CeBIT-Fazit zum Digitalradio: „Mehr Empfang, mehr Service“

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In der vergangenen Woche traf sich die digitale Welt in Niedersachsen zur jährlichen Computer- und IT-Messe „CeBIT“. Auch für das Projektbüro Digitalradio brachte die Messe neue Impulse und man hofft, neue DAB-Hörer gewonnen zu haben. Schließlich wird das Jahr 2012 mit neuen Sendern und Entwicklungen im Servicebereich begleitet.

Mehr Infos für das Navi – derzeit nur ein Test

Die CeBIT 2012 ist zu Ende gegangen, am Samstagabend wurden die Messehallen in Hannover geschlossen. Erstmals präsentierte sich auf dieser Veranstaltung das Digitalradio nach Standard DAB+ am Stand der ARD und des Norddeutschen Rundfunks. Wichtigstes Thema war an dieser Stelle der Verkehrsfunk der einzelnen Landesrundfunkanstalten und die Vernetzung der dieser Angebote. Durch das am 1.8.2011 gestartete Digitalradio können auch Verkehrsdaten übermittelt werden. Das Zauberwort heißt „TPEG“ (Transport Protocol Experts Group)  und ist gewissermaßen die Weiterentwicklung von „TMC“, dem bisher über das Radio Data System (RDS) ausgestrahlten Datendienst, der die Navigationsgeräte mit Stau-Updates und anderen Verkehrsdaten versorgt. TPEG kann das ebenfalls, jedoch zuverlässiger, schneller und ausführlicher. So enthält das System sogar Funktionen, um etwa Hindernisse auf der Fahrtstrecke genauer zu kennzeichnen oder über die Parkplatzsituation am Ziel der Reise zu informieren. Ein TPEG-Testservice ist zum aktuellen Zeitpunkt bereits im bundesweiten Multiplex „on Air“. Primär nutzt dieser jedoch nur den Endgeräteherstellern, denn Navigationsgeräte mit TPEG sind derzeit noch Mangelware. Doch das Thema sei „in der Roadmap“ der Automobilhersteller und in die Weiterentwicklung eingeplant, erläutert Maik Elster vom Projektbüro Digitalradio. Besser sähe es seiner Meinung nach bei den reinen Digitalradios aus. In fast jede Fahrzeugklasse lasse sich ein DABplus-Endgerät einbauen, nachrüsten oder gleich beim Neuwagenkauf bestellen.

Internetradio: keine Alternative, aber Ergänzung

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Das "Sensia" von PURE ist ein Hybridradio. Es unterstützt bereits "RadioDNS" und bietet neben DAB+ und UKW auch WLAN-Radio-Empfang.

Wer über ein Mobiltelefon oder ein spezielles Autoradio per Handynetz Radio hört, werde damit allenfalls in den Ballungsräumen glücklich, fährt man quer durch Deutschland, so habe man mit häufigen Verbindungsabbrüchen zu kämpfen, meint Elster. „Viele andere Zusatzinformationen sind zudem gar nicht für die Autofahrer optimiert, belasten aber die Datenflatrate des Nutzers“. Auch LTE sieht er nicht als Alternative zu DAB+. Flächendeckend werde auch das neue, schnelle Mobilfunknetz zunächst nicht verfügbar sein, außerdem würde der monatliche Betrag für eine Datenflatrate bleiben. Digitalradio hingegen sei im Betrieb für den Hörer kostenfrei.

Als Ergänzung sieht das Projektbüro Digitalradio, ein Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Privatsender, das Internet jedoch schon. So gäbe es zahlreiche Hybridgeräte auf dem Markt, außerdem würden bereits jetzt über Antenne empfangene Daten teils mit Onlinediensten ergänzt, führt Elster auf. Aktuell beschränke sich dieses System (Radio DNS) jedoch auf Slideshows, also programmbegleitende Bilderreihen. In 1-2 Jahren sei es dann auch möglich, Audioinhalte „on Demand“, also auf Abruf, zusätzlich zum DAB-Digitalradioprogramm aufzurufen.

Messegelände Hannover (Bild: Deutsche Messe Hannover)
Messegelände Hannover (Bild: Deutsche Messe Hannover)

Mehr Senderstandorte

Nach sieben Monaten seien bereits drei Viertel der Fläche Deutschlands mit Digitalradio versorgt. „Ich denke, dass spricht schon für sich“, freut sich Maik Elster, „doch es wird noch besser“. Verschiedene Ausbauszenarien würden besprochen werden, bereits in den nächsten Monaten sollen 16 neue Sendestandorte starten. Damit sollen Versorgungslücken gefüllt werden, wie auch durch einzelne Leistungserhöhungen. Empfangen werden kann DAB mit über 130 Gerätetypen, die das Büro auf seiner Webseite listet. „Die Produktpalette wächst jeden Tag“ meint Elster und weist auch auf die Empfangsgeräte hin, die am ARD-Stand präsentiert werden. Neben Internetradios, Adaptern für das Autoradio und klassischen Küchenradios findet sich dort auch ein USB-Stick, der einen Dienst namens „Journaline“ unterstützt. Damit können z.B. Nachrichten in Textform übertragen werden. Gegenwärtig nutzen beispielsweise das Deutschlandradio und LoungeFM diesen Dienst.

Genaue Zahlen über die bereits verkauften Geräte lägen dem Projektbüro nicht vor. Jedoch habe man die Rückmeldung erhalten, dass die Nachfrage groß sei und viele Händler und Hersteller bereits bei den Lieferanten nachbestellen müssten. Grund sich zurückzulehnen ist das aber nicht. Es gäbe noch viele Personen, die unsicher bezüglich DAB+ seien. So würde die in den vergangenen Wochen betriebene Info-Kampagne zum Aus der analogen Satellitenübertragung für Verunsicherungen sorgen, ob denn auch das analoge Radio über Antenne sein jähes Ende finde und man ohne DAB-Empfang quasi auf dem Trockenen sitze. „UKW wird natürlich nicht abgeschaltet“ beruhigt Elster. Doch wer sich ein neues Radio kaufen wolle, der solle auch ein Digitalradio in Betracht ziehen, schließlich könne es weiterhin UKW empfangen und zusätzlich noch die neuen DAB-Sender wiedergeben. Zur Verbreitung von DAB+ sei im Übrigen noch mehr Werbung nötig, etwa auf Messen wie der CeBIT.

Im Hörfunkbereich passierte dies bereits: SWR3 und DASDING beispielsweise warben in den vergangenen Wochen verstärkt für DAB+, um die neue Technologie bekannter zu machen. Maik Elster fasst zusammen: „Jetzt muss man Digitalradio bei den Hörern langsam ankommen lassen.“ Der Erfolg von DAB+ wird also nicht von heute auf morgen messbar sein, aber er wird kommen. Davon ist das Projektbüro aus Baden-Baden überzeugt.

 

Interview mit Maik Elster vom Projektbüro Digitalradio

O-Töne via www.presslive.de

Weiterführende Informationen:
Homepage des Projektbüros Digitalradio mit Empfangsprognose