Die Industrievereinigung Commercial Radio Australia hat diese Woche einige neue Daten über Radio im Auto veröffentlicht. Radiomacher verwundert es nicht weiter, dass es gute Nachrichten sind: 80 Prozent aller Audiosignale werden im Auto wiedergegeben. Pandora, Spotify und Apple Music werden insgesamt nur zu 3 % der im Auto verbrachten Zeit gehört, und Quellen „anderen Audios“ wie Podcasting und Internetradio machen 5 % aus. Ist das eine ausschließlich australische Angelegenheit? Schnell stellt sich heraus, dass dem nicht so ist.
Zu Beginn dieses Jahres wurde der Radioplayer in Großbritannien, Frankreich und Deutschland bei Fahrern untersucht, die in den letzten drei Jahren ein neues Auto gekauft hatten. In diesen neuen Autos – viele davon mit Mobilfunkverbindungen – hörten 75 % der Insassen UKW, Mittelwellensender und DAB Radio.
In den USA hat Edison Research ebenfalls Forschungen zum Hören im Auto durchgeführt. Sie fanden heraus, dass Pendler 87 Minuten pro Tag mit dem Hören von Audiosignalen in ihren Autos verbringen. Auf die Frage, was sie am meisten hören – ohne direktem Vergleich zu obenstehenden Zahlen – behaupteten 69 % der Befragten, dass sie zumeist Radio hören (UKW, MW oder Satellit). Podcasts und Hörbücher machen beide 2 % des Ergebnisses aus, und reine Internet-Streaming-Abspieldienste bilden 8 %.
Scheinbar hören wir, wo immer wir sind, etwa 75 % aller Audiosignale im Auto mittels UKW-MW-Radio, sogar wenn in einem nagelneuen Auto Podcasts und Streamingdienste für die Musik auf dem Mobilgerät zur Verfügung stehen. Das wird wohl eine gute Nachricht für Radiomacher sein. Die Zahlen zum Zeitaufwand fürs Zuhören sind natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten, das Hören im Auto zu messen.
In unermüdlicher Hörerforschung für 2016 fragte Edison Research: „Haben Sie jemals Internet-Radio in einem Auto gehört, indem Sie den Stream von einem Handy mit dem Audiosystem des Autos verbunden haben?“ – und diese Zahl ist von nur 6 % im Jahr 2010 auf 37 % in diesem Jahr gewachsen.
Was auch immer Ihre Meinung zu Fragen wie „Haben Sie jemals …“ ist – der Trend ist unausweichlich. Und nach den Zahlen, die diese Woche von Music Biz Consumer Insights und LOOP veröffentlicht wurden, wird Internetradio von nur 15 % der Amerikaner und Podcasts von 6 % gehört; Streaming-Internet-Radio jedoch ist beliebt bei den 25-34jährigen: 29 % von ihnen hören es mindestens einmal pro Woche.
Autos sind zum Radiohören in einigen Ländern wichtig, in anderen aber erstaunlicherweise nicht. In Großbritannien macht das Hören im Auto nur 20 % des Radiohörens aus, in Norwegen immerhin 23 %. In Australien sind es 33 %, in den USA 44 %. Diese Zahlen werden wahrscheinlich – sorry – von der relativen Größe des Landes und der Popularität öffentlicher Verkehrsmittel bestimmt. 60 % der Italiener fahren bestimmt so stürmisch ihr Auto, weil sie darin lieber Radio hören.
Ein Radio in einem Auto ist also – wie ein Befragter der Radioplayer-Studie sagt – „so wichtig wie Reifen und ein Lenkrad“ … oder in Italien so wichtig wie eine Bremse und ein Lenkrad. ;)
Der „Radio-Futurologe“ James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosender immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.