Die Verbreitung von DAB+ in Deutschland geht voran, ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Eine zweite nationale Abdeckung mit DAB+ soll noch in diesem Jahr starten. Die Überraschung: Der Hamburger Bauer-Verlag will sich offenbar für die Ausschreibung bewerben. Und das, obwohl die Bauer Media Group in Deutschland bislang wenig im Radiobusiness vertreten ist (nur eine Beteiligung an Radio Hamburg).
Schon seit längerem setzt sich Bauers Konzerngeschäftsführer Andreas Schoo für DAB+ ein. In einem Interview mit dem Branchenmagazin „Werben & Verkaufen“ sagte er: „Wir wissen aus Großbritannien, dass DAB+ ein unglaublicher Treiber für Innovation und auch für Reichweite und neue Zielgruppen ist.“ In Großbritannien hat DAB+ eine Verbreitung von über 50 Prozent. Dass Deutschland dieser Entwicklung immer noch ziemlich hinterherhinkt, findet Schoo nicht gut: „Die deutschen Radio Unternehmer tun sich keinen Gefallen, wenn Sie auf diesen Bereich verzichten.“ Um das Digitalradio in Deutschland beliebter zu machen, hat Bauer Steve Parkinson von Bauer Media aus London und Lena Puntila von Bauer Media Oy ins Boot geholt.
Es könnte die letzte Chance sein, mit einem Schlag einen bundesweiten Sender über DAB+ auszustrahlen. Für Bauer wäre das durchaus machbar – in Finnland hat das Unternehmen Beteiligungen an zahlreichen Sendern und in England hat Bauer bereits eine zweite Abdeckung (Multiplex) aufgebaut.
Dass Digitalradio in Deutschland nicht nur von Radionutzern, sondern auch von den Machern bisher eine geringe Akzeptanz erfährt, liegt für Jörg Brandt von den Omnicom Media Group Germany vor allem am nicht vorhandenen Werbemarkt. „Damit sich das ändert, müsste es Belege für die Nutzung, respektive attraktive Angebote geben.“ Die MA erfasst bisher keinen Unterschied zwischen UKW-, DAB- oder Stremingnutzung. Für die Durchsetzung von DAB+ müsse es laut Brandt also einen Mehrwert geben. „warum soll jemand die DAB-Radio nutzen, um dann weitesgehend das Gleiche zu hören wie über UKW oder Stream?“
Quelle: Werben und Verkaufen 41/2016