ORF trauert um langjährigen Generalintendanten Gerd Bacher

ORFGerd Bacher ist tot: Der langjährige Generalintendant des ORF ist 89jährig verstorben. Mit ihm verliert Österreich einen legendären Journalisten, Intellektuellen und visionären Medienmanager, der Radio und Fernsehen des Landes geprägt hat wie kein anderer. In Memoriam Gerd Bacher ändert ORF2 heute sein Programm und bringt um 23.00 Uhr Andreas Novaks Dokumentation „Gerd Bacher“.

„Der Tod Gerd Bachers hat mich – und sicherlich auch sehr viele ORF-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – sehr betroffen gemacht“, betont ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „In den insgesamt zwei Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens hat Gerd Bacher nicht nur die Unabhängigkeit des ORF und die hohe journalistische und programmliche Kompetenz, sondern auch das große internationale Renommee des ORF begründet und stetig weiterentwickelt. Generationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat Gerd Bacher nicht nur höchste Professionalität und Engagement, sondern auch die Liebe zum ORF gelehrt und vorgelebt. Der ORF verliert mit Gerd Bacher eine seiner prägenden Persönlichkeiten!“

Vst.-Dir. Prof. Mag. Dietmar Hoscher, Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats: „Gerd Bacher hat die Grundlagen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunkin Österreich geschaffen: Er hat die Unabhängigkeit der ORF-Journalistinnen und -Journalisten begründet und den ORF internationalisiert wie auch regionalisiert. Wir trauern um einen großen Vordenker und Unbeirrbaren, der sich bleibende Verdienste um den ORF erworben hat.“

Dr. Ilse Brandner-Radinger, Vorsitzende des ORF-Publikumsrats: „Als Gerd Bacher als ORF-Generalintendant antrat stärkte er die Information und öffnete den ORF als Fenster zur Welt. Und er hatte sein Ohr auch immer beim Publikum, richtete den Kundendienst ein und ließ verlässliche Messprogramme für Radio und Fernsehen entwickeln, um mit den ORF-Programmen noch näher bei den Menschen sein zu können. Dafür schulden wir ihm großen Respekt!“

Gerd Bacher wurde am 18. November 1925 in Salzburg geboren. Dort begann er auch seine Laufbahn als Journalist. 1954 wurde er nach Wien als Chefredakteur des neu gegründeten „Bild-Telegraf“ berufen, zwei Jahre lang – von 1958 bis 1960 – war er Chefredakteur des von ihm mit gegründeten „Express“. Von 1967 bis 1975, von 1978 bis 1986 sowie von 1990 bis 1994 war Bacher ORF-Generalintendant. Ende der 1980er Jahre fungierte er für kurze Zeit als Herausgeber der „Presse“, bevor er ein weiteres Mal an die ORF-Spitze gewählt wurde.

20 Jahre lang – mit Unterbrechungen – leitete Gerd Bacher das größte Medienunternehmen des Landes. Seine wesentlichste medienpolitische Leistung war der Aufbau eines unabhängigen, vom Parteiproporz befreiten Rundfunks zwischen 1967 und 1974. Am 1. Jänner 1967 trat das neue Rundfunkgesetz in Kraft, am 9. März wurde Bacher Generalintendant. Die TV-Information und die ORF-Radios wurden mit Ö1, Österreich regional und Ö3 neu aufgestellt. Der Bau des neuen ORF-Zentrums wurde eingeleitet, ebenfalls der Bau der Landesstudios in Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Burgenland und Steiermark. 1974 wird Otto Oberhammer Generalintendant des ORF.

1978 kehrte Bacher zurück in den ORF. 1980 begann der ORF als erster Sender auf dem Kontinent mit dem „Teletext“. Erstmals wurde ein Reichweiten-Messsystem für das Fernsehen eingeführt und die Landesstudio Steiermark und Burgendland wurden eröffnet. Bacher wurde 1981 für weitere vier Jahre zum Generalintendanten bestellt: Im Fernsehen wurde die Regionalisierung weiter ausgebaut, das „Osteuropabüro“ gegründet und mit dem Sendebeginn von 3sat trat der ORF 1984 in das Satellitenzeitalter ein. Nach vier Jahren unter Generalintendant Thaddäus Podgorski ab 1986 kehrt Gerd Bacher 1990 als Generalintendant in den ORF zurück. Unter anderem wird das ORF-Korrespondentennetz weiter ausgebaut, Blue Danube Radio startet und Neville Brody entwirft im Auftrag Bachers ein umfassendes, neues ORF-Design. 1994 endet die letzte Funktionsperiode von Gerd Bacher.

Quelle: Pressemitteilung des ORF.

Blümel: Gerd Bacher hat Österreichischen Rundfunk maßgeblich geprägt

„Gerd Bacher hat die heimische Medienlandschaft der Zweiten Republik aufgebaut und den Weg für eine moderne Informationsvermittlung geebnet. Vor allem in seiner Funktion als Generalintendant des ORF hat er sich für die Vision eines zeitgemäßen öffentlich-rechtlichen Senders eingesetzt und hat diese auch erfolgreich umgesetzt. Er hat den Österreichischen Rundfunk maßgeblich geprägt. Sein Tod ist ein großer Verlust für die heimische Medienlandschaft“, bedauert ÖVP-Generalsekretär Mediensprecher Gernot Blümel anlässlich der Nachricht des Ablebens des erfolgreichen Medienexperten Gerd Bacher, der mit Unterbrechungen 20 Jahre lang an der Spitze des Österreichischen Rundfunks stand. „Ob als Journalist, als Chefredakteur, als Herausgeber oder als Generaldirektor – für Gerd Bacher stand stets die Unabhängigkeit zeitgemäßer Informationsvermittlung im Mittelpunkt, was uns auch heute Vorbild und Leitfaden für die Weiterentwicklung der Medien unserer Zeit sein sollte“, hält der ÖVP-Mediensprecher fest. „Unter seiner Führung wurden die Nachrichtenkanäle in unserem Land revolutioniert. Von der Einführung der Journale im Radio bis zum Ausbau der Informationsformate im Fernsehen. Zudem hat er das Fundament für den ORF gelegt, wie wir ihn kennen. Gerd Bacher war ein kritischer Visionär, der sich für seine Ideale eingesetzt hat und viel in Österreich bewegt hat. Dafür gebührt ihm unser ganzer Respekt und unsere Anerkennung“, so Blümel, der im Namen der gesamten ÖVP tiefes Beileid ausspricht. „Unsere Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden seiner Familie und seinen Angehörigen.“

Quelle: Pressemitteilung der ÖVP.

Weiterführende Informationen
Audio-Nachruf und Bildergalerie zum Tode Gerd Bachers