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NRW: Gerüchteköche säbeln an der Frequenz-Torte

Dietmar Boettcher (DLR)
Dietmar Boettcher

Wirklich klar ist , dass noch vieles unklar ist. Zum 2. August soll jetzt wohl die Übergabe der Frequenz 96,5 des BFBS am Standort Langenberg an das Deutschlandradio Kultur endgültig über die Bühne gehen. „Unter allem Vorbehalt, man weiss ja nie“, so schränkt DLR-Sprecher Dietmar Boettcher ein. Schon einmal musste der Sendestart von Anfang Juli verschoben werden, weil die neuen Frequenzen, die der BFBS im Ringtausch für den Langenberger Kanal erhalten soll, sendetechnisch noch nicht einsetzbar sind. „Es soll jedenfalls ein nahtloser Übergang für die Briten erfolgen“, so Boettcher. Was aber aus dem zweiten BFBS-Kanal, der für das Rheinland auf 97,8 vom WDR -Sender auf dem Bonner Venusberg sendet, geschehen soll, weiss Boettcher offiziell auch nicht.

Offiziell. Denn mehrfach wurde kolportiert, dass der Lokalsender Radio Bonn/Rhein-Sieg ein Auge darauf geworfen haben soll und dafür seine eigene Frequenz 98,9 am Venusberg aufgeben will. Auch wenn sich Radio BN-Chefredakteur Jörg Bertram , ein ausgewiesener Funkamateur und mithin Frequenzexperte, dazu in Schweigen hüllt, heisst es aus der Staatskanzlei in Düsseldorf , dass ein Frequenztausch bereits beschlossene Sache ist. Das Lokalradio bekommt die 97,8, das Deutschlandradio zum Füllen von Versorgungslücken im Bonner Rheintal-Kessel die 98,9.

Wenn das Deutschlandradio Anfang August auf den Langenberger Sendemast wechselt, hinterlässt es eine Kette von 13 Kleinsendern vor allem entlang der Ruhrschiene, die an das Land NRW zurückfällt, bestätigt DLR-Sprecher Boettcher. Aus dieser Frequenztorte durfte sich per Vertrag der Bund als Sachwalter des NATO-Truppenstatuts zur Versorgung der schrumpfenden Britischen Rheinarmee- Garnisonen sechs Stückchen herausschneiden. Sie wurden auf die Standorte Mönchengladbach-Rheindahlen ( 91.3 MHz), Niederkrüchten (104.0 MHz), Dülmen (92.5 MHz), Wulfen (101.9 MHz), Rheinberg (105.1 MHz) und Dortmund (106.0 MHz) umkoordiniert.

Bleiben also noch sieben. Und um diese plötzlich entstandene, wunderbare Frequenzvermehrung im bevölkerungsreichsten Bundesland rankt sich nun ein buntes Geflecht aus Wunschdenken und Gerüchten. Fakt ist: die Frequenzen sollen der LfM zwar zur Nutzung zugeordnet werden, heisst es aus der Düsseldorfer Staatskanzlei. Erst müsse sich die Landesanstalt aber darüber klar werden , welche Kanäle an welchen, möglicherweise neuen Standorten benötigt würden. Dann könnten sie als Paket in einem Gesamtverwaltungsakt der LfM zugewiesen werden. Für jeden Kanal einzelne Zuweisungen zu erlassen, mache keinen Sinn, so Frequenzreferent Klaus Radke.

Peter Widlok (LfM)
Peter Widlok (LfM)

Und dazu, wo die Frequenzen wofür einzusetzen wären, rauchen derzeit in der Düsseldorfer Landesanstalt die Köpfe. „Es ist noch gar nichts spruchreif“, so LfM-Sprecher Peter Widlok. Zunächst einmal wären die „notleidenden Gebiete dran“. Will sagen: Bei einigen Lokalfunk-Stationen – vor allem am Niederrhein – gebe es noch Versorgungsprobleme. Die müssten erstmal berücksichtigt werden.

Was dann noch mit dem Rest der Frequenz-Torte geschehen soll, dazu haben sich bereits mehrere Gerüchteköche die Köpfe für die Düsseldorfer Medienwächter zerbrochen. Schon vermuten die Grossen der Branche, dass eine neue Kette daraus gebildet werden könnte. Ein kommerzielles Jugendradio würde in NRW als Konkurrenz zur WDR-Kiddie-Welle „1 Live“ noch fehlen. Entsprechend soll bereits die Frank-Otto-Gruppe vorgefühlt haben und in mehreren Fachdiensten wurde zudem über einen Deal zwischen der WAZ- und der Energy-Gruppe spekuliert. Das würde Sinn machen. Denn auch eine Kette von „Glühbirn-Kanälen“ mit Standorten wie Köln oder Bochum ist ein Filetstückchen, mit dem die Grossen Geld verdienen könnten. Indes ist fraglich , ob die NRW-Medienpolitik soweit geht, Nicht-Landeskinder hereinzulassen. Die Oligarchen der Medienbranche an Rhein und Ruhr, WDR und Zeitungsverleger, haben es bisher immer verstanden, mit Hilfe der LfM ihre „Wagenburg“ geschlossen zu halten.

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Bye, bye BFBS!

XPLR: MEDIA Radio-Report