Schon 1997 haben wir bei Antenne MV einen bewusst realitätsfernen Blick in Mecklenburg-Vorpommerns rosige Zukunft gewagt. Damals hatten wir vor allem Raps im Sinn – und kannten “Corona” noch nicht einmal als Biermarke. Leider sollte doch alles anders kommen, als wir fiktional für das Jahr 2020 geplant hatten.
Glück gehabt. Beim Aufräumen meiner Audiodateien am vierten Adventswochenende sind auch schöne Erinnerungen an meine Zeit als Geschäftsführer und Programmdirektor von Antenne MV (1993-1998) wieder “aufgetaucht”. So habe ich drei Episoden der Comedyreihe “MV 2020” wieder entdeckt, die 1997 mit etwa 20 Folgen entstanden war. Unter diesem Titel haben wir damals Blicke in die “rosige Zukunft” Mecklenburg-Vorpommerns geworfen. In einer der ersten Folgen gab’s gleich die gute Nachricht, dass es im Jahr 2020 längst keine Rundfunkgebühren (wie die “Beiträge” seinerzeit noch hießen) geben würde – im Gegenteil…
Rundfunkgebühren gab’s gestern. Im Jahr 2020 müssen die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihren Nutzern ein steuerfreies Schmerzensgeld in Höhe von 91,50 Mark/Monat zahlen.
Mit Raps zu Reichtum
Das grundlegende Szenario für die Reihe sah vor, dass Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahr 2020 zu unendlichem Reichtum gelangt. Auf Rat des – real existierenden – früheren Bundesverkehrsministers Günther Krause wird im ganzen Land auf jedem freien Fleckchen Erde Raps angebaut und in mehreren Großraffinieren zu Kraftstoff verarbeitet. Dank Mecklenburg-Vorpommern ist damit ganz Europa unabhängig von den Öl-Emiraten. Und selbst die Norweger werden neidisch, weil das Rapsöl (irgendwie) reichhaltiger sprudelt, als das “Schwarze Gold” aus der Nordsee.
Dieser Raps-Boom hat selbstverständlich Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Mecklenburg-Vorpommern ist zum wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum Deutschlands, nein ganz Europas geworden. Das gilt auch für den Sport: Im Fußball ist Hansa Rostock in Europa längst das, was einst Real Madrid, AC Mailand und Bayern München gemeinsam waren: Seit Jahren unangefochtener Sieger der Champions League. Die Baltic Sea Arena in Rostock fasst 70.000 Zuschauer. Alle Spiele sind trotz horrender Eintrittspreise ausverkauft.
Gastarbeiter aus Bayern und BaWü
Mecklenburger und Vorpommern können sich teure Hobbys, nahezu tägliche Besuche in erstklassigen Restaurants und Luxusgüter locker leisten. Das Durchschnittseinkommen liegt 40 Prozent über dem der einstmals so wohlhabenden Hamburger Pfeffersäcke. Fast alle Familien im Nordosten verfügen über eigene Rapsanbauflächen. Für Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung werden schon seit Jahren Gastarbeiter*innen aus Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen angeworben. Weil die es mit der historisch verwurzelten mecklenburg-vorpommerschen Servicekultur nicht immer so genau nehmen, müssen gelegentlich Gerichte einschreiten – wie ein Fall aus Greifswald zeigt…
Ein Gericht in Greifswald hat einen Mitarbeiter des Einwohner-Service-Centers wegen vorsätzlicher Unfreundlichkeit im Amt zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Aus Plate in die ganze Welt
Der frühere Privatsender Antenne MV aus dem Dorf Plate hatte als erstes deutsches Medienunternehmen schon 1997 die Chancen und Möglichkeiten von crossmedialen Produktionen und multimedialen Ausspielwegen über das Internet erkannt. Inzwischen ist in dem früher so beschaulichen Dorf bei Schwerin ein internationaler Konzern entstanden, dessen News Service in ganz Europa genutzt wird. Aus Anlass des 9900. Sendetages wurde jetzt angekündigt, dass MV 2020 künftig seinen News Service in Kisuaheli auch in Teilen Afrikas verbreiten wird.
Die Sonderausgabe zum 9900. Sendetage mit Vorstellung der inzwischen internationalen Angebote, u.a. in Englisch, Russisch, Spanisch und Schwedisch.