Von Inge Seibel
Einige Gedanken zum Abschied des langjährigen Antenne Thüringen-Geschäftsführers Hans-Jürgen Kratz, der zuerst mein Chef und zeitweise mein “Gegner” war. Inzwischen ist er für mich längst ein geschätzter Kollege in der Radiobranche.
Ich bin da mal ganz unbescheiden: Für mich war die wichtigste Entscheidung von Hans-Jürgen Kratz, dass er mich 1995 als Programmchefin zu Antenne Thüringen holte. Gemeinsam mit so großartigen Kollegen wie Sina Peschke, Josy Müller, Frank Brachvogel, Jan Donner, Jörg Gänsler, Jörg Petzold, Eric Jeitner, Thomas Kreuz und vielen anderen gelang es uns seinerzeit, den irgendwie dahin siechenden ersten Privatsender im Freistaat zum Erfolg zu führen. Innerhalb eines Jahres konnten wir die Zahl der Hörer von 140.000 (MA 1995) auf 222.000 (MA 1996) steigern. Seitdem hat Antenne dieses hohe Niveau beibehalten und zählt zu den erfolgreichen Privatsendern in der deutschen Radiolandschaft. Und auch ich erinnere mich gern an meine drei Jahre in den Diensten von Antenne Thüringen — und an unseren Auftritt als “Eklatante Radiotanten” beim 5. Geburtstag vor 20.000 Fans in der Erfurter Messehalle im Februar 1998 — nur vier Monate bevor meine wundervolle Tochter Julia geboren wurde.
Das große Verdienst von Hans-Jürgen Kratz ist es, dass er seinerzeit aus einem — wie man in der Branche kolportierte — “ziemlich chaotischen Haufen in Weimar” ein professionell geführtes mittelständiges Medienunternehmen machte, das er über 20 Jahre lang souverän leitete und damit beste Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Radioprogramm schuf. Es wäre unredlich, wenn ich hier unseren Zwist am Ende meiner Elternzeit ganz verschweigen würde, der im Jahr 2002 vor dem Arbeitsgericht in Erfurt (zu meinen Gunsten) endete und dann auch noch in der regionalen Presse “landete”. “Bild Thüringen” schrieb seinerzeit: “So hart kann Antenne sein — nach dem Baby kam die Kündigung”.
Ich empfinde es deswegen als große menschliche Stärke, dass sich Hans-Jürgen Kratz schon seit Jahren um ein ordentliches Miteinander bemüht, bei unseren Treffen auf Radioveranstaltungen nie “nachkarrt” und mich jetzt sogar zu seiner offiziellen Verabschiedung in das Leonardo Hotel in Weimar, ganz in der Nähe meiner ehemaligen Wirkungsstätte gemeinsam mit Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, vielen Honoratioren aus der Radiobranche sowie ehemaligen Kollegen von Antenne Thüringen einlud. Ich wünsche meinem ehemaligen Chef Hans-Jürgen Kratz viele schöne Jahre im wohlverdienten Ruhestand und hoffe, dass sein Nachfolger Marco Maier den Sender ebenso souverän und erfolgreich weiterführt.
PS: Für eine Überraschung sorgte der Chef der Radiokonkurrenz aus Erfurt. Lars Gerdau schenkte dem scheidenden Antenne-Geschäftsführer seine eigene URL, die sich die Landeswelle vor Jahren hatte sichern lassen. Unter hansjuergenkratz.de sind alle Videos und Bilder der Abschiedsfeier abrufbar.
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