ZeitZeichen: Am 4. April 2022 wird die WDR-Sendung 50

WDR Westdeutscher RundfunkGroße Momente der Geschichte und kleine Ereignisse, die das große Ganze erklären: Das WDR Zeitzeichen macht Geschichte täglich hörbar und ist selbst ein Stück Geschichte geworden. Am 4. April 2022 feiert die Sendung 50. Geburtstag – mit einem Zeitzeichen zum Zeitzeichen in WDR 5 und WDR 3, im ‚Stichtag NRW‘ in WDR 2 und als Podcast in der ARD Audiothek.50 Jahre Zeitzeichen (Bild: WDR)WDR-Intendant Tom Buhrow: „Seit einem halben Jahrhundert bietet das Zeitzeichen täglich eine journalistisch exzellent aufbereitete Viertelstunde Geschichte. Die geht ins Ohr und bleibt hängen: interessant, relevant und unterhaltsam – unsere Autor:innen finden den richtigen Ton und vermitteln Freude an Historischem. Mit 50 ist das Zeitzeichen dabei längst fit für die Zukunft – ob im Radio oder zeitunabhängig als sehr erfolgreicher Podcast. Herzlichen Dank an unsere Hörer:innen und Glückwunsch an das ganze Team!“

vorne v.l.n.r. Hildegard Schulte, Redakteurin und Claudia Beklas, Sekretariat hinten v.l.n.r. Michael Rüger, Redakteur und Ronald Feisel - Redaktionsleiter (Bild: ©WDR/Anja Cord)
vorne v.l.n.r. Hildegard Schulte, Redakteurin und Claudia Beklas, Sekretariat hinten v.l.n.r. Michael Rüger, Redakteur und Ronald Feisel – Redaktionsleiter (Bild: ©WDR/Anja Cord)

Ob Staatsgründung oder Machtverfall, Lebensdaten berühmter Frauen und Männer, Wendepunkte der Menschheitsgeschichte, Friedensverträge und Katastrophen, Erfindungen und Entdeckungen – im Zeitzeichen wird Geschichte lebendig. Dabei hat das Zeitzeichen stets sowohl die großen Töne als auch die kleinen Momente von gestern eingefangen, die das Heute erklären. 50 Jahre Zeitzeichen, das sind am 50. Geburtstag genau 18.250 Sendungen im Radio. Mit fast 19 Millionen Podcast-Hörer:innen im Jahr ist das Zeitzeichen eines der erfolgreichsten digitalen Angebote des WDR und der ARD.

Ausgewählte Zeitzeichen aus fünf Jahrzehnten, Prominenten-Glückwünsche und das Zeitzeichen zum Zeitzeichen

Zeitzeichen (Bild: WDR)
Zeitzeichen (Bild: WDR)

Programm am 4.4.2022:

  • Zeitzeichen in WDR 5, 9.45 Uhr
  • Zeitzeichen in WDR 3, 17.45 Uhr
  • Stichtag NRW in WDR 2, 9.40 Uhr

Interview zum Zeitzeichen mit Gesa Rünker und Ronald Feisel

„Das tägliche historische Überraschungsei“

50 Jahre Zeitzeichen – was für ein Jubiläum! Was ist das Besondere an dieser Sendung? Wie viele Zeitzeichen sind in dieser Zeit entstanden? Welche waren besonders beliebt? Und: Woran erinnern sich die Macher:innen besonders? Wir schauen zurück mit der aktuellen Teamleiterin Gesa Rünker und Ronald Feisel, der die Zeitzeichen-Redaktion von Oktober 2003 bis Ende 2021 leitete.

Gesa Rünker und Ronald Feisel (Bild: © WDR/Anja Cord/Annika Fußwinkel)
Gesa Rünker und Ronald Feisel (Bild: © WDR/Anja Cord/Annika Fußwinkel)

Wie viele Zeitzeichen gibt es insgesamt?

Gesa Rünker: Wir haben recherchiert, dass das Zeitzeichen in all den Jahren nur ein einziges Mal ausgefallen ist: Im „Gründungsjahr“ 1972, beim Attentat während der Olympischen Spiele. Insgesamt kommen wir dann auf rund 18.250 Sendungen – mit eingerechnet ist der Beitrag zum 4. April 2022.

Welche Zeitzeichen waren bisher besonders beliebt?

Gesa Rünker: Das bis heute am meisten nachgefragte Zeitzeichen ist eines aus dem Jahr 1973. Thema war der Geburtstag des französischen Königs Ludwig XIV. am 5. September 1638, der Titel hieß aber „Warum der König so stinkt“. Interessanterweise handelte es sich dabei um ein völlig untypisches Zeitzeichen, ohne jeden Originalton, ohne aufwändige Hörspielszenen, ohne Musik und akustische Collagen. Aber der Autor Hans Conrad Zander, der übrigens bis heute Zeitzeichen produziert, hat damals derart bildreich und eindrücklich geschildert, warum ausgerechnet der Sonnenkönig wirklich bestialisch gerochen haben muss, dass man 15 Minuten lang fasziniert zuhört.

Ronald Feisel: Außerdem mag das Publikum auch unsere Aprilscherze immer wieder gern.

Erhält die Redaktion dazu besonders viele Rückmeldungen?

Gesa Rünker: Ja, so ist es! Wenn wir einmal im Jahr behaupten, dass auch finnische Astronauten schon auf dem Mond gelandet sind oder dass Adam Smith persönlich an einem bestimmten Tag den Kapitalismus erfunden hat – dann ist die Fake News zwar schnell zu durchschauen, aber das Hörvergnügen offenbar besonders groß. Diese Zeitzeichen gehören oft zu den am meisten abgerufenen Podcasts eines Jahres.

Haben Sie persönlich ein Lieblings-Zeitzeichen?

Gesa Rünker: Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Die täglichen Beiträge sind thematisch so unterschiedlich, und sie sind alle gut. Ich komme gar nicht dazu, mein Herz dauerhaft an ein einziges Stück zu hängen.

Ronald Feisel: Das geht mir genauso! Die Vielfalt der Themen und die Vielfalt der Machart zeichnen das Zeitzeichen aus, das tägliche historische Überraschungsei. Deshalb kann man die Stücke schlecht vergleichen oder gar ein Zeitzeichen hervorheben.

Gibt es denn Zeitzeichen, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben sind?

Gesa Rünker: Ja, solche Beiträge, die lange in mir nachklingen, gibt es immer wieder: Ein Beitrag zur Erinnerung an Sophie Scholl beispielsweise. Mir wurde in dem Beitrag noch einmal deutlich: Sophie Scholl hat – gemeinsam mit Freund:innen – enormen Mut bewiesen. Sie hat NICHT gesagt: „Ich kann es sowieso nicht ändern!“. Sie hat dafür bezahlt und ist hingerichtet worden. Ich neige nicht zur Heldenverehrung, aber das beeindruckt mich schon. In einem anderen Zeitzeichen ging es um die Verkürzung der Schulstunde auf 45 Minuten – das war im Jahr 1911 in Preußen. Da gab es eine Debatte unter Lehrern, die befürchteten, nun im Schweinsgalopp durch den Lehrplan hetzen zu müssen. Das Thema hat aktuellen Bezug, denn inzwischen gibt es einige Schulen, die den 45-Minuten-Takt aufgelöst haben. Einen aktuellen Bezug hat auch das Zeitzeichen, das wir am 1. März gesendet haben: Da geht es um das Zuwanderungsgesetz – Deutschland ist Einwanderungsland, wir brauchen Diversität!

Ronald Feisel: Mir bleiben die wunderbaren Autor:innen und Schauspieler:innen ewig in Erinnerung. Wir haben uns seit 2004 um ein Klima in der Redaktion bemüht, in dem jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin wertgeschätzt wird und einen Teamspirit gelebt, der sich immer auch positiv auf die Qualität der Formate überträgt. Das war auch in den schwierigen Zeiten wichtig, als der NDR aus dem Zeitzeichen ausstieg und der Stichtag zu Radio Bremen wanderte.

Quelle: WDR-Pressemeldungen

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