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Das Ausbildungsradio M94.5 wird heute 15

Alternativprogramm ohne Quotendruck und Werbung

Von Inge Seibel-Müller

M945 smallMitmachen kann bei afk M94.5 jeder, der in einer Ausbildung steht – egal ob Schüler, Auszubildender oder Student. Die meisten Redaktionsmitglieder sind jedoch Studenten der Münchner Hochschulen und Universitäten. Sie arbeiten zunächst zwei Semester in einem der Tagesteams und in einem Ressort, dann als freie Mitarbeiter – und als Moderatoren, Sendungsverantwortliche oder in anderen Funktionen. Eine Lehrredaktion umfasst rund 160 Leute, jeder Wochentag hat sein eigenes Tagesteam. Nur die Praktikanten, die für rund 2 Monate bleiben, sind fünf Tage die Woche an Bord und übernehmen gemeinsam mit den Chefs vom Dienst die Koordination der Tagesteams. Rund 1600 Auszubildende haben bereits die Chance genutzt, für sich selbst im realen Sendebetrieb herauszufinden, ob der Weg in die Medien für sie überhaupt der richtige ist.

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Fragt man Programmchef Wolfgang Sabisch nach den gravierendsten Änderungen in den vergangenen 15 Jahren, fällt ihm eine ganze Menge ein. Extrem viel habe sich geändert. Gestartet 1996 noch mit Bandmaschinen, hat der Ausbildungskanal mittlerweile das dritte Schnittsystem erprobt. „Bei uns ist alles ständig in Bewegung“, sagt Sabisch. „Zu uns kommen viele technikaffine junge Leute, mit vielen neuen Vorschlägen und Ideen.“ Leider sei das Studium mit den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen mittlerweile so verschult, dass es immer schwieriger sei, junge Leute zu einer parallelen Ausbildung zu motivieren.

Doch manche Radio-Azubis bleiben bis zu sechs Jahren. „Das hängt ganz individuell davon ab, wann die Leute selbst das Gefühl haben, sie hätten nun genug gelernt“, sagt Sabisch. Bei den privaten aber auch öffentlich-rechtlichen Radiostationen sind Absolventen des Münchener Ausbildungsradios gerne gesehen – auch beim Bayerischen Rundfunk. Wolfgang Sabisch wünscht sich daher sehr, dass auch die öffentlich-rechtliche Anstalt bald zu den Gesellschaftern zählen würde, die das afk-Projekt mit rund einer Million Fördergeldern pro Jahr unterstützen.

Als Programmchef ist Sabisch eine der wenigen Konstanten bei M94.5. Und manchmal fühlt er eine gewisse Wehmut, wenn gute Leute den Sender verlassen, die sich im Laufe der Ausbildung zu wertvollen Redaktionsmitgliedern entwickelt haben. Aber er ist auch immer wieder neugierig, wer und was mit jedem Studiensemester Neues kommt.

Quotendruck, wie andere Programmchefs, kennt Wolfgang Sabisch nicht, und darum wird ihn mancher Kollege beneiden. „Wir sind hier aber kein Labor, das in den luftleeren Raum sendet“, betont Sabisch, „wir machen Radio. Das bedeutet: Respekt, Zuhörer ernst nehmen“ – dieses Bewusstsein müsse er immer wieder anschieben. Zahlenmaterial, regelmäßige Umfragen wie kommerzielle Privatsender kann Sabisch nicht nachweisen. Nur die Funkanalyse Bayern, die jährlich im Sommer in Nürnberg im Rahmen der Lokalrundfunktage vorgestellt wird. „Regelmäßig zwischen 12.000 und 14.000 ‚Hörer gestern‘ – wir dürfen zufrieden sein“, sagt Sabisch.

Zwei Dinge empfiehlt Sabisch jedem, der beim Ausbildungsradio mitmachen möchte: Die Liebe zum Medium und die Liebe zur Sprache.

Zur Person

Wolfgang Sabisch
Wolfgang Sabisch

Wolfgang Sabisch, gebürtiger Ostwestfale, studierte in Marburg und München Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart lernte er, was man über Radio wissen sollte. Über die Stationen Radio Gong (München) und Radio F (Nürnberg) führte sein Weg zu einer Radio-Nachrichtenagentur (Radio Sat 2000). Neue Aufgaben übernahm er dann bei Hitradio FFH (Frankfurt) und Antenne Niedersachsen (Hannover). Nach einigen Jahren Radio lockte ihn das Fernsehen: beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) kümmerte er sich zunächst um den Aufbau der Nachrichtenredaktion, später um Moderation und Ausbildung. Seit 1996 leitet er das Aus- und Fortbildungsradio M94.5 als Programmchef und Koordinator. Für die Bayerische Landesmedienzentrale und andere Ausbildungseinrichtungen leitet er Workshops und Kurse. Außerdem hat Sabisch Lehraufträge an den Universitäten in München und Eichstätt.

Link
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XPLR: MEDIA Radio-Report