Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat am Dienstag bei einem Empfang in Berlin seine Gründungsintendantin Dagmar Reim (64) verabschiedet. Reim geht Ende Juni aus privaten Gründen vorzeitig in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin, die NDR-Journalistin Patricia Schlesinger, tritt das Amt als rbb-Intendantin am 1. Juli an. Reim führte den rbb, der 2003 aus der Fusion des Sender Freies Berlin (SFB) mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) hervorging, 13 Jahre lang.
Die rbb-Rundfunkratsvorsitzende Friedrike von Kirchbach bezeichnete Reim vor rund 300 Gästen aus Kultur, Medien, Wirtschaft und Politik als „preußische Intendantin: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Toleranz, Bescheidenheit und Disziplin – zwar klingt das alles ziemlich streng – aber im Kosmos von Dagmar Reim komplettiert es sich mit einem unerschöpflichen Humor“, sagte von Kirchbach. „Wir brauchen uns wegen der Zukunft des rbb keine Sorgen machen“, so die Rundfunkratsvorsitzende, „wir danken Ihnen.“
Wolf-Dieter Wolf, Verwaltungsratsvorsitzender des rbb, hob die Rolle Reims bei der Sender-Gründung aus der Fusion von ORB und SFB hervor: „Es galt, neutral zu bleiben und dort, wo es vorkam, Misstrauen und Ängste abzubauen. Es galt auch, gegenseitigen Respekt zu entwickeln, wo er noch nicht selbstverständlich war. Dieses ist Ihnen vortrefflich gelungen“ sagte Wolf: „Sie haben Ihr Amt mit großer Klugheit und Menschlichkeit geführt.“
Die ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin Prof. Karola Wille sagte, Reim habe „dem rbb in der großen ARD-Familie Profil und Gewicht“ verliehen und „immer dann in der ARD Aufgaben übernommen, wenn es besonders schwierig wurde“. Dazu zähle unter anderem, sich als Aufsichtsratsvorsitzende bei der Filmtochter Degeto zu engagieren. „Dagmar Reim ist und bleibt eine beständige Mahnerin für einen relevanten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und das mit Leidenschaft, Verantwortung und Augenmaß. Bei der Herkulesaufgabe der Senderfusion in Berlin und Brandenburg ist es ihr gelungen, den schwierigen Spagat des Interessenausgleichs zu meistern und dem Zwei-Länder-Sender rbb eine eigene Identität zu geben,“ sagte Wille.
Dagmar Reim rief zu einem selbstbewussten Dialog der Medien mit dem Publikum auf. „Trotz der rasanten Beschleunigung im Netz ändert sich nichts an den alten journalistischen Tugenden: Erst denken dann senden. Allein entscheidend ist, ob unsere journalistische Kompetenz ausreicht, Schneisen in den immer dichter werdenden Informationsdschungel zu schlagen. Wir sollten das selbstbewusst tun – und im Gespräch mit unserem Publikum“, sagte Reim.
Dagmar Reim steht seit 13 Jahren an der Spitze des rbb, 2003 wählte der Rundfunkrat sie zur Intendantin. Reim führte als erste Frau einen öffentlich-rechtlichen Sender. Zuvor hatte sie beim Bayerischen Rundfunk, beim Westdeutschen Rundfunk und beim Norddeutschen Rundfunk gearbeitet. Zu ihrer Nachfolgerin wählte der rbb-Rundfunkrat im April die Journalistin und Fernsehmoderatorin Patricia Schlesinger. Sie arbeitete unter anderem als Reporterin für das ARD-Magazin „Panorama“, berichtete als Südostasienkorrespondentin aus Singapur und als USA-Korrespondentin in Washington. Seit 2007 ist sie die Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim NDR.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg ist die gemeinsame Landesrundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg. Neben den Funkhäusern an seinen Hauptstandorten in Berlin und Potsdam betreibt der rbb Studios in Cottbus und Frankfurt (Oder) sowie Regionalbüros in Perleberg und Prenzlau.
Der rbb sendet sechs Radioprogramme – radioBerlin 88,8, Antenne Brandenburg, Fritz, Inforadio, Radioeins und Kulturradio sowie regelmäßige Sendungen in niedersorbischer Sprache, das Dritte Fernsehprogramm rbb Fernsehen mit dem eigenen Videotext-Dienst rbbtext sowie das umfangreiche Online-Angebot rbb-online. In der ARD-Gemeinschaft ist der rbb unter anderem für das ARD-Hauptstadtstudio, das Play-Out-Center und den ARD-Text zuständig.
Quelle: rbb-Pressemeldung