Eingebettet in das Hauptformat AC hört man auf RTL Radio jeden Sonntag ein kleines, aber feines Subformat names „Wave Music Classics“. RADIOSZENE-Redakteur Hendrik Leuker fragte nach bei PD Holger Richter.
RADIOSZENE: Herr Richter, was ist „Wave Music“, oder besser was versteht RTL RADIO darunter?
Richter: Wave Music ist im Prinzip eine Mischung aus Smooth Jazz und Singer/Songwriter Music. Seit Jahrzehnten bekannte Interpreten wie z.B. George Benson, Randy Crawford, Al Jarreau, Earl Klugh, Bill Withers oder Kenny G treffen auf weniger bekannte Acts wie z.B. Slim Man, Anthony Weedon oder Eugene Ruffolo. Die Spannbreite reicht von ausgewählten Songs etablierter Pop-/ Rockinterpreten wie Michael McDonald, Chris Rea oder Annie Lennox bis zu Gruppen wie De Phazz, Morcheeba oder Peter Malick Group.
RADIOSZENE: Könnte so ein Format irgendwo sonst in Deutschland 24 Stunden am Tag funktionieren, oder ist das Format zu eng, um es erfolgreich zu vermarkten (es gibt bekanntlich 200 Wave- Stations in den USA)?
Richter: Das Format ist überhaupt nicht eng. Im Prinzip kann man den gesamten Bereich von den 50ern bis heute abbilden und erhält trotzdem eine homogene Musikmischung. Ich halte sogar ein 24 Stundenprogramm in deutschen Grosstädten oder auch als nationales Angebot für sehr erfolgversprechend, da es eine echte Alternative zu herkömmlichen Pop-Programmen bieten kann – wenn es denn auch unter kommerziellen Gesichtspunkten zusammengestellt wird. Hier liegt oftmals das eigentliche Problem, denn es handelt sich um „Special Interest Music“ bei der sich meist nur wenige auskennen. Das geht dann schnell mit gering ausgeprägter Kommerzialität einher und führt zu „schwer verdaulicher Kost“ im Programm. Die Folge: kaum messbare Reichweiten. Wenn dann noch eine intellektuell überfrachtete Programmpräsentation mit möglichst unkommerzieller Verpackung hinzukommt, ist man 1,2,3 im Nirvana. Meiner Meinung nach geht es aber auch anders.
RADIOSZENE: Was bewog RTL RADIO dazu, den Sonntagabend für eine Spezialsendung zur Wave- Music zu reservieren, warum läuft sie so spät abends?
Richter: Wir machen unsere Wave Music Sendung seit August 2002, das war noch zu Zeiten unseres Oldieformats. Wir haben den Sonntagabend gewählt, weil unser Wave Music Verständnis eher soft ausgerichtet ist und der Wochenendausklang dafür ideal ist. Die Sendung beginnt um 20 Uhr. Das ist meines Erachtens nicht spät und schon gar nicht spät abends. Wir haben für die Sendung auch eine eigene Verpackung produziert, die ich für sehr gelungen halte. Thomas Foster und Peter Kent haben da klasse Arbeit geleistet.
RADIOSZENE: Sind Ihnen Hörerzahlen bekannt? Wie kommt diese außergewöhnliche Sendung beim Hörerpublikum an?
Richter: Die Hörerzahlen sind sehr gut. Wir liegen mit der Sendung stabil über den Ergebnissen, die wir davor mit unserem normalen Format hatten. Die Resonanz, die wir dafür von den Hörern bekommen ist durchweg positiv.
RADIOSZENE: Warum wurde die anfängliche Moderation der Sendung eingestellt?
Richter: Der Moderator ging und wir hatten niemand anders, der mit der Musik was anfangen konnte. Da ich selbst auch keine Zeit finde, eine regelmässige Sendung zu moderieren, haben wir den Moderator ganz einfach weggelassen und festgestellt, dass sich die Sendung unmoderiert sogar irgendwie besser anhört. So spielt manchmal das Leben.
Ein umfangreicheres Programm oder gar ein Wave Music Format müsste meiner Meinung nach aber normal moderiert werden, da reine Musikstreams nicht funktionieren, weil keine soziale Bindung zwischen Sender und Hörer entsteht. Und genau hier liegt ja die eigentliche Stärke unseres Mediums.
RADIOSZENE: Im Internet findet man die Firma „Wave Music Company“, die für ihre Wave-Music Syndicationshow RTL Radio als Referenz angibt. Ist das noch aktuell?
Richter: Nein, die Sendung produzieren wir seit langem selbst. Ganz am Anfang hat die Firma uns jedoch einen umfangreichen Titelpool zur Verfügung gestellt und versorgt uns nach wie vor auch mit neuem Material. Die Auswahl treffen wir aber grundsätzlich selbst, da der Musicstream sich kommerziell in unser AC-Format eingliedern muss. Ich habe da so meine eigenen Vorstellungen.
RADIOSZENE: Ist es die einzige Spezialsendung bei RTL RADIO, oder sind auch andere Formate geplant?
Richter: Wir haben in der Vergangenheit immer mal wieder Spezialsendungen im Programm gehabt. Das wird auch in Zukunft so sein. Wave Music hat sich jedoch langfristig als tragfähig und quotenstabil erwiesen. Das war nicht bei allen Specials so.
RADIOSZENE: Warum plant RTL Group nicht einmal ein Angebot von unterschiedlichen Format-Radios erst mal im Internet (wie Talpa das in den Niederlanden macht: mit www.radiodigitaal.nl), die später mal als Digital- Radiopaket via DRM/DAB ausgestralt werden?
Richter: Ich kann da nicht für unsere Gruppe sprechen, bin jedoch persönlich der Meinung, dass Internetradio zumindest zur Zeit kein echtes Thema ist.
RADIOSZENE: Herr Richter vielen Dank für dieses Gespräch.
Die Playlist von RTL RADIO vom 27.08.06 (20.00 Uhr – 22.00 Uhr)
SIMPLY RED – Lost Weekand
CANDI STATON – Suspicious Minds
BOBBY CALDWELL – Baby, It’s Cold Outside
BARRY WHITE – Baby, We Better try And Get It Together
INCOGNITO – I Close My Eyes
JEAN CARNE – Don’t Let It Go To Your Head
LOU RAWLS & RAY CHARLES – That’s Where It’s At
SLIM MAN – Beginning
RANDY CRAWFORD – I’m Easy
CRAIG CHAQUICO – Fobidden Love
NORAH JONES – Come Away With Me
DAVID BENOIT & RUSS FREEMAN – After The love Has Gone
JHANE ISAACS – Summertime
LITTLE WILLIES – Roll On
AL JARREAU – L Is For Lover
RILKE PROJECT – In Meinem Wilden Herzen
DAVE KOZ – Wake Up Call
CHANTE MOORE – Everything We Want
JOAN OSBORNE – I’ll Be Around
CHRIS CAMOZZI – I Din’t Have Love
ANTHONY WEEDON – I Do
JONATHAN BUTLER – Story Of Life
MATT BIANCO – Half A Minute
IL DIVO – Unbreak My Heart
CESARIA – EVORA – Tiempo Y Silencio
PAUL CARRACK – Sunny
LINKS:
RTL Radio
Wave Music