2022 ist ein besonderes Jahr für die Lokalrundfunktage Nürnberg. Das Branchenevent für die Radio- und Fernsehmacher wird 30 Jahre alt. Es könnte nicht passender sein, dass wir sich die Teilnehmer in diesem Jahr nun endlich wieder persönlich treffen können. Am Dienstag, dem 5. Juli, geht es ab 10:00 Uhr los mit Eröffnung, Preisverleihung und Konferenz im NCC Mitte der NürnbergMesse. Ab 19:00 Uhr findet das Medienfest im Alten Rathaus statt, danach steigt die Medienparty im Mach1. Der Gewinner des Radio Galaxy Awards 2022 ist übrigens Clock Clock.
Am Mittwoch, dem 6. Juli, beginnen um 10:00 Uhr die Masterclasses und Workshops dieses Jahr nicht im Messegelände sondern im Funkhaus Nürnberg, Rathaus und im Sheraton Carlton Hotel. Welche Radio-Themen bei den Vorträgen und Diskussionen dieses Mal dabei sind, haben wir schon in diesem Artikel beleuchtet.
RADIOSZENE sprach im Vorfeld der diesjährigen Jubiläumsveranstaltung mit Stefan Sutor, im Bereich der Geschäftsführung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) zuständig für Strategie und digitale Entwicklung, über aktuelle Trends im bayerischen Hörfunkmarkt.
RADIOSZENE: Herr Sutor, wenn Sie so die letzten 30 Jahre revuepassieren lassen, was waren die Meilensteine in der Geschichte der Lokalrundfunktage in Nürnberg?
Stefan Sutor: Ich kann die Geschichte der Lokalrundfunktage ganz gut an den Locations festmachen: Gestartet in einem Nürnberger Hotel als Fachtagung mit Verleihung der BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreise und Medienfest auf der Kaiserburg entwickelten sich die Lokalrundfunktage zu einem Medienkongress im NCC Ost der Messe Nürnberg mit Festen im Germanischen Nationalmuseum oder im Innenhof des Alten Rathauses. Das war Ausdruck für den Bedarf, den die Branche hatte: Wir diskutierten von Anfang an sehr praxisnah, wie man denn die Programme der lokalen Rundfunkanbieter erfolgreich gestalten kann: Sowohl bei den Nutzerinnen und Nutzer als auch den Werbekunden.
„Am besten waren die Lokalrundfunktage meiner Meinung nach immer dann, wenn die Macher sich auf der Bühne offen austauschen und sich in die Karten schauen ließen.“
Am Anfang war sehr viel Aufbruch, es ging darum, die Programme ganz neu und orientiert an den Wünschen der Hörer auszurichten. Solche Konferenzen gab es bis dahin nur in den USA. Die BLM als Veranstalterin war da wirklich sehr weitsichtig und fortschrittlich, indem die Lokalrundfunktage quasi fast schon als Fortbildung für die Macher positioniert wurden. Es ging darum, Know How und Verständnis für eine neue Mediengattung zu schaffen: Nicht nur das Lokale war neu im Rundfunk sondern auch die Machart – was wurde damals über die Formatierung der Programme gestritten, heute eine Selbstverständlichkeit. Um die Jahre 2009 und 2010 erreichten die Lokalrundfunktage 1200 Besucher; das war auch die Phase, in der die internationalen Stars der Radiobranche in Nürnberg zu Gast waren. Am besten waren die Lokalrundfunktage meiner Meinung nach immer dann, wenn die Macher sich auf der Bühne offen austauschen und sich in die Karten schauen ließen. Da gab es viele gute Momente in den 30 Jahren. Und natürlich sind die Programme der Lokalrundfunktage ein Abbild von 30 Jahren Mediengeschichte, da war alles dabei: von den Astroshows im Radio über Teleshopping lokal, Konzepte nach dem Internetboom 2002, Call Media oder Voicetracking und Automation als Reaktion auf die Medienkrise. Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Lokalrundfunktage sind von Anfang an die Partner: Die Nürnberger Medienunternehmen, Müller Medien, Studio Gong und vor allem das Funkhaus Nürnberg und viele andere.
RADIOSZENE: Wie hat die Pandemie die Lokalrundfunktage beeinflusst, was sind die Learnings aus den Corona-Jahren?
Stefan Sutor: Die Pandemie hat einerseits gezeigt, wie wichtig die lokalen Programme gerade in Krisensituationen sind. Die lokalen Rundfunkprogramme haben mittlerweile einen besonderen Platz im Leben der Nutzerinnen und Nutzer. Für die Lokalrundfunktage bedeutete die Pandemie wie bei fast allen Veranstaltungen 2020 online only und 2021 hybrid mit jeweils eingeschränktem Programm. Natürlich kann man vieles digital abbilden, nicht jedoch einen wesentlichen Aspekt der Lokalrundfunktage: das Treffen und den Austausch.
RADIOSZENE: Nun zu den Lokalrundfunktagen 2022, auf welche Highlights freuen Sie dieses Jahr sich besonders?
Stefan Sutor: Dass wir wieder da sind. Und ich freue mich natürlich besonders, dass zum zweiten Mal in der 30-jährigen Geschichte der Lokalrundfunktage nach 2018 der Bayerische Ministerpräsident wieder persönlich vor Ort sein wird. Das ist vor allem ein starkes Signal für die Branche. Thematisch sind die Lokalrundfunktage-Workshops wieder hochaktuell und spannend: Im Hörfunk sind gerade die wichtigsten Fragen, wie Radio auch für jüngere Hörerinnen und Hörer attraktiv bleibt, wie zudem der Nachwuchs für den lokalen Rundfunk gewonnen werden kann oder wie globale Krisen im Lokalen behandelt werden.
RADIOSZENE: Der zweite Tag der Lokalrundfunktage findet dieses Jahr zum ersten Mal nicht in der Messe statt, sondern in diversen Locations in der Innenstadt u.a. im Funkhaus Nürnberg. Was waren die Gründe für diese Änderung?
Stefan Sutor: Ausschlaggebend war die Tatsache, dass für die Lokalrundfunktage dieses Jahr weniger Budget zur Verfügung steht. Wir machten dann aus der Not eine Tugend und verteilten die Lokalrundfunktage am zweiten Tag auf verschiedene Locations in der Stadt. Ich freue mich sehr, dass wir insbesondere vom Funkhaus Nürnberg großartig unterstützt werden: Da können gleich drei Schienen stattfinden. das kann wieder ganz neuen Spirit für die Lokalrundfunktage bringen.
RADIOSZENE: Auf welcher Plattform kann man unter dem Hashtag #LRFT22 die Veranstaltung Ihrer Meinung nach am besten verfolgen (Twitter, Facebook, Instagram, Telegram, TikTok, Telegram)?
Stefan Sutor: Ganz klar Twitter, aber auch auf unserer Website, da featuren wir die wichtigsten Inhalte.
RADIOSZENE: Ist dieses Jahr geplant, dass einige Podiumsdiskussionen auch als Video online abrufbar gemacht werden, um die Nachhaltigkeit der Lokalrundfunktage zu erhöhen?
Stefan Sutor: 2020 waren wir online only unterwegs; 2022 muss man vor Ort miterleben.
RADIOSZENE: Herr Sutor, danke für das Gespräch.