Ich habe gerade in Neuseeland Urlaub gemacht. Es war sehr schön, danke der Nachfrage. Es ist schrecklich toll dort und jeder ist sehr freundlich. Und utocuels ob das nicht schon reichen würde, nennen sie ihre Einkaufswagen „Trundlers“. Auf Deutsch hieße das „Rollies“ – ist das nicht unglaublich süß?!? Was kann man daran nicht mögen?
MediaWorks betreibt die nationale News & Talk-Station ‚Radio Live‘, und ich habe mal die Morgenshow mit Paul Henry eingeschaltet. Mit regelmäßigen Nachrichtenbulletins, Gästen und Interviews präsentiert Paul Henry das archetypische Frühstücksradio-Programm. Er klingt warmherzig und freundlich und hat einen guten Draht zu seinen Gästen, die ihn offensichtlich gut kennen.
Das Programm klingt großartig. Während die Station über UKW große Teile Neuseelands erreicht, klingt sie fast, als ob sie via Mittelwelle zu hören wäre – mit schönen, bulligen Mikrofonen, die einen ordentlich druckvollen Sound, der warm und schön zu hören ist, abgeben. Das Programm klingt sehr dicht: Nachrichten und Sport-Segmente werden durch Aktualität und O-Töne aufgelockert und das Ganze klingt wie eine wirklich gut produzierte Radio-Show.
Aber! Ich habe das Ganze nicht im Radio gehört, sondern auf dem Fernseher beobachtet. MediaWorks besitzt nämlich auch die nationale Fernsehstation TV3, die ebenfalls die Paul Henry Show überträgt. Dieses Programm, das im Radio so gut klingt, stammt eigentlich aus einem Fernsehstudio. Die Gäste sitzen um einen Tisch, große klumpige Mikrofone vor der Nase. Diese Mikrofone sind die einzige wirkliche visuelle Verbindung zum Radio – das Studio ist hell beleuchtet und Paul und seine Gäste benutzen hauptsächlich Autocue. Die Nachrichten- oder Sportbulletins sind so gut anzuschauen, wie man es von einer Fernsehsendung erwartet. Man sieht keine Hinweise auf Kopfhörer oder Headsets; keine der normalen Utensilien von Radiostudios.
Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Ein Telefoninterview wurde hervorragend umgesetzt, mit verschiedenen Visualisierungen auf dem Bildschirm während des Interviews. Ein Segment namens „The Panel“, das auch tatsächlich ein Panel von drei Kommentatoren darstellte, klang großartig und sah fantastisch aus. Die Sport-Schlagzeilen wurden in einem rasanten Stil rübergebracht, der in Bild und Ton gut funktionierte. Dass das Ganze aus redaktioneller Sicht eindeutig Radio-gesteuert war, entpuppte sich als keine schlechte Sache.
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Letztlich spiegelt dies wider, dass Frühstücksfernsehen eher gehört als gesehen wird. „Guten Morgen Amerika“ oder jede andere typische Morgenshow im Fernsehen könnte auch eine großartige Radioshow abgeben! Starten Sie mit dem Fernseher in der Küche und hören Sie weiter auf dem Weg zur Arbeit zu. So einfach wie es mir scheint, so sehr frage ich mich, warum es vergleichsweise so selten vorkommt. (Dazu sei angemerkt: Ich frage mich, warum TV-Kanäle nicht auch ihr Tonsignal im Radio zur Verfügung stellen, vor allem mit den Möglichkeiten von HD oder DAB).
Ich habe viele der bekannten „Visualisierungsversuche“ gesehen. Oft geht es einfach nicht, weil Radiostudios meist nur fürs Radio gebaute hässliche Orte und nicht fürs TV gedacht sind. Kameramotive werden regelmäßig durch Computermonitore und hässliche Mikrofonstative verunstaltet. Die Beleuchtung ist schlecht, die Leute tragen hässliche Kopfhörer, und lange Radio-Moderationsstrecken werden entweder von stumpfen oder gar nicht vorhandenen Visualisierungen begleitet. Überdies ist der Klang oft schwach und schlecht.
Allerdings war dies wahrscheinlich das erste Mal, dass ich ein großartiges Radioprogramm gesehen habe – eines, das wie ein großartiges Radioprogramm klang, aber im Fernsehen stattfand. Und was für eine Schande, dass es nur in einem winzigen Land wie Neuseeland verfügbar ist: denn MediaWorks zeigt wirklich, wie sie die Inhalte, über die sie bereits verfügen, sehr gut nutzen können. Also, wenn Sie jemals Lust auf einen Urlaub haben, sollten Sie wahrscheinlich Neuseeland besuchen. Das Bier ist toll, es gibt viel zu unternehmen, der Fernseher hat einiges an großartigem Radio zu bieten – und sie haben dort … Trundlers.
Der „Radio-Futurologe“ James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.