Rundfunkmuseum Cham wiedereröffnet

Das Rundfunkmuseum Cham, das seit 2017 in einem ehemaligen Fernmeldeamt die Entwicklungsgeschichte der Rundfunk- und Fernsehtechnik, der Ton- und Bildaufzeichnung und der Elektroakustik zeigte, wurde nach einer grundlegenden Überarbeitung am 28./29. Oktober 2023 wiedereröffnet. Passend zum 100-jährigen Jubiläum regelmäßiger Rundfunksendungen in Deutschland.

Rundfunkmuseum Cham (Bild: Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Rundfunkmuseum Cham (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Das spektakulärste Objekt: Der Mittelwellensender von Ismaning

Zu den spektakulärsten Exponaten im Rundfunkmuseum zählt der Nautel-Sender, der bis 2015 in München-Ismaning auf 801 kHz sendete. Das Museumsteam hat ihn nach dem Sendeende abgebaut und in Cham wieder zusammengesetzt. Im neu geschaffenen Senderraum ist der Mittelwellensender mit einem Testprogramm und reduzierter Leistung in Betrieb. Auf dem Museumsdach befindet sich das Abstimmhaus, das wie die rotweisse Vertikalantenne ein verkleinerter Nachbau im Design der Originale darstellt. Am Besuchstag reichte der gute Empfang im Auto-Radio etwa 50 km weit.

Alle deutschen Mittelwellensender wurden plattgemacht. Alle? Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde herumgefragt, ob es irgendwo noch einen funktionsfähigen Mittelwellensender gäbe. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Alle deutschen Mittelwellensender wurden plattgemacht. Alle? Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde herumgefragt, ob es irgendwo noch einen funktionsfähigen Mittelwellensender gäbe. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Die spektakulärste Vielfalt: Röhren in Hülle und Fülle

Durch die Übernahme der Röhrensammlung der Marineoperationsschule Bremerhaven und viele Schenkungen, hat die Sammlung einen einzigartigen Umfang, fast aller Röhrentypen. Auch der Röhrenmessplatz RPM 400 der Firma Neuberger einst das größte Röhrenprüfgerät überhaupt, wurde am Eröffnungstag in Funktion vorgeführt.

Wer noch Röhrenradios kennt, erinnert sich an das warme Glühen. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Wer noch Röhrenradios kennt, erinnert sich an das warme Glühen. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Die spektakulärste Präsentation: Hier spielen nur Männer!

Mit großer Freude lässt Michael Heller es blitzen und knallen. Beeindruckend, wenn „We are the Champions“ aus den Funken kommt. „Ja, wir sind welche.“ Alles ist echt, denn ein Besucher bringt via Keyboard „Hänschen klein“ und „Frère Jacques“ zu Gehör. Besser klingt es, wenn ein Tesla-Trafo aus einem alten Modul des BR-Senders mit dem Mittelwellenprogramm des Rundfunkmuseums angeregt wird. Und natürlich hält Heller Neonröhren in den Käfig, die zu leuchten beginnen. Zum Abschluss wird, „normalerweise nur für Ehrengäste und das sind heute Sie“, noch ein Feuerwerk veranstaltet: Ein schmaler Draht wird mit 5000 Volt zerstört.

Aus Sicherheitsgründen Drahtgitter-umgeben: Tesla-Trafos. Alles ist Eigenbau. Man beachte die selbstgewickelten Spulen. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Aus Sicherheitsgründen Drahtgitter-umgeben: Tesla-Trafos. Alles ist Eigenbau. Man beachte die selbstgewickelten Spulen. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Physik erleben: Hier dürfen alle ran

Im Erdgeschoss findet sich ein großer Erlebnisbereich, in der Schüler und Auszubildende zahlreiche interaktive Stationen aktivieren können. Die Überzeugung der Museumsmacher wurde auch in den offiziellen Eröffnungsworten aufgenommen. Auch wenn viele Jugendliche mit dem Phänomen „Radio“ nichts mehr anfangen können, bleibe ein Feel für Technik essenziell für ihre Zukunft.

Lasst Superman fliegen! (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Lasst Superman fliegen! (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Fazit: Viel Liebe

Und wenn man denkt, jetzt wäre noch die Regionalgeschichte wichtig, steht man vor der Erinnerung an zwei Firmen, die in der direkten Nachkriegszeit Radios herstellten. Und du lobst es gegenüber einem, der unauffällig in der Nähe steht. „Ja, das war meine Familie.“ Die Hommage an die Großen der Technik, die Einrichtung der Jahrzehnte-Räume im Keller, die interaktiven Stationen – das Rundfunkmuseum hält erfolgreich den Spagat zwischen dem historischen Museum, das zeigt was alles war, und der neueren Museumsdidaktik, wo auf möglichst viel Interaktivität gesetzt wird. Die Liebe zum Detail hat offensichtlich etwas mit der Liebe zur Sache zu tun und der Zuwendung zum Publikum.

Lokale Radiofirmen aus Cham und Furth im Wald. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)
Lokale Radiofirmen aus Cham und Furth im Wald. (Bild: © Prof. Dr. Hansjörg Biener)

Text und Fotos: Dr. Hansjörg Biener

Rundfunkmuseum Cham

Öffnungszeiten:
Sonntag 14 Uhr bis 17 Uhr
Einlass bis 16 Uhr.
Gruppen ab 10 Personen können eine individuelle Führung auch an anderen Wochentagen und zu anderen Tageszeiten buchen (Dauer ca. 2 Stunden)

Eintrittspreis Einzelbesuch
Erwachsene: 7,50 Euro
Jugendliche: 5,00 Euro
Kinder bis 10 Jahren Eintritt frei

Gruppenreise mit Führung
Erwachsene: 10 Euro pro Person
Jugendliche: 5 Euro pro Person
Kinder bis 10 Jahren Eintritt frei

Während der Öffnungszeit gibt es laufend Vorführungen durch das Museumspersonal.

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