Media Broadcast-Verkauf möglicherweise risikoreich

DIVICON MediaDer kürzlich durch die Media Broadcast bekannt gegebene Rückzug aus dem Markt für UKW-Verbreitung könnte sich aus Sicht des Sendenetzbetreibers Divicon Media bei genauerem Hinsehen als eine geschickte Verlagerung des Ausfallrisikos alter, bereits abgeschriebener Antennen an die Radiosender erweisen. Denn bislang sei bekannt, dass der ehemalige Monopolist, lediglich den ungeliebten, regulierten Teil des Marktes, d.h. Antennen und Transmitter, veräußern möchte. Dies ist laut Divicon Media keinesfalls ein kompletter Rückzug aus dem Markt, käme unter Umständen einer Erhöhung der Verbreitungskosten „durch die Hintertüre“ gleich und erfordere daher eine genaue Prüfung durch die Sender selbst, aber auch durch die zuständigen Regulierungsbehörden. Viele der bisher durch die Media Broadcast betriebenen Antennenanlagen sind bis zu 30 Jahre alt und könnten durch neue, technisch bessere ersetzt sowie anschließend wesentlich preiswerter betrieben werden.

Antennenerwerb durch Mitbewerber am gleichen Standort

Hinzu kommt aufgrund der Zusammensetzung des Marktes und der involvierten Unternehmen außerdem ein erhebliches Potential für juristische Auseinandersetzungen. Grund hierfür ist in vielen Fällen die Verbreitung mehrerer Programme unterschiedlicher Veranstalter über ein und die gleiche Antenne. Ist der Käufer einer Antenne direkter oder über Beteiligungen Dritter ein indirekter Player im Radiomarkt so birgt das Risiken oder erfordert zumindest ein kompliziertes Vertragswerk, denn es müsste die Untervermietung an und Haftung gegenüber Mitbewerbern geregelt werden.

Anforderungen an die Regulierung

Darüber hinaus sieht die Divicon Media die bislang erfolgreichen Bemühungen der Regulierungsbehörden, insbesondere der Bundesnetzagentur, zur Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen im UKW-Markt und die Verhinderung von ungerechtfertigten Preiserhöhungen erheblich in Gefahr:

Mike Lehmann
Mike Lehmann

„Wenn der Verkauf bisheriger UKW-Antennen seitens der Media Broadcast nicht zu objektiv sinnvollen, nachvollziehbaren Preisen erfolgen kann oder Wettbewerber am gleichen Standort eine neue Antenne deutlich preiswerter betreiben können, dann muss die Media Broadcast Platz machen und die alten Antennen auf eigene Kosten zurückbauen – alles andere ist eine Preiserhöhung durch die Hintertür!“, erklärt Mike Lehmann, Geschäftsführer der Divicon Media.

Zugleich muss die Media Broadcast verpflichtet werden, die bisherigen Antennen bis zum Austausch weiter zu betreiben, um die Programmverbreitung der Veranstalter nicht zu unterbrechen. Hier ist aus Sicht der Divicon Media die Regulierung dringend gefordert, entsprechende Beispielregelungen aus anderen nationalen Märkten in Europa, u.a. aus den Niederlanden, auch hierzulande anzuwenden und durchzusetzen.

Die Divicon Media steht gemeinsam mit Broadcast Partners, ihrem strategischen Partner aus ebendiesem Markt, beratend an der Seite der Sender. Derzeit betreibt die Allianz beider Unternehmen rund 500 UKW- und 150 DAB+ Sender in ganz Europa, darunter auch in 11 deutschen Bundesländern, und prüft nun die Übernahme von Antennenanlagen der Media Broadcast. Gleichzeitig betont das Unternehmen jedoch, dass es trotz vorhandener finanzieller, technischer und personeller Strukturen zur Übernahme des gesamten UKW-Netzes jeden Standort im Einzelfall prüfen wird, ob nicht ein Neubau der Antenne die günstigere, zukunftssicherere Option für die Radioveranstalter darstellt.

 

Quelle: Pressemitteilung DIVICON MEDIA