Bamberg – für die einen eine mittelgroße Stadt (69 000 Einwohner) in der oberfränkischen Provinz, für die anderen gar die Traumstadt der Deutschen (Umfrage der Zeitschrift Bunte aus dem Jahr 1982 ). Ein vollkommen erhaltener mittelalterlicher Altstadtkern wartet mit Sehenswürdigkeiten wie dem Bamberger Dom (geweiht 1237) mit zwei gotischen und zwei romanischen Türmen, dem Bamberger Reiter (Statue im Dom aus dem Jahr 1240; zeigt vermutlich Stephan I., König von Ungarn; für andere ein allgemeines Symbol für die Schöpfung), der Michaelskirche (von innen barock), den Fischerhäusern von Klein-Venedig und dem auf einen Sandbett (scheinbar) auf dem linken Seitenarm der Regnitz stehenden Alten Rathaus(15-18. Jhd.) auf. 1993 wurde die Altstadt von Bamberg in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen.
Seit 1987 verfügt die Stadt Bamberg auch über einen Lokalsender, der zudem für Forchheim und die Region zuständig ist, und seit 1996 nach ihr benannt ist: Radio Bamberg. Hendrik Leuker, ein gebürtiger Bamberger, stellt in seinem folgenden Beitrag Radio Bamberg näher vor.
Der lange Weg zu „Radio Bamberg“
Am 10. Oktober 1987 startete in Bamberg der Lokalfunk. Die Frequenz 88, 5 MHz teilten sich zu Beginn „Radio Regnitzwelle“ und „Fun Boy Radio“. „Auf dieser Frequenz liefen zunächst zwei unvereinbare Formate – ein Schlagerradio und ein Popsender. Das Geräusch einer Klospülung trennte um 13.20 Uhr die beiden Sender.
Für das junge Hörerpublikum von Fun Boy Radio war Schlagermusik etwas, was heruntergespült werden musste“ erinnert sich Geschäftsführer und Programmleiter Mischa Salzmann (42) schmunzelnd an die Anfänge des Lokalfunks in der Domstadt. Der Diplom-Politikwissenschaftler arbeitete seit 1989 neben dem Studium als Redakteur und Moderator beim Lokalsender und stieg schließlich zum Programmleiter auf. Seit 2003 ist Mischa Salzmann Geschäftsführer und Programmleiter von Radio Bamberg und seit Ende 2006 zusätzlich Geschäftsführer von „Radio Eins“ in Coburg.
Mit dem seinerzeitigem Frequenzsplitting war niemand glücklich. Es kam zur Fusion zu Radio Antenne Franken am 10. Oktober 1991. Genau 5 Jahre später, am 10.10.1996, nahm man endlich den naheliegenden Namen Radio Bamberg an. „Damit hat man lange gezögert, da wir auch der Lokalfunk von Forchheim (kreisfreie Stadt; 30 km südlich von Bamberg; der Verf.) sind. Der Name hat sich inzwischen etabliert. Die Forchheimer haben das berechtigte Gefühl, dass auch ihre Themen im Programm vorkommen.“ merkt Salzmann an. Eine Aufspaltung des Programms im Wege des Frequenzsplittings ist im bayerischen Lokalfunk anders als im benachbarten Baden-Württemberg nämlich nicht vorgesehen.
Der Erfolg gibt Salzmann und seinem Team Recht. Die Tagesreichweite liegt im Sendegebiet dicht beieinander. Von allen möglichen Hörern schalten sich täglich 12,2 % in Bamberg; 18,7 % im Landkreis Bamberg und 15, 7 % im Raum Forchheim (Stadt und Landkreis) ein. Der Marktanteil von denjenigen Hörer, die sich einschalten, beträgt in Bamberg 5,0 %, im Landkreis Bamberg 5,3 % und im Raum Forchheim 4,7 % (Erhebung der Funkanalyse Bayern 2010). „Vom Bekanntheitsgrad liegen wir von Radio Bamberg auf lokaler Ebene inzwischen gleichauf mit Bayern 3 und Antenne Bayern“ stellt Salzmann nicht ohne Genugtuung fest.
Unabhängig und nah am Hörer
An Radio Bamberg ist zu 50 % die Mediengruppe Oberfranken, bestehend aus den Zeitungsverlagen der Oberfranken Presse – Fränkischer Tag (Bamberg), Bayerische Rundschau (Kulmbach) und Coburger Tageblatt- beteiligt und zur anderen Hälfte die Neue Welle, die Radiogruppe der Oschmann-Gruppe, zu der der Müller-Verlag in Nürnberg gehört, der im fränkischen Raum die Telefonbücher verlegt. Bis zu seiner Wahl zu Bambergs Oberbürgermeister war der medienbegeisterte Rechtsanwalt Andreas Starke, der für die SPD kandidierte, ebenfalls Gesellschafter. Von Seiten der politischen Mitbewerber wurde zu einem kleinen Teil der Argwohn gehegt, der SPD- Oberbürgermeisterkandidat habe einen eigenen Sender.
„Während des Wahlkampfs war er in der Tat noch Gesellschafter. Der Vorwurf lässt sich konstruieren. Wir haben uns aber neutral verhalten, und die Sache eher von der heiteren Seite gesehen mit einer persiflierenden Plakataktion unserer Moderatoren bezüglich aller vier OB-Kandidaten. Als wir aber eine Wahlumfrage bei der Universität Bamberg in Auftrag gaben und diese mit der Prognose eines klaren Wahlsieges Starkes nah am späteren Endergebnis lag, wurde der Vorwurf der Parteinahme laut. Ich denke, man sieht deutlich , dass diese Mutmaßungen aus der Luft gegriffen sind. Herr Starke hat nur als Geschäftsmann hier gesessen.“ entgegnet Salzmann. Unabhängig und nah am Hörer will man sein. Der musikalische Claim umfasst daher „Die größten Hits aller Zeiten“.
„Wir sind dabei kein klassisches Hitradio. Aus den 70ern, 80ern und 90ern sowie von heute nehmen wir die Hits, die eingängig sind wie von Robbie Williams, Michael Jackson oder Falco, die unbedingt in das musikalische Angebot unseres Senders gehören. Wir spielen die Titel, die die Hörer wirklich hören wollen, und spielen sie aus.“
„Unsere meistgehörten Sendungen sind die Morningshow „Perfekt geweckt / Vom Aufstehn bis um Zehn“ mit dem Moderations-Duo Matthias Steger und Ursula Trischler (6-10 Uhr) und die Live-Übertragungen der Basketballbegegnungen des Erstligisten Brose Baskets Bamberg am späten Nachmittag oder Abend, oft am Wochenende. Wir unterstützen unser Basketballteam und fangen auch die Atmosphäre in Freak-City (Bamberg im Jargon der Basketballfans; der Verf.) damit ein.“ hebt Salzmann die Höhepunkte des von ihm verantworteten Senders hervor.
Total lokal
Lokale Information wird bei Radio Bamberg groß geschrieben, trägt sie doch maßgeblich zur Existenzberechtigung bei. Von 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr kommen zur halben Stunde circa drei Minuten lokale Nachrichten.; um 13.30 Uhr die Frankenumschau mit Schwerpunkt Oberfranken und um 14.30 Uhr Meldungen vom lokalen Sport. Lokaler Service wie Wetter, Verkehr und seit 1999 auch Blitzer schließen sich an. „Bei den Blitzerwarnungen haben wir uns wie andere Sender auch mit der Polizei verständigt. Dort wo Blitzer ihren Sinn vollständig erfüllen sollen wie vor Altersheimen, Schulen oder Kindergärten werden keine entsprechenden Blitzerwarnmeldungen durchgegeben. Es wird also sensibel vor Blitzern gewarnt.“ erläutert Salzmann.
„Als Service am Hörer ist aber neben solchen ständigen Rubriken auch zu verstehen, dass wir überregionale Themen auf die lokale Ebene bringen. Das bedeutet z. B., dass wir zur sog. Schweinegrippe und der zusammenhängenden Impfproblematik uns mit dem Leiter des örtlichen Gesundheitsamts zusammensetzen und ihn dazu befragen, wie sich die Thematik lokal auswirkt.“ erklärt Salzmann die Aufgabe von Lokalfunk. „Jeden Tag gilt es aufs neue näher dran zu sein.“ so Salzmann.
Die Technische Reichweite, das sind alle potentiellen Hörer über 10 Jahre, beträgt im Sendegebiet 315 000 Hörer. Dieses erstreckt sich von Rauhenebrach (Unterfranken bei Schweinfurt) im Westen bis Waischenfeld (Fränkische Schweiz) im Osten, sowie von Rattelsdorf (nördlich von Bamberg) im Norden bis Bubenreuth (Mittelfranken; Kreis Erlangen-Höchstadt) im Süden. Für die ortsunkundigen Leser: Die technische Reichweite deckt sich somit großzügig mit den Räumen um Bamberg und um Forchheim.
Radio Bamberg in neuer Verpackung
Seit dem 11.01.10 geht Radio Bamberg mit einer neuen Verpackung und einer nochmals optimierten Musikauswahl an den Start. Von da an werden bei Radio Bamberg Hits ganz ausgespielt, die bei anderen Stationen kaum noch zu hören sind, wie z. B. „Sunday Girl“ von Blondie (Deborah Harry) oder „Pop Muzik“ von der Gruppe M. „Wir haben eine Feinabstimmung nach Research vorgenommen., vor allem Hits der 70er und 80er Jahre. Auch setzen wir ein neues Jinglepaket ein. Wir wollen konsequent näher am Hörer sein. Da muss auch die Verpackung stimmen.“ betont Salzmann.
Der Draht zur Hörerin und zum Hörer wird gespannt durch Events und Konzerte. Im Winter geht es mit diesen bei Tagesskifahrten nach Ischgl auf die Piste oder es werden Musicalfahrten nach Hamburg oder Berlin veranstaltet. In Bamberg selbst organisierte Radio Bamberg eine Fahrradmesse und präsentierte Freiluftkonzerte auf dem Domplatz, das sog. Domplatz Open Air. Mit „event works” verfügt Radio Bamberg übrigens seit 2008 über ein eigenes Geschäftsfeld, das mit dem der Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen z.B. für Firmen befasst ist.
Dementi für „Radio Oberfranken“
Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist in aller Munde und macht auch vor dem Mediensektor nicht halt. Mischa Salzmann, wie erwähnt neben Geschäftsführer bei Radio Bamberg auch in gleicher Position bei „Radio Eins“ (Coburg) tätig, dementiert Branchengerüchte, wonach es im Regierungsbezirk Oberfranken bald nur noch ein „Radio Oberfranken“ mit Sitz in Bamberg geben werde. „Das kann ich ausschließen. Richtig ist aber, dass sich ein kommerzielles Lokalradio lohnen muss. Es müssen daher konsequent Synergieeffekte genutzt werden. Eine gemeinsame Verwaltung und eine engere Zusammenarbeit im Eventbereich wäre denkbar. Eine lokale Marke muss aber in jedem Fall erhalten bleiben.“ macht Salzmann deutlich, dass die Essenz des Lokalradios erhalten bleiben soll.
Ausdehnungen wie in Baden-Württemberg Mitte der 90er Jahre bei den Neulizenzierungen vorgenommen will man in Franken auf jeden Fall vermeiden. Werden auch die Betroffenen, die Arbeitnehmer, gefragt, wenn es um ihren Job geht? „Eine Tradition wie im Funkhaus Nürnberg, wo es einen Betriebsrat gibt, haben wir hier nicht. Auch sind bei kommerziellen Sendern Gewerkschaften nicht so einflussreich wie bei öffentlich- rechtlichen Sendern. Nach meiner Einschätzung sind Arbeitnehmer im Funkhaus Bamberg nicht rechtlos, nur weil hier vieles auf persönlicher Ebene geregelt wird. Wir sind sicher nicht mit Betrieben zu vergleichen, die diesbezüglich permanent negative Schlagzeilen produzieren wie etwa Schlecker. Man arbeitet mit Menschen zusammen. Dieses Bewusstsein regelt vieles. Die Gründung eines Betriebsrats wäre jederzeit möglich“, macht Salzmann deutlich, dass Arbeitnehmer auch bei der künftigen betrieblichen Entwicklung angehört werden. Die Geschäftsführung sieht die Tatsache, dass in 23 Jahren kein Betriebsrat institutionalisiert wurde als Beleg dafür an, dass man immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Belegschaft hat.
Persönliches Fazit
Radio Bamberg hat viel zur Auflockerung der einst ziemlich katholischen und konservativen Domstadt, Sitz des Erzbischofs des Bistums Bamberg, beigetragen. Vom lokalen Geschehen im nunmehr bunt gemischten Bamberger Stadtrat hält Radio Bamberg die Hörerschaft auf dem Laufenden oft noch bevor es in der Lokalzeitung „Fränkischer Tag“ steht. Das Radio ist das schnellste Massenmedium. Hier kommt es zum Tragen. Auch bei der Werbung, von der ein kommerzielles Radio lebt, tut sich immer wieder Aufsehenerregendes. So darf ein Bamberger Nachtclub mit „erotischer Verführung – und Du entscheidest die Richtung…“ (Wortlaut des Werbespots) bei Radio Bamberg werben…
Dieser Bericht wurde im Januar 2010 von Hendrik Leuker recherchiert und veröffentlicht in RADIO KURIER 07/2010.
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Standorte
Bamberg 88,5 MHz (0,5 kW)
Burglesau 106,1 MHz (0,1 kW)
Burgwindheim MHz88,7 (0,05 kW)
Buttenheim 92,1 MHz (0,2 kW)
Ebermannstadt 98,8 MHz (0,05 kW)
Forchheim 96,6 MHz (0,1 kW)
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