Das digital-terrestrische DAB+ Radio ist im Markt angekommen und setzt sich immer stärker durch. Dies belegen nicht zuletzt aktuelle Ergebnisse aus der Marktforschung: So nutzen knapp 14% der Bevölkerung DAB+ regelmäßig, das sind fast zehn Millionen Menschen (9,53 Mio. Personen ab 14 Jahren) und damit 2,1 Millionen mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der verbauten DAB+ Autoradios von zwei auf drei Millionen.
Laut GfK weist der jährliche Absatz von DAB+ Geräten in Deutschland erfreuliche Steigerungsraten auf. Bis zum Jahresende werden rund 1,1 Millionen DAB+ Radios ihre Käufer gefunden haben, so die Erwartungen der Händler. Von Januar bis Oktober 2016 wurden bereits 726.000 Geräte verkauft.
Schneller Netzausbau
Zum Erfolg von DAB+ beigetragen hat vor allem der Netzbetreiber Media Broadcast mit einem zügigen Ausbau beim bundesweiten Multiplex mit vier Programmen des Deutschlandradio und neun privaten Programmen. Die bis Jahresende abgeschlossene Stufe ist der Netzbetreiber mit den Programmanbietern seit Sommer 2015 angegangen.
Nachdem das nationale Netz von 61 auf 110 Senderstandorte ausgebaut wurde, ist DAB+ Anfang 2017 bundesweit auf 95 Prozent der Fläche verfügbar, die Autobahnen sind mit 98 Prozent versorgt. Mit dem Netzausbau werden die Vorgaben der Bundesnetzagentur zur Abdeckung nicht nur erfüllt, sondern teils deutlich übertroffen. Auch die regionale Versorgung mit DAB+ wurde 2016 ausgebaut. Die ARD-Landesrundfunkanstalten schalteten zahlreiche zusätzliche Sendeanlagen auf und schlossen damit Versorgungslücken.
Nationale und regionale Programmvielfalt
Seit September verstärkt Schwarzwaldradio als erstes offizielles Ferienradio das Angebot im bundesweiten Programmensemble. In den regionalen Multiplexen bereichern neue „digital only“ Programme mit innovativen Formaten und Musikfarben das Angebot. In Hessen und Hamburg ging mit ERF Pop ein Programm mit vorwiegend christlicher Pop- und Rockmusik auf Sendung. In München sind bis zu 50 regionale Programmangebote auf DAB+ verfügbar. NDR und MDR brachten in diesem Jahr exklusive DAB+ Programme auf den Weg. NDR Plus, das norddeutsche Schlagerradio, sendet rund um die Uhr das Beste aus 50 Jahren Schlagergeschichte. Die MDR Schlagerwelt ist seit September in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen über DAB+ empfangbar.
Immer mehr UKW-Anbieter, die neu auf DAB+ verfügbar sind, schätzen den digitalen Radiostandard als zusätzlichen Verbreitungsweg, weil sie so ihre technische Reichweite steigern. So kann beispielsweise Antenne Mainz aus Rheinland-Pfalz nun auch Hörer und Pendler auf dem Weg zur Arbeit im ganzen Rhein-Main-Gebiet erreichen, ebenso ist Radio Schleswig-Holstein (R.SH) per DAB+ ab sofort flächendeckend im gesamten Großraum Hamburg zu hören. Mit Radio SAW aus Sachsen-Anhalt erprobt erstmals ein kommerzieller Sender die regionale Auseinanderschaltung seines Programms auch über DAB+.
DAB+ effizienter und günstiger als UKW
In Bayern macht die Regionalisierung von DAB+ große Fortschritte. Eine Neuordnung im Multiplex sieht im Kern eine Stilllegung des bisher landesweit einheitlichen Bouquets im Kanal 10D vor. An dessen Stelle sollen sieben Regionalmuxe in ganz Bayern treten. Diese werden einerseits vom Bayerischen Rundfunk (BR) für die jeweilige Bayern 1- Regionalversionen sowie Bayern 2 Nord oder Süd genutzt. Andererseits sollen hierüber lokale, regionale und landesweite Privatradios verbreitet werden. Die ersten drei Regionalmuxe sind in diesem Jahr in Franken gestartet, bisher nur mit Programmen des BR. Landesweite Sender wie Kultradio oder Radio Galaxy sollen künftig in diesen Multiplexen verbreitet werden, dabei sollen die Verbreitungskosten gegenüber dem landesweiten Kanal 10D sogar sinken.
Erstes Smartphone mit DAB+
Meilensteine gab es aber auch im Endgeräte-Sektor: Mit dem LG Stylus 2 ging in diesem Jahr das erste Smartphone mit eingebautem DAB+ Radio an den Start. Einher ging die Markteinführung mit dem Start hybrider Radio-Apps, die je nach Verfügbarkeit automatisch zwischen den Verbreitungswegen DAB+ und Internet hin- und herschalten oder das lineare Audioprogramm mit zusätzlichen Internetinhalten verknüpfen. Der Vorteil: Smartphone-Nutzer können digitale Radioprogramme kostenlos und ohne Internet-Datenverbrauch genießen.
Kommende Dynamik mit zweitem Bundesmux
„Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: DAB+ ist nicht mehr aufzuhalten. Wer heute noch am Erfolg von Digitalradio DAB+ zweifelt oder die Technologie schlechtredet, agiert ausschließlich aus taktischen Gründen“, resümiert Dr. Willi Steul, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Deutschland e.V. und Intendant von Deutschlandradio. Er hofft zugleich auf eine weitere Dynamik im neuen Jahr: 2017 könnte ein zweiter bundesweiter Multiplex das Digitalradio-Angebot durch weitere attraktive Spartenprogramme bereichern. Die entsprechenden Kapazitäten haben die Landesmedienanstalten bereits ausgeschrieben.
Politik muss Rahmenbedingungen für Migration zu DAB+ schaffen
An die Politik appelliert Dr. Steul, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die positiven Prozesse fortsetzen. „Dazu gehört beispielsweise, dass frei werdende UKW-Frequenzen nicht wieder neu vergeben werden dürfen. Ferner muss die Politik privaten Programmanbietern durch gezielte Fördermaßnahmen die Chance für neue Programme über DAB+ eröffnen, neben der Finanzierung des Simulcasts für existierende UKW-Angebote. Die Länder Schweiz und Norwegen zeigen eindrucksvoll, wie eine Migration von analogem zu digitalem Radio gelingen kann, wenn alle Marktakteure – private und öffentlich-rechtliche Programmveranstalter, Netzbetreiber und die Geräteindustrie – mit der Politik an einem Strang ziehen.“
Norwegen beginnt als erstes europäisches Land ab Januar 2017 mit dem Ausstieg aus der analogen UKW-Technik, in der Schweiz sollen ab 2020 die UKW-Sendernetze abgeschaltet werden.
Der Vorsitzende des Digitalradio Vereins Deutschland fordert eine Gleichbehandlung von digitalem Radio und digitalem Fernsehen: „Nach der Abschaltung der Mittel-, Lang- und Kurzwellensender sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass in Deutschland verkaufte Radiomodelle weiter eine Zugangsmöglichkeit zu allen terrestrisch verbreiteten Hörfunkprogrammen besitzen. Das ist nur möglich, wenn Radiogeräte verpflichtend einen Multinorm-Empfangschip für UKW und DAB+ besitzen. Nur dadurch entsteht ein diskriminierungsfreier Zugang zu allen auch digital über Antenne verbreiteten Angeboten.“
Quelle: Pressemitteilung Digitalradio Büro Deutschland