Hörerbindung zur vollen Stunde

James Cridland's Radio FutureWie man zur vollen Stunde mit wenig Aufwand die Hörerbindung erhöht

Neulich konnte ich mit einigen Studenten sprechen. Während ich in meinem Büro in Brisbane saß, lauschten sie in einem Klassenzimmer in einer malerischen und vor allem bierseligen Stadt im Nordwesten Belgiens. Unter anderem sprach ich darüber, wie wichtig Multiplattform-Radio wird. Wie immer kam eine Überraschung dabei heraus.

Ein Beispiel: Im Vereinigten Königreich hört beispielsweise nur etwa die Hälfte aller Radiohörer via Mittelwelle oder UKW Radio. Der Rest hört Radio auf anderen Plattformen: DAB, online, oder über das Fernsehen.

Wenn Sie bei einer Radiostation arbeiten, sorgen Sie am besten für Erreichbarkeit auf verschiedenen Wegen. Vielleicht auf UKW, online, mittels App oder auf andere Weise.

Heutzutage bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die Hörer Neues ausprobieren zu lassen und mehr Hörerbindung zu erreichen. Alle Studien, die ich bisher gelesen habe, scheinen aufzuzeigen, dass ein Handy als Radio dient, „wenn man nicht an ein Radio kommt“. Online-Streaming ist optimal für den Arbeitsplatz, wenn Sie einen hochwertigen Desktop-Player auf der Website verwenden. Radio über den Fernseher – vielleicht per Kabel, vielleicht auf dem Sendeplatz Ihrer eigenen Firma – bringt Live-Radio ins Wohnzimmer oder Kinderzimmer, während die Kids ihre Hausaufgaben machen.

James Cridland über Hörerbindung zur vollen Stunde (Bild: James Cridland)
(Bild: James Cridland)

In vielen Teilen der Welt wurde erfolgreich hart daran gearbeitet, Radiostationen an den verschiedensten Orten hörbar zu machen – um dann ganz zu vernachlässigen, diesen Erfolg auch zu erwähnen. Sie würden überrascht sein, wieviele Leute nicht wissen, dass Sie auf eine bestimmte Art und Weise zu empfangen sind. Vermutlich würden sie öfter einschalten, wenn sie es wüssten und so erreichen Sie mehr Hörerbindung.

Würden Sie sich in einem britischen oder australischen Elektronik-Verkaufsraum verstecken, würden Sie DAB-Nutzer sich fragen hören, ob das Digitalradio auch den Lieblingsradiosender empfängt. Wenn die DAB-Fans das nicht wissen, haben Sie ein Problem.

Viele Radiostationen bringen den Sendernamen zur vollen Stunde. In den USA sind Station-IDs sogar gesetzlich vorgeschrieben; in den meisten anderen Ländern ist das aber nicht der Fall. Die meisten Stationen senden eine und packen diese zu ihrer stündlichen Nachrichtensendung und deren eindrucksvoll klingenden Nachrichtenjingle. Dies ist der passendste Ort, um Zuhörer daran zu erinnern, wo sie Sie finden – und um sie an Ihr Unterhaltungs-Versprechen zu erinnern. Jede Stunde. Den ganzen Tag. Einige Beispiele könnten sein:

  1. Hören Sie uns online, mit der iHeartRadio App, im Digitalradio und auf 693 AM… wir spielen die Hits und große Klassiker… Sie hören Brisbanes 4KQ.
  2. Hören Sie uns online, auf Radioplayer Kanada, HD2 101.1, und auf 980 AM… hier ist Vancouver’s News and Talk: CKNW.
  3. Die Hits von heute, die Favoriten von gestern – auf Ihrem Smartphone, online und auf UKW – hier ist Magic 106.7, WMJX, Boston.
  4. Ob auf UKW, online, mit dem Handy oder im Digitalradio: Leading Britain’s Conversation… das ist LBC.

Die letzte? Die ist nicht auf meinem Mist gewachsen – so identifiziert sich diese Londoner Radiostation selbst – und das seit mehr als zehn Jahren. Wenn Sie wissen wollen, wie es funktioniert – hier sind die Hörerzahlen. Es hat sich herausgestellt, dass es funktioniert!

James Cridland über Hörerbindung zur vollen Stunde (Bild: James Cridland)
(Bild: James Cridland)

Multi-Plattform-Radio ist unsere Zukunft – wir müssen auf möglichst vielen Geräten, die unsere Zuhörer bereits nutzen, hörbar sein. Eine Gruppe von Studenten in Belgien wird Ihnen sicherlich sagen, wie sie zuhören und auf welcher Plattform – und die Chancen stehen gut, dass es nicht gerade UKW ist.

Aber es nützt nichts, wenn wir nicht auch dem Publikum sagen, dass wir dort vertreten sind.


James CridlandDer “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.