse können Sie kein Geld verdienen. Bei sehr überschaubaren Eintrittspreisen ist das auch ein Dankeschön an unsere Kunden, Hörer und Wegbegleiter des Hauses. Richtig ist aber, dass unsere Veranstaltungen das Image unseres Hauses – zu Recht – stark prägen! Schon seit 30 Jahren – lange bevor andere dieses Feld entdeckt haben – gestalten wir den Veranstaltungskalender in unserem Sendegebiet mit. Das stärkt den Markenkern; hält uns im Gespräch und schafft Vertrauen.

Radio Regenbogen: Arena of Pop
Radio Regenbogen: Arena of Pop

RADIOSZENE: Stimmt es, dass die Wahl des Programmnamens eher durch einen nicht ganz ernst gemeinten Spruch des Geschäftsführers entstand?

Klaus Schunk: Stimmt! Die Geschichte ist ja schon ausreichend erzählt worden.

 

„Wir senden für Baden und die Pfalz – und das mit ganzem Herzen“

 

RADIOSZENE: Über die Jahre hat sich das Sendegebiet von Radio Regenbogen kontinuierlich erweitert. Via UKW ist das Programm vor allem in den westlichen und mittleren Landesteilen von Baden-Württemberg zu hören. Teilweise auch in den benachbarten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in Frankreich und der Schweiz. Welches sind Ihre härtesten Mitbewerber?

Klaus Schunk: Unabhängig von unserer tatsächlichen Reichweite über UKW liegt unser redaktionelles Hauptaugenmerk in unserem lizenzierten Sendegebiet. Dass der Rhein-Neckar-Raum durch drei Ländergrenzen gekreuzt wird, tut sein Übriges. Wir senden für Baden und die Pfalz – und das mit ganzem Herzen.

Selbstverständlich haben wir Mitbewerber. Jedes Radioprodukt will möglichst viele Hörer erreichen – dies ist auch gut so. Ein kritisches Augenmerk ist allerdings auf unsere öffentlich-rechtlichen Kollegen zu richten, die, befeuert von Rundfunkabgaben einen harten Verdrängungswettbewerb veranstalten. Dies fängt bei der ständigen Plakatierung der SWR-Produkte an, zieht sich über Event, Marketing vor Ort weiter und hört bei Expansion in digitalen Bereich auf. Insofern sind die Wellen des SWR unsere härtesten Mitbewerber, weil garantiefinanziert und obendrein auch werbefinanziert. Darauf haben wir stets ein Auge zu werfen – im Übrigen empfehle ich das den medienpolitisch Verantwortlichen schon seit geraumer Zeit.

Radio Regenbogen RR Award mit Lena
Radio Regenbogen RR Award mit Lena

RADIOSZENE: Wie grenzen Sie sich von den privaten Lokalradios im Senderaum ab?

Klaus Schunk: Zugegebenermaßen ist das Rollenspiel zwischen lokalen und regionalen Sendern immer verbesserungswürdig. Wenn sich aber jeder auf seine eigentliche Stärke besinnt und weniger auf Reichweiten schielt, dann ist im analogen Bereich für beide eine mittelfristige Berechtigung da.

Radio Regenbogen sieht seine Aufgabe darin, regionale Geschichten zu erzählen, die das Interesse sendegebietsweit wecken. Dabei können durchaus lokale Geschichten auch zu regionalen werden, wenn der Sachverhalt spannend und gut ist. Zugegebenermaßen kein leichtes Unterfangen, aber wir sind motiviert, dies unter dem Motto „unsere Stärken stärken“ zu kultivieren.

Eine Bemerkung in diesem Zusammenhang sei mir noch erlaubt: lokal ist schon lang nicht mehr die interessante Grundlage für die Hörerschaft wie im letzten Jahrtausend. Da hat sich viel verändert. Zum Beispiel findet ein gutgemachter Veranstaltungskalender allemal mehr Akzeptanz als dröge Berichte aus der Lokalpolitik oder das Herunterleiern von Sportergebnissen.

 

„Ein gutgemachter Veranstaltungskalender findet allemal mehr Akzeptanz als dröge Berichte aus der Lokalpolitik oder das Herunterleiern von Sportergebnissen“

 

RADIOSZENE: Sie senden aktuell ein populäres AC-Musikformat mit einem ansteigenden Anteil an neueren und einem gleichzeitig zurückgehenden Wert an Titel aus den 80er und 90er Jahren. Hat sich der Stellenwert des Musikformats im Radio in Zeiten von Musikstreaming-Diensten zuletzt verändert?

Klaus Schunk: Das Musikformat von Radio Regenbogen ist ein optimierter Mix für unsere Zielgruppe. Zum einen sorgt der hohe Anteil aktueller Musik für einen modern klingenden Sound und zum anderen greifen wir durchaus verstärkt auf ältere Musikdekaden und deren Hits zurück. Unabhängig davon bedient Radio Regenbogen ja online 24 Music-Channels.

Zweifelsohne hat sich der Stellenwert des Musikformats im Radio in Zeiten von Musik-Streamingdiensten verändert. Es kommt wieder mehr darauf an, was zwischen den Musiktiteln angeboten wird. Ich glaube, wir stehen vor einer Renaissance des Contents! Dies wird, glaube ich, die entscheidende Auseinandersetzung unserer Gattung in den nächsten Jahren sein: bleiben wir unterhaltsam, überraschend und informativ.

Radio Regenbogen 2 Studio
Radio Regenbogen 2 Studio

RADIOSZENE: In 2016 haben Sie auf den ehemaligen Frequenzen von Sunshine Live in Nordbaden mit Regenbogen Zwei ein Schwesterprogramm mit Rockhits gestartet. Wie entwickelt sich dieses Format?

Klaus Schunk: Mit der Entwicklung von Regenbogen Zwei in der Metropolregion Rhein-Neckar bin ich zufrieden. Das Format als lokales Programm für Erwachsene mit deutlichem Rockanteil erfüllt offensichtlich die Bedürfnisse und Wünsche einer Hörerschaft, die sich bis dato von den Radioangeboten vernachlässigt fühlte.

Die Marke etabliert sich und wächst auf allen Kanälen, wie UKW, DAB+, der App und im Web mit vielen zusätzlichen Special-Interest-Angeboten für unsere User. Als Lokalsender engagieren wir uns in der Region und zeigen vor Ort Flagge mit unseren Aktionen und Events, wie der Verrockten Mittagspause, den Rockschuppen-Konzerten oder dem Reportage-Format „Regenbogen Zwei Feierabend unterwegs…“. Außerdem setzen wir mit unserem Moderatoren-Team wie etwa bei „Pfeffer“ am Morgen im Kickstart auf lokale Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben, hier zuhause sind und sich auskennen.

 

„Es kommt wieder mehr darauf an, was zwischen den Musiktiteln angeboten wird“

 

RADIOSZENE: Wenn Sie auf die vergangenen dreißig Jahre zurückblicken – in welchen Bereichen hat sich Radio Regenbogen beziehungsweise der Hörfunk allgemein am grundlegendsten verändert?

Klaus Schunk: Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sich in den Ohren der Hörer beim ersten Hinhören Radio so sehr in den vergangenen 30 Jahren verändert hat. Natürlich ist das Medium schneller im Sound, überraschender in den Verpackungselementen und abwechslungsreicher in Aktion und Präsentation geworden. Dafür hat schon der Radiomarkt gesorgt und alle haben sich dahin bewegt. Die grundlegendste Veränderung für Radiomacher ist: Wir haben deutlich mehr Ausspielwege als in der letzten Dekade oder zuvor zu bespielen und das bei nahezu gleichem Personaleinsatz. Da ändern sich Abläufe, Dynamik bei den Kollegen und beim Nervenkostüm der Verantwortlichen. Ganz abgesehen mal davon, dass das Bespielen dieser Ausspielwege in Summe deutlich mehr an Investitionen und laufenden Kosten verursacht, als viele Experten noch vor wenigen Jahren vorhergesagt haben.

10 Jahre Radio Regenbogen
10 Jahre Radio Regenbogen

Und das Herausfordernde beim Radio ist: Das müssen wir schlicht und einfach verdienen!!!

RADIOSZENE: Welche Aussichten prognostizieren Sie für die Gattung Radio in den kommenden Jahren, welche Anstrengungen müssen unternommen werden, um das Medium auch künftig konkurrenzfähig zu halten?

Klaus Schunk: Zuerst müssen wir unsere innenpolitischen Probleme lösen: Innenpolitik meint das duale Rundfunksystem. Wir Privaten benötigen mehr denn je Chancengleichheit im Markt. Diese ist insbesondere in den letzten zehn Jahren verloren gegangen. Die Gattung Radio an und für sich wird die Herausforderung der Digitalisierung annehmen. Dabei wäre es fahrlässig, Digitalisierung auf DAB+ zu verkürzen. Dies kam zuerst, ist aber sicherlich nicht der Verbreitungsweg für die Radioveranstalter. Wir müssen diskriminierungsfrei auf alle Endgeräte (Smartphones) kommen. Zudem brauchen wir Auffindbarkeit und ein digitales „must carry“ für Hörfunk auf den Plattformen und im Kabel. Diese ordnungspolitisch erreichbaren Vorgaben vorausgesetzt, bin ich der Überzeugung, dass engagierte Macher, Redakteure und Moderatoren den Radioprodukten ein unverwechselbares Feeling, eine Aura des Zuhörenwollens und damit den entscheidenden Vorteil gegenüber Streamingdiensten erreichen.

Alle Bilder ©Radio Regenbogen

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