5G Broadcast: Apple weigert sich, Broadcast-Chips zu integrieren

NABshow smallAuf der Industriemesse NAB 2019 in Las Vegas, Nevada wurden Bedenken wegen fehlender sendefähiger Chips in Mobilgeräten laut. Den Delegierten wurde ein Zusatzmodul mit der Fähigkeit, Rundfunkinhalte mittels dem Standard ATSC 3.0 zu übertragen, vorgestellt. Hersteller weigerten sich bislang, deratige Add-ons in ihre Mobilgeräte einzubauen. Der Präsident und CEO der NAB unterstellte den Unternehmen wie Apple Absprachen und Machtmissbrauch. Zudem forderte er die Modernisierung veralteter Rundfunk-Vorschriften und verlangte verstärkte Regulierung. Eine Angleichung der Wettbewerbsbedingungen auch für lokale Anbieter käme dem Rundfunk-Journalismus zugute.

Gordon Smith (Bild: ©NAB)
Gordon Smith (Bild: ©NAB)

Die Einführung von 5G könnte derartige Änderungen fördern. 5G bietet weit höhere Datenraten von 5.000 MBit/s bis 20 GBit/s, überall verfügbare Datenraten von 100 MBit/s sowie erheblich niedrigere Latenzzeiten als heutige Mobilfunkverbindungen.

DEUTSCHLAND

5G-Testnetz (Grafik: © Bayerischer Rundfunk)
5G-Testnetz (Grafik: © Bayerischer Rundfunk)

Mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks präsentiert das deutsche Technologieunternehmen Rohde & Schwarz auf der NAB 2019 einen Feldversuch zukünftiger Übertragung von Medieninhalten mit 5G Broadcast – zunächst für TV-Angebote.

Ende Januar 2019 hatten sich Rundfunkreferenten der Bundesländer beim Institut für Rundfunktechnik in München über die Möglichkeiten des Netzstandards 5G durch den Rundfunk informiert. Dabei erhielten sie auch Einblicke in das EU-Forschungsprojekt 5G-Xcast sowie das bayerische Forschungsprojekt 5G Today. Im bayerischen Versuchsgebiet werden seit Dezember 2018 vom Wendelstein und seit seit Ende Januar auch von Ismaning aus 5G-Testsignale in weite Teile Oberbayerns ausgestrahlt.

ÖSTERREICH

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Auch die ORF-Sendertochter ORS will auf bisherigen TV-Frequenzen künftig 5G-Broadcast ausstrahlen. Bereits für September ist ein Testbetrieb geplant, eine endgültige Umsetzung scheint aber erst 2023 möglich. Das Video veranschaulicht die geplanten „Free-to-air“-Übertragungen von TV und Radio über 5G-Netze im Broadcast-Modus auf Smartcards und Tablets.


Was ist 5G Broadcast eigentlich?

Michael Fuhr vom Onlineportal teltarif.de erklärt: „5G Broadcast ist ein geplanter Rundfunkmodus. Das Verfahren dahinter nennt sich FeMBMS und basiert auf den Mobilfunkstandards 4G und 5G. 5G Broadcast soll für neue Möglichkeiten der Rundfunkverbreitung an mobile Endgeräte sorgen, ohne das Mobilfunknetz zusätzlich zu belasten. So könnten Nutzer auf dem Handy beispielsweise lineares Fernsehen schauen.“

5G Broadcast

Bei 5G Broadcast geht es in erster Linie um den mobilen Empfang auf Smartphones oder Tablets. Denn auf diesen mobilen Endgeräten konnten sich die bestehenden digitalen Rundfunktechnologien bisher nicht durchsetzen. „Ein Broadcast-Modus hat den entscheidenden Vorteil, dass Daten nicht wie bisher nur an einen, sondern an tausende Personen gleichzeitig und nur einmal gesendet werden müssen“, so Fuhr. Das heißt, dass mit diesem Rundfunkmodus Streams, die Millionen Zuschauer sehen, wie etwa Fußballübertragungen, stabil laufen. Zusammenbrüche beim Streaming sollen so ausgeschlossen werden. Zudem könnte sich 5G Broadcast nicht nur auf lineare Inhalte beschränken. Auch non-linearer Content wie YouTube-Videos oder Podcasts könnten darüber gesendet werden. Dies ist bei den bisherigen Rundfunktechnologien DAB+ und DVB-T2 HD nicht einfach so möglich. Eine personalisierte Übertragung von Inhalten sowie Werbung sind durch die Verknüpfung von Rundfunk- und Mobilfunkinfrastruktur ebenfalls denkbar. Ob die Inhalte über 5G Broadcast Verbrauchern kostenlos zur Verfügung gestellt werden können, ist noch nicht abschließend geklärt. Theoretisch müsste es machbar sein, Fernsehen und Radio unverschlüsselt und ohne SIM-Karte zu empfangen. Die Mobilfunkbetreiber refinanzieren den Netzausbau aber derzeit unter anderem durch Highspeed-Datenvolumina. Diese verwenden Nutzer vorzugsweise, um Medieninhalte zu streamen. Dementsprechend ist es für die Netzbetreiber nicht erstrebenswert, dass Radio und Fernsehen kostenlos und ohne SIM-Karte auf Smartphones oder Tablets übertragen werden. Auch wenn sie die Netze für 5G Broadcast nicht vorrangig selbst betreiben.

Obwohl 5G Broadcast zunächst einmal nichts mit DAB+ und DVB-T2 HD zu tun hat, sind viele Verbraucher verunsichert. Sie fragen sich, ob es sinnvoll ist, sich ein Empfangsgerät für digital-terrestrisches Fernsehen oder Radio zu kaufen, wenn schon wieder ein neuer Standard im Anmarsch ist. Fuhr beruhigt: „Wer heute ein Endgerät für DAB+ oder DVB-T2 HD kauft, hat in jedem Fall Planungssicherheit für die nächsten elf Jahre, beim Radio eher länger. 5G Broadcast steht erst am Anfang und wird wahrscheinlich bis 2025 nur in Labors erprobt. Aktuell sind Geschäftsmodelle völlig unklar und auch die Frage des Zugangs ist noch lange nicht gelöst. Es ist sogar möglich, dass es zu keiner Markteinführung kommt, wenn sich Politik, Contentanbieter und Mobilfunkunternehmen nicht über Erlös- und Zugangsmodelle einig werden.“ (Quelle: teltarif.de)

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