Crocs Spaßrock: 20 Jahre Paradise Radio

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Paradise Studio 1991

Am 21. November 2004 feiert Mr. Crocodile Jubiläum: Sein Paradise Radio ist dann 20 Jahre auf Sendung und hat in dieser Zeit den Wandel vom Piratenradio zum Webcaster vollzogen.

„Ist der Bauer nicht ganz heil, hört er Mr. Crocodile!“ Ganz zu Anfang sendete Radio Paradise mit bescheidenen 0,8 Watt als „Stimme des oberen Volmetals“ auf 106.4 MHz und beschallte kaum mehr als die unmittelbare Nachbarschaft.

Schon damals pflückte „Croc“ die Früchte aus seinem Garten Eden der amerikanischen Rockmusik – Titel von Steele Dan, Grateful Dead, Lynyrd Skynyrd, J.J. Cale oder den Allman Brothers standen damals hoch im Kurs. „Aber Paradise ist keine Oldie-Station“, wehrt Mr. Crocodile ab und frischt sein Musikrepertoire kontinuierlich auf. Hauptsache: Es rockt. Ein Stil, dem er bis heute treu geblieben ist und durch viele selbstproduzierte Gags und Sketche würzt: Crocs Radio soll Spaß machen.

Für seine Hörer legte er mindestens viermal pro Woche auf und dann vier bis zehn, manchmal sogar 16 Stunden am Stück. Zu Ostern 1986 gab es mit dem ersten selbstgebastelten Sender mehr Power, ab Februar 1987 dank einer 5-Element-Antenne Richtung Remscheid/Wuppertal sogar einen Anruf aus Bornheim bei Bonn.

Doch nicht alles lief so glatt wie gewünscht. Am 7. Januar 1988 brach eine „Top 1000 aller Zeiten“ aus technischen Nöten mit Platz Nr. 341 ab. Und am Phänomen Paradise kam auch die Lokalpresse nicht vorbei. Die Meinerzhagener Zeitung meldete am 12. Januar 1988, Radio „Paradaiso“ sei verstummt. Ganz offensichtlich handele es sich um einen Schwarzsender! Die zuständige Funkmessstelle in Neukirchen-Vluyn wisse nichts von der Station: „Allerdings sind wir für jeden Hinweis dankbar und werden ihm nachgehen.“

„Ich denke, ich sollte mal eine Pause machen“, meinte Mr. Crocodile zu all dem Krokolores. Doch ein paar Monate später tauchte die „Stimme des freien Sauerlandes“ wieder unregelmäßig auf. Mitte 1992 war Paradise Radio (jetzt auf 105.5 MHz) wieder ganz bei der Sache: An drei bis sieben Tagen in der Woche liefen auf dem Sender Programme wie „Sauerland Volldampf“. Mal zwei, mal 48 Stunden dauerte eine Sendung. Bis schließlich die Funkfahnder aus Rheurdt tatsächlich vor der Tür standen und am 28. November 1993 die Station aushoben.

Jason James im Studio von Radio Paradise (Dezember 1989)
Jason James im Studio von Radio Paradise (Dezember 1989)

Damit waren die paradiesischen Zeiten erst einmal vorbei. Mr. Crocodile frequentierte den Äther fortan bei einigen anderen UKW-Stationen (u.a. Hitradio X aus Ostbelgien und City FM, Düsseldorf). Ende 1999 entdeckte er durch einen DJ-Kollegen das Webradio. Nach Engagements bei mehreren Internetradios landete Croc bei radiomelodie.net. „Aber das Projekt war mir zu professionell für einen Websender und nix für jemanden, der nur Spaß am Hobby haben will“, erzählt er. „Also bin ich da wieder ausgestiegen und hab‘ kurz darauf einfach spontan Paradise Radio wieder aufleben lassen. Und da mach‘ ich halt jetzt, was ich will und wann ich es will.“

Vor allem am Wochenende klinkt sich Paradise bei seiner Verteilstation radiostream.de ein. Maximal können 50 Surfer gleichzeitig zuhören. Tatsächlich sind es meist bis zu zehn. 39,95 Euro kostet das Streaming im Monat. Mit einem E-Mail-Newsletter hält Mr. Crocodile seine Hörerschar darüber auf dem Laufenden, was er in den nächsten Tagen vorhat.

Im Grunde ist Mr. Crocodiles Webradio Piratenfunk mit anderen Mitteln. Auch das Studio mit den teilweise 25 Jahre alten Geräten lässt nostalgische Gefühle aufkommen: „Alles wie zu Piratenzeiten, nur dass hinten dran der Rechner hängt. Ich will ja Radio von Hand machen.“ Und sich nicht von einer Automationssoftware das Ziehen der Regler abnehmen lassen.

Paradise dient dem passionierten Radiomacher als willkommene Spielwiese, nicht mehr und nicht weniger. Für die zuweilen großsprecherischen Ambitionen anderer Webprojekte hat der 49-Jährige nichts übrig: „Im Vergleich zur Hörerzahl nehmen sich die meisten Webradios viel zu wichtig. Vor diesem Hintergrund ist der Aufwand, der da meist betrieben wird, viel zu groß und das professionelle Getue von einigen echt lächerlich … bei zweistelligen Hörerzahlen.“ Sein Fazit: Ein vollwertiger Ersatz für einen richtigen UKW-Sender kann das Hobbystreaming auf keinen Fall sein: „Webradio ist eigentlich kein Radio.“

Björn Quäck

Links:
Homepage von Paradise Radio

AIRCHECK:
Paradise Radio 1990 mit Mr. Crocodile auf 106.6 MHz (mp3)