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Wo gibt’s den best klingenden Radiosender der Welt?

James Cridland's Radio Futrure

In einer Bar in Kanada stürzten sich zwei Männer auf mich – und fragte mich freundlich eine einfache Frage: Wo gibts den am besten klingenden Radiosender der Welt? Was für eine großartige Frage!

Eine Antwort habe ich tunlichst vermieden. Drum haben wir es nur ein wenig besprochen. Und ich denke, wir haben eine breite Übereinstimmung darüber, was uns zu großartig klingenden Radiostationen verhilft und welche Dinge wir brauchen.

Die Frage erwartet zunächst die Auswahl eines ganz bestimmten Landes für die Antwort. Ich glaube nicht, dass das möglich ist – es wird in jedem Land eine brillante Radiostation und überall Müllradiostationen geben. Es ist auch relativ sinnlos: man kann nicht einfach dort hin reisen und sich alles anhören. Stattdessen sollte man die Frage besser mit einer Stadt beantworten.

Aber welche Stadt? Als wir darüber rätselten, erkannten wir, dass eine Reihe von Bedingungen für eine gut klingende Radiostation erfüllt sein muss.

Man benötigt eine gesunde Wirtschaft – eine, die Hörfunkunternehmen hilft, in gutes Personal und in Programmgestaltung zu investieren, anstatt nur Kosten zu senken. Mehr Geld bedeutet mehr Geld für Talente, Produktion und Marketing. Und während es so etwas nicht immer gibt, wird ein Radiosender mit Geld, die dieses auch dafür ausgibt, normalerweise besser klingen als eine ohne. Radio wächst in vielen Märkten der Welt – sowohl Finnland als auch Großbritannien haben vor kurzem Rekordzahlen veröffentlicht – und Australien ist im Aufwind. Aber die städtischen Wirtschaftsverhältnisse unterscheiden sich sehr von den landesweiten. Fast überall stehen große Städte besser da als ländliche Gebiete – im selben Land.

Radioglobus

Man braucht einen fairen Wettbewerb, vor allem in einzelnen Formaten. Nur mit einer Top 40-Station ist’s nicht getan; deren Mannschaft könnte selbstgefällig werden und müsste nicht so hart arbeiten, wenn es keine andere Station gäbe, die ihnen auf den Fersen ist.

Und wir diskutierten weiter: man braucht offenbar an den meisten Orten sowohl öffentliches als auch kommerzielles Radio, um die Qualität von beiden so hoch wie möglich zu halten. In den meisten Fällen bedeutet öffentliches Radio weniger oder gar keine Werbespots on air. Die privaten Stationen müssten das im Auge behalten, wenn sie ihre Sendungen produzieren. Ein qualitativ hochwertiger öffentlicher Rundfunkveranstalter zieht in der Regel die Qualität der anderen mit nach oben.

Auch ein Multi-Plattform-Radiomarkt hilft natürlich, den Wettbewerb zu erhöhen. Ob DAB oder Internetradio – mehr Auswahl für die Hörer kann zu höherwertiger Programmgestaltung führen, da Radiostationen gezwungen wären, härter zu arbeiten, um Marktanteile zu behalten.

Unsere bierfeuchte Tafel hob auch eine weitere Bedingung hervor: ein Markt muss in Bewegung bleiben! Wenn es keine Bewegung in den Rankings gibt, wirkt das Angebot ein wenig abgestanden. Aber wenn es regelmäßige Umwälzungen und Wechsel in der Radioordnung gibt, führt das zu interessanterem Wettbewerb.

Schließlich – und das ist einfach nur Faulheit: Eine andere Voraussetzung ist, dass es in englischer Sprache sein muss. Dies mag umstritten sein, aber es ist nicht gut, Leute beispielsweise auf norwegische Stationen aufmerksam zu machen, da deren atemberaubende Programmgestaltung bei den meisten Menschen, die nicht norwegisch sprechen, verloren gehen könnte.
Und als Engländer bin ich faul, wenn es darum geht, neue Sprachen zu erlernen. Tut mir leid. Aber so isses nun mal. (Diese Kolumne wird ins Deutsche übersetzt – mal sehen, wie die Kommentare unterhalb der deutschen Version ausfallen).

Wie auch immer: Mit all diesen Bedingungen im Auge, würde ich gerne die folgenden vier Städte für „Bestklingende Radiostationen“ vorschlagen …

  • London: eine starke BBC und fast permanente Wechsel zwischen Stationen von Bauer und Global als kommerzielle Nummer 1 – und eine riesige Menge Auswahl digitaler Stationen.
  • Sydney: gut ausgestattete Stationen in konstantem Wechsel (zumindest auf UKW), mit zusätzlicher Auswahl digitaler Stationen, die allerdings mit beginnenden Einbrüchen kämpfen.
  • Vancouver: Dieser Markt weist mehr Bewegung auf als Toronto; daher interessanter zu hören als „dieselben alten“ Stationen aus Kanadas größtem Markt.
  • Dublin: Ein sehr wettbewerbsorientierter Markt mit einer Vielzahl von Stationen und Formaten, sowohl lokal als auch national.

Und nein, hier gibt es keinen vorzeigbaren US-Radio-Markt. In der Meinung meiner Freunde rund um den Tisch ist das US-Radio seit vielen Jahren nicht das „bestklingendste“. Die Kommentarfunktion steht auch denen offen, die meinen, dass wir uns irren.

XPLR: MEDIA Radio-Report