Deutscher Schlager im Radio: Quo Vadis?

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Von Stephan Halfpap

Passen die Musikformate der Radiostationen tatsächlich noch zu den Anforderungen der Hörer? 

Marktforschung und soziodemografische Daten und Einordnungen (Sinus Milieu) geben klare Auskünfte über ein Format welches zur Zielgruppe passt. Das Ergebnis ist eindeutig. Was aber, wenn dieses Ergebnis in seiner Eindeutigkeit nur eine Konstruktion ist? Das Beispiel sind die sogenannten Melodieformate. Ein dehnbarer Begriff. Unter dieser Headline befinden sich sämtliche Schlager, Schlager-Oldie, Schlager-Pop und zum Teil auch Soft-Pop bzw. Oldie basierten Programme, die mal Schlagerprogramme waren. Ich kenne aus der Medienforschung verschiedener Anbieter zwei Möglichkeiten. Die einen sagen: Schlager ist vorbei als Radiothema und begrenzt. Die Anderen sagen: es geht noch länger gut weiter. Paradoxerweise ist beides irgendwie richtig. Warum?

Weil der Schlager tatsächlich begrenzt und weil Schlager orientierte Programme, die schon länger im Markt sind, tatsächlich weiterhin gute Quote haben. Aus meiner Sicht greift aber das Vehikel der Marktforschung, des Mapping, hier zu kurz. Denn Schlager ist nicht gleich Schlager und die Zielgruppe ist obendrein auch noch heterogen. Zweifelsfrei ist der Schlager der 60er und 70er Jahre und das, was man der ZDF Hitparade zuschreibt, eine echte Begrenzung und macht sicher keinen großen Teil der Hörerschaft glücklich. Zudem werden die hier Glücklichen durch die Beimischung von englischen Titeln wieder unglücklich.

Also, welcher Schlager ist denn der Richtige und was passt denn dazu? 

Die Formel, Hörer ist 50 oder gar 60 plus, die Beigabe von Oldies aus dem internationalen Bereich und dem Spielen der gesamten Schlagerwelt ab den 60ern, ist sicher keine optimale Mischung. Diese ist alt, gestrig und kann nur wie ein Oldie Format funktionieren, also als Programm, welches man ab und zu mal hört. Die Conclusio, der Schlagerhörer mag Oldies und deshalb mischen wir nur diese beiden “Farben“ in die Programme, schätzt den Hörer falsch ein.

Der Hörer, der Schlager mag und reden wir hier mal lieber von Interpreten wie Roland Kaiser, Andrea Berg, Helene Fischer, Münchner Freiheit, Bernhard Brink usw. mag es musikalisch einfach und ohne Anstrengung, aber damit eben auch poppig, denn so sind die Songs dieser Interpreten produziert. Wenn er es „poppig“ mag, dann sollten die internationalen Titel in erster Linie poppig sein. Sie können alt, aber eben auch moderner sein (also 80er bis heute).

Ein Melodienformat, welches den neuen Sound nur über die deutschen Schlager transportiert und dazu nur Altes mischt ist eindeutig nicht optimal aufgestellt. Konkret, neben Berg, Fischer, Kaiser passen doch hervorragend Lionel Richie, Celine Dion, Abba oder James Blunt.

Der Weg der Melodieformate liegt aus meiner Sicht nicht in einem schleichenden Wechsel hin zum Oldie Based AC, sondern in einem konsequenten Umsetzen in ein Schlager-Pop oder besser Deutsch-Pop Format, welches den Nostalgie Touch gänzlich ablegt.

 

Stephan Halfpap
Stephan Halfpap

Über den Autor:

Stephan Halfpap ist Spezialist für Marken und Programmstrategie, Musikformate und Teamoptimierung

E-Mail: info@halfpap.at