Mein erster Radio-Job fand in einem im Jahre 1975 gebauten Radiostudio statt, einem vollständigen Studio-Nachbau gemäß aller Vorgaben der britischen Rundfunk Regulierungsbehörde, inklusive angemessenem Schallschutz. Das Studio, in dem ich arbeitete, war praktisch unterirdisch, mit schallgedämpften Wänden und großen sandgefüllten Türen.
Studios machen einen großen Teil jeder Radiostation aus – unendlich viel Glas und Ausrüstung – und oft wie eine Art Schaufenster gebaut. Sie sind absichtlich vom Rest der Station abgetrennt. In Kanada schafft eine Lokalradio-Gruppe solche Studios jetzt komplett ab.
„Geoff Poulton, Präsident von Vista, besuchte unsere Station im 100 Mile House in British Columbia und merkte, dass während der Larry Rode’s Morning Show zahlreiche Hörer einfach ins Studio kamen, um hallo zu sagen und zu plaudern“, erzählte mir Murray Brookshaw, Nationaler Programmdirektor von Vista Radio. „Er musste erkennen, dass unser Storefront-Studio ein Versammlungsort war.“ Ein Versammlungsort… mit einem großen, sicheren, lärmgedämpften Raum inmitten einer uneinnehmbaren Festung, die die Hörer vom On-Air-Team trennt.
„Wenn wir Teil der Gemeinschaft sind, warum sollten wir nicht die Station zentrieren und alle einbeziehen?“, fragte mich Brookshaw. Also verzichtet Vista bei jedem neuen Radiosender-Bau nun auf ein Studio. Die Sprecher arbeiten nicht mehr in einem hermetisch abgeriegelten Studio vom Stationspersonal getrennt – sie schicken nun von einem Schreibtisch in der Mitte des Großraumbüros ihre Stimme über den Äther.
„Es war kein einfacher Übergang für unsere KollegInnen, denn als Radio-Talente sind wir auf schalldichte Räume, getrennt von allen Anderen konditioniert“, musste Brookshaw zugeben, aber er fügte hinzu, dass seine Kollegen es „nun lieben. Sie fühlen sich mehr als ein Teil der Station und der Gemeinde. Es hilft also, Barrieren innerhalb des Senders abzubauen. “
Die Stationen von Vista verfügen über ein musikintensives Format, das laute Umgebungen eher verträgt. Brookshaw meint, dass die Bürogeräusche „mit richtiger Mikrofontechnik und -verarbeitung“ – und mit vorsichtiger Mikrofonwahl am Anfang – „nicht On Air“ zu hören ist.
Oben ist ein Foto von Vista’s Setup in Prince George BC zu sehen – vorne der Empfang und hinten beide Stationen – Rücken an Rücken. Kein Glas, keine sandgefüllten Türen, keine schallgedämpften Mauern; nur ein pulsierender Raum.
Brookshaw meint: „Die Energie, die durch den offenen Raum geschaffen wird, ist unglaublich. Wir haben diese Open Air Studios seit 2 Jahren in Betrieb. Es war und ist ein großer Erfolg. Der Kern der Sache ist: Wir können das Konzept mit individuell angepasster Optimierung für jeden neuen Raum replizieren. Ich kann anderen Radiosendern nur empfehlen, es zu versuchen, … denn sie werden es lieben!“
Der „Radio-Futurologe“ James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.