Digitalradio-Studie: DAB+ unverzichtbar – LTE 40 mal teurer

Digitalradio-Logo2011-smallDer Ausbau des Digitalradio-Sendenetzes DAB+ in Bayern ist zukunftsträchtig, günstig und verbraucherfreundlich – zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Technischen Universität München. Auf den Übertragungsstandard LTE zu setzen, wäre 40 mal teurer. Der flächendeckende Ausbau von DAB+ sei „der ökonomisch sinnvolle und einzig gangbare Weg“, um auf absehbare Zeit in Bayern eine fast vollständige terrestrische Digitalradio-Versorgung zu ermöglichen. Das Gutachten haben der Bayerische Rundfunk (BR) und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) gemeinsam in Auftrag gegeben. Es wurde beim Digitalradio-Gipfel „Radio ist Digital“ in München vorgestellt.

Broadcast schlägt Broadband: DAB+ (Digital Audio Broadcasting) ist laut Gutachten des Lehrstuhls für Controlling der TUM School of Management (Technische Universität München) am besten geeignet, die Bürger in allen Teilen Bayerns mit einer größtmöglichen Vielzahl an Hörfunkprogrammen zu versorgen. Der Radioempfang über LTE (Long Term Evolution) könne „wegen der hohen Ausbau- und Übertragungskosten auf absehbare Zeit keinen ausreichenden Beitrag zu einer flächendeckenden Versorgung Bayerns leisten.“ Auch für Verbraucher fielen bei LTE als technischer Alternative erhebliche Zusatzkosten an. „Die Kosten bei einer Übertragung über LTE liegen um etwa 40 Mal höher als die Kosten bei einer Übertragung über DAB+“, so die Wissenschaftler. Die Bedeutung des mobilen Webradios werde zunehmen, „kann jedoch auf absehbare Zeit DAB+ nicht ersetzen.“ Der DAB+-Standard sei „für die künftige Radioübertragung unverzichtbar“.

Ludger Lausberg (BRmedia GmbH) auf dem BR-Digitalradio-Gipfel
Ludger Lausberg (BRmedia GmbH) auf dem BR-Digitalradio-Gipfel

In dem Gutachten werden die anfallenden Kosten der terrestrischen Radioübertragung in Bayern über die beiden Übertragungsstandards DAB+ und LTE verglichen. Grundlage ist die aktuelle Hörfunknutzung in Bayern. Derzeit finden 75 Prozent des Radiokonsums über stationäre Geräte statt, 25 Prozent mobil. In dem Gutachten geht es speziell um die Kosten für die mobile Radionutzung. Sie entspricht in Bayern einer jährlichen Datenmenge von 133.231 Terabyte. Würde diese Datenmenge bei aktuellen Preisen für mobiles Internet über LTE übertragen werden, würden jährlich Kosten von knapp 617 Mio. Euro entstehen. Im Falle einer Übertragung über eMBMS (evolved Multimedia Broadcast Multicard Service, eine Erweiterung des LTE-Standards) lägen die Kosten bei 552 Mio. Euro. Dagegen liegen die Kosten bei einer Übertragung über DAB+ lediglich bei ca. 15,5 Mio. Euro jährlich. Die Kosten bei einer Übertragung über LTE sind also um etwa 40 Mal höher, als die Kosten bei einer DAB+-Verbreitung.

Intendant Ulrich Wilhelm (Bild: BR)
Intendant Ulrich Wilhelm (Bild: BR)

Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks: „Mit DAB+ werden wir unserem Auftrag gerecht, digitales Radio für möglichst jedermann günstig verfügbar zu machen. Wenn wir den Ausbau vorantreiben, haben die Hörer in Bayern auf viele Jahre ein äußerst verlässliches, leistungsfähiges und bezahlbares Digitalradio-Netz. Da sich abzeichnet, dass auch UKW durch das digitale Radio abgelöst werden wird, müssen wir den Übergangszeitraum gestalten und den Hörern einen reibungslosen Umstieg ermöglichen. Hierfür werden Initiativen des Gesetzgebers nötig sein. Mit der BLM sind wir uns einig, dass wir mit dem Ausbau von DAB+ den richtigen Pfad beschritten haben.“

Siegfried Schneider (Bild: BLM)
Siegfried Schneider (Bild: BLM)

BLM-Präsident Siegfried Schneider zu den Ergebnissen des Gutachtens: „Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine terrestrische Hörfunkversorgung ausschließlich über LTE aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten für den privaten Rundfunk zumindest mittelfristig nicht in Frage kommt. Zudem würden auf Sender und Hörer Kostensteigerungen für die Radionutzung zukommen. Die BLM setzt deshalb auf den weiteren Ausbau der DAB-Infrastruktur. Sinnvoll ist aus unserer Sicht die Nutzung von hybriden Radiogeräten, die den Empfang sowohl von UKW als auch der unterschiedlichen digitalen Standards ermöglichen und damit einen problemlosen Übergang von analoger zu digitaler terrestrischer Radioübertragung gewährleisten.“

Quelle: Pressemitteilungen des BR und der BLM.