Von Wolf-Dieter Roth
Geoblocking ist eine gängige Technik, um den Aufruf von Video- und Downloaddiensten auf die Länder einzuschränken, in denen Lizenzen erworben wurden. Droht hier eine digitale Mauer auch für Radio?
„Dieses Video kann in Ihrem Land leider nicht angezeigt werden, weil…“. Eine allzu bekannte Meldung auf Youtube, wo es gar keinen Spaß macht, Deutscher zu sein. Der Grund: Bislang zahlt Youtube nicht die geforderten Lizenzkosten an die GEMA, stellt dann aber seinerseits gerne die GEMA als Schuldige hin.
Den normalen User interessiert nicht, wer Schuld hat, er versteht es auch meist gar nicht. Ihn ärgert nur, dass er das ihm gerade so warm empfohlene Video jetzt nicht sehen kann. Selbst der Youtube-Rekordhalter Psy mit seinem Viral-Hit Gangnam Style war lange Zeit aus Deutschland gesperrt – erst nach über 2 Milliarden Aufrufen, als das extra deshalb notwendige Nachbessern des YouTube-Zählers durch die Medien ging, durften auch Deutsche das Video auf Youtube sehen. Vorher durften sie nur den Zähler triggern.
In den „alten“ Medien ist Geoblocking noch viel verbreiteter: Sowohl Pay- als auch Free-TV und auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen haben hier Rechte-Probleme mit Sportübertragungen und Spielfilmen. Diese werden dann entweder gar nicht gestreamt und in die Mediatheken eingestellt oder eben mit Geoblocking versehen: Wer aus dem falschen Land kommt, bekommt nichts zu sehen.
Wirklich sicher sind diese Sperren nicht: Mancher Provider meldet sich mit einer IP, die ihn als „Ausland“ erscheinen lässt, obwohl der Zuschauer doch im Land sitzt. Umgekehrt lassen sich mit Proxies die Sperren umgehen.
Bei Audio-Downloaddiensten und Archiven wird Geoblocking auch verwendet. Der BBC-iPlayer („listen again“) war lange Zeit nur für Hörer aus UK zugänglich – inzwischen wurde er „geöffnet“ (RADIOSZENE berichtete).
Besteht auch für einfaches Internetradio die Gefahr, dass Geoblocking auf Wunsch der Rechteindustrie eingeführt wird? Eine Stellungnahme des VPRT zu den Vorschlägen der EU-Kommission zum Digitalen Binnenmarkt sorgte dieser Tage hier für Verwirrung.
Für manche Regierungen wäre es ja ein Segen, wenn beispielsweise die Deutsche Welle außerhalb Deutschlands nicht mehr gestreamt werden dürfte – dann müssten sie sie nicht mehr selbst blocken. Da der Sender wiederum nicht für das Hören innerhalb Deutschlands vorgesehen ist, wäre seine aggressiv erkämpfte Internetpräsenz, die zusammen mit Satellitenabstrahlung die eingestellte terrestrische Übertragung ersetzen soll, damit sinnlos. Doch Sebastian Artymiak vom VPRT kann Entwarnung geben: Beim Radio ist bis auf weiteres nicht vorgesehen, Geoblocking einzuführen. Es geht wirklich nur um Video- und Download-Dienste. Jedenfalls momentan.