VMR: Verband für mittelständische Rundfunksender

VMRSeit knapp einem Jahr gibt es einen neuen Radioverband, der sich für kleinere Radiostationen in Deutschland einsetzen möchte, die sich von den bisher existierenden Verbänden nicht ausreichend vertreten fühlen: der Verband mittelständischer Rundfunksender – kurz VMR. Unterstützen will der VMR seine Mitglieder in der Lösung von technischen, programmlichen und rechtlichen Fragen und bei der Digitalisierung des Hörfunks. Zudem koordiniert der VMR für seine Mitglieder zahlreiche Programm- und Marketingaktionen.

In einer VMR-Presseaussendung heißt es: „Gerade an die unabhängigen Veranstalter stellt der Markt andere Aufgabenstellungen als an die nichtkommerziellen oder Verbundradiosender. Der Mittelstand leidet im Vergleich zu den Konzernanbietern unter einer schwächeren Eigenkapitaldecke und besitzt nicht die programmlichen Möglichkeiten großer Verbünde, die auf gemeinsame Programmquellen zugreifen können. Da sich der Markt durch die unterschiedlichen Distributionskanäle und Vermarktungsmodelle immer mehr zersplittert, bedarf es einer starken, großen Gemeinschaft um den Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts standhalten zu können.“

Der VMR konzentriert sind ausschließlich auf privat-kommerzielle, inhabergeführte Anbieter mit einer Programmzulassung in Europa, die zu keinem Network bzw. Medienkonzern gehören. Das sind z.B. Veranstaltungsradios oder andere verlagsunabhängige Sender, die kommerziell orientiert sind. Internetradios gehören nicht dazu: „Webradios haben in der Regel keine Programmlizenzen oder andere Sendelizenzen, diese sind bei uns auch nicht vertreten, da in diesem Fall nicht von einem professionellem Hintergrund ausgegangen werden kann“, so der Vorstand des VMR gegenüber RADIOSZENE.

Warum sich die mittelständischen Sender von den anderen Verbänden wie VBL, APR und VPRT nicht ausreichend vertreten fühlen, erklärt der VMR-Vorstand so: „Der VBL ist nur regional, der APR ist für die Verlegerradios und für den VPRT ist der Mittelstand zu klein. Die Probleme der Regiocast oder von ProSiebenSat1 sind andere als die von uns vertretenen Sender.“

Welche Probleme die mittelständische Rundfunkanbieter haben, erklärt VMR-Pressesprecher Christoph Schwarz: „Der Rundfunk befindet sich in einer großen Umbruchphase. Das Internet ist zu einer ernsthaften Konkurrenz der etablierten alten Anbieter geworden. Die daraus sich ergebenden Änderungen, auch im Hinblick auf die Neuausrichtungen von Rundfunkanbietern und deren Angebote, sind umfangreich. Der VMR bietet seinen Mitgliedern dabei Hilfestellungen vor allem auf programmlichen und technischen Problemfeldern. Der Mittelstand hat durch erfahrungsgemäß knappe personelle, technische und fianzielle Ressourcen wenig Chancen auf allen Hochzeiten mitzutanzen. Das gilt insbesondere für Gremien- und Lobbyarbeit. Die Aufgabe übernimmt der VMR für seine Mitglieder. Aktuell stehen wir vor dem Anschluß einer Rahmenvereinbarung mit privaten Kabelnetzanbietern was Einspeisung und Zuführung angeht. Ein kleines Radio hat nicht die Möglichkeit wegen zig Tagungen, Messen und Kongressen die halbe Zeit auf das Management zu verzichten. Der VMR koordiniert diese Arbeit. Oder ein anderes Beispiel. Der VMR hatte eine Vertretung in Vancouver, das wäre für z. B. einen lokalen Kabelsender unrealisierbar gewesen.“

Von den  mittelständischen Rundfunkanbietern gibt es in Deutschland ungefähr 50, die meisten sind in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Im gesamten deutschsprachigen Raum dürften es etwa 100 sein. Auch die Organisationen in den Beneluxländern zählt VMR zu seiner Zielgruppe.

Welche Sender bereits Mitglied des VMR sind, ist allerdings nicht zu erfahren: „Die Bekanntgabe der einzelnen Mitglieder, auch Privatpersonen, ist aufgrund der datenschutzrechtlichen Bestimmungen sowie der Vereinssatzung dem Vorstand untersagt. Derzeit sind zehn Sender Mitglied, mit mehreren sind wir im Gespräch. Gründungsmitglieder waren z. B. Radio 30 plus und Hitradio MS-One.“, so der VMR-Vorstand. Die Aufnahme in den VMR richtet sich nach der Größe des jeweiligen Senders, bzw. der Stellung des einzelnen Mitglieds, das einem Rundfunkdienst zuzuordnen ist. Die Größenordnung schwankt zwischen 50 und 1000 Euro pro Jahr. Eine Mitgliedschaftsantrag kann zur Bearbeitung eingereicht werden, sofern die Vorraussetzungen für eine Mitgliedschaft ausreichend erfüllt sind.

Zu den bisherigen Aktivitäten des VMR zählen ein Betriebsversuch einer neuen Monitoringsoftware in Zusammenarbeit mit der der BNetzA in Augsburg, die Unterstützung von laufenden FM-Extra-Testsendungen, Frequenzkoordinierungsunterstützungen in NRW sowie Unterstützung für Veranstaltungsfunk in Bayern und NRW und der Schaffung einer Audiodistributionslösung für die Mitglieder des VMR.

Für dieses Jahr plant der Verband die Teilnahme an einem DRM-Versuch, die Gründung einer gemeinsamen Vermarktungsplattform, die gemeinschaftliche Teilnahme an DAB-Ausschreibungen, die Verbreiterung der Mitgliederbasis und die Einrichtung einer gemeinsamen Streamingplattform für Simulcast.

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