Olli Peral (48) als Radio-Dino zu bezeichnen ist gar nicht mal so abwegig. Schließlich ist er inzwischen seit über 25 Jahren erfolgreich im Radiobusiness unterwegs. Seine Stationen waren bis heute u.a. Radio Hamburg, RTL Radio, N-Joy, NDR2, NDR 90,3, Alster Radio oder Radio BOB. Seit 2009 prägte er als Programmdirektor sowie Morgenshow-Moderator das Gesicht des Städte-Networks von RADIO 21 und Rockland Radio, das heute zu den erfolgreichsten Rock-Formaten Deutschlands gehört.
Neben seiner täglichen Aufgabe als Frühmoderator ist Olli Peral seit 2015 auch als Dozent für die Akademie Deutsche Pop tätig. Wir haben mit ihm über Morningshow, Radionachwuchs, Ausbildung und Dozentenalltag gesprochen.
RADIOSZENE: Frühsendung bei RADIO 21/Rockland Radio und dazu noch Dozent an der Deutschen Pop. Wie bekommst Du beides unter einen Hut?
Peral: Ich würde sagen mit einer Mischung aus Disziplin, Organisation aber auch Gelassenheit. Klar ist, die Morningshow in unserem Städtenetwork verlangt 150% Einsatz. Jeder, der über sehr viele Jahre konstant eine Frühsendung moderiert, weiß wie viel Kraft und Konzentration man benötigt. Das war für mich übrigens auch der Grund dafür, vor rund zwei Jahren den Posten als Programmdirektor in unserem Städtenetwork abzugeben, um mich voll und ganz auf die Morgenshow konzentrieren zu können. Das hat sich dann schnell sehr positiv auf die Qualität der Sendung ausgewirkt. Der richtige Schritt.
RADIOSZENE: Was ist Deine Morningshow-Philosophie?
Peral: So banal es klingt, aber die Hörer sind das Wichtigste. Sie entscheiden am Ende, ob ein Sender erfolgreich ist oder nicht. Ich verstehe die Hörer als gute Freunde, ein bisschen auch als Kunden, für die ich alles erdenkliche tue, damit sie sich in meinem Laden wohl fühlen und gerne wiederkommen bzw. einschalten. Die Kunst ist es, mit ihnen Hörern zu kommunizieren, in einen Dialog zu treten, onair wie auch online, und nicht über ihre Köpfe hinweg zu moderieren. Dazu versuche ich, mich in die Lebenssituation meiner Hörerschaft hinein zu versetzen.
RADIOSZENE: Neben Deiner Show „Der Neue Morgen“ unterrichtest Du als noch Dozent an der Akademie Deutsche Pop. Was ist der Grund dafür?
Peral: Ich habe unheimlich viel Freude daran, jungen, aufgeschlossenen Menschen das Radiomachen beizubringen. Das war schon während meiner Zeit bei NDR2. Da habe ich im Medienbüro Hamburg Wochenend-Seminare zum Thema „Radio-Moderation“ gegeben, das war vor etwa 15 Jahren. Das waren i.d.R. Leute von Bürgerfunk-Stationen wie Radio ZuSa, aber auch Teilnehmer, die einfach nur mal schauen wollten, wie der Job des Radiomoderators eigentlich so funktioniert. Und es ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit, Nachwuchs-Journalisten handwerkliche Grundlagen näher zu bringen. Interviewführung, redaktionelle Selektion, Schreiben für´s Sprechen, dialogische Moderation, Sprechtraining bis hin zu der Frage „Wie funktioniert eigentlich Kreativität?“. Bedauerlicherweise können vor allem wirtschaftlich schwache Sender nicht so viel in die Ausbildung ihrer Volontäre stecken, wie das vielleicht nötig wäre. Journalistische Grundlagen werden da von allen Beteiligten schnell aus den Augen verloren. Junge Nachwuchstalente haben dann meist viel zu wenig Zeit, sich entwickeln zu können. Der Alltag ist dann eher davon geprägt, dass Lücken im Dienstplan geschlossen werden müssen, statt auf die Ausbildung bzw. Fortbildung von Jungredakteuren zu schauen. Das finde ich auf der einen Seite sehr schade, weiß aber aus eigener Erfahrung auch, dass die wirtschaftlichen Ressourcen bei kleineren Stationen dafür eben oft nicht ausreichen.
RADIOSZENE: Gibt´s ne Anekdote aus Deiner Zeit als Dozent?
Peral: Anekdote vielleicht nicht. Aber in einem meiner Kurse war damals eine gewisse Ilka Petersen (lacht, Anmerk. d.Red.). Ich glaube, da war sie noch Stewardess und wollte unbedingt zum Radio, weil ihre Bordansagen unheimlich gut ankamen. Um erste Moderations-Erfahrungen zu machen, kam sie dann zu mir in den Kurs: „Von der Stimme zum Moderator – vom Moderator zur Personality“. Zwölf Jahre später erhielt sie dann den Deutschen Radiopreis für die beste Morgensendung mit NDR 2. Kurz nach der Verleihung kam sie dann übrigens zu mir und bedankte sich für das damals tolle Seminar. Das hat mich schon ein bisschen Stolz gemacht.
RADIOSZENE: Ist die Lust daran, Leuten das Radiomachen beizubringen, der einzige Grund für Deine Dozenten-Tätigkeit?
Peral: Es geht natürlich auch darum, neue berufliche Erfahrungen zu sammeln. Darum ging es mir auch 2006, als ich nach rund dreizehn Jahren den NDR aus vertraglichen Gründen verlassen musste und dann als Chefredakteur bei Antenne AC in Aachen anfing. Ich wollte neben dem Moderieren unbedingt auch die Bereiche strategische Programmplanung und Personalverantwortung kennenlernen. Klar, die Arbeit am Mikrofon ist anspruchsvoll und spannend. Aber für die eigene Zukunftsplanung finde ich es unheimlich wichtig, neue Felder zu erkunden. Und ich glaube, der Bereich Fort- bzw. Ausbildung ist da etwas, das in den nächsten Jahren weiter an Akzeptanz gewinnen wird. Von daher ist es auch eine Investition in die eigene berufliche Zukunft.
RADIOSZENE: Die Deutsche Pop gibt es inzwischen an 11 Standorten in Deutschland, dazu auch in Wien und Amsterdam, und wird gerade bei Einsteigern, bei jungen Leuten, immer beliebter. Wie läuft bei Dir so ein Kurs ab?
Peral: Das hängt immer vom Niveau des Kurses ab, also von den einzelnen Kurteilnehmern. Im Moment z.B. sind bei mir im Kurs Leute dabei, die schon das Potential haben, um am Ende wirklich den Weg ins Radiobusiness packen zu können: Stimme, Talent, Einstellung und eine gute Allgemeinbildung. Entsprechend anspruchsvoll sind dann auch die einzelnen Unterrichtseinheiten.
RADIOSZENE: … was heißt anspruchsvoll?
Peral: Das heißt, dass jede Unterrichtseinheiten – soweit es geht – aus praktischen Übungen am Mikro besteht. Interviewführung, Anmoderationen, Musikmods, ein bisschen Comedy – wir probieren da alles, immer im Wechsel mit Theorievermittlung, am Sendepult aus. Und dann geht’s natürlich in die gemeinsame Analyse der Takes, also in die Airchecks.
RADIOSZENE: Wie oft finden diese Unterrichtseinheiten statt?
Peral: Einmal die Woche. Ein Semester erstreckt sich so über zirka sechs Monate. Insgesamt gibt es 22 Unterrichtseinheiten, eine Zwischen sowie – Abschlussprüfung, dazu müssen die Kursteilnehmer eine Referat halten sowie eine Projektarbeit erstellen.
RADIOSZENE: Was beinhaltet eine Projektarbeit?
Peral: Am Ende des Kurses bekommen die Teilnehmer von mir die Aufgabe, eine einstündige Radiosendung zu produzieren, die die wichtigsten Elemente des Radiomachens enthält: Show-Opening, Teasing, An-Moderation eines BmE, Veranstaltungstipps, Wetter, Verkehr, ein Interview sowie eine Musik-Musikmoderation. Mit dieser Sendestunde können sie sich dann wunderbar für Praktika, Volontariate oder freie Mitarbeit bewerben.
RADIOSZENE: Was sind für die Kursteilnehmer die größten Hürden?
Peral: Für Viele ist es bereits überraschend, das sich Moderatoren vorher auf eine gute Moderation intensiv vorbereitet haben. Viele gehen noch immer davon aus, dass eine gelungene Moderation im Radio mal eben so spontan gebracht wird; nach dem Motto: Mikro an und los geht’s. Der Begriff Showprep ist für die meisten absolutes Neuland. Was die Hürden angehen, stehen die Teilnehmer vor allem bei komplizierteren, facettenreichen Themen oft vor dem Problem, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch der Bereich Ideenfindung ist ein Problem. Und wenn wir dann mit Skripten arbeiten, klingen die Moderationen meist vorgetragen oder vorgelesen. Da hilft nur: Üben, üben, üben!
RADIOSZENE: Was ist das Wichtigste, was Du Deinen Studenten mit auf den Weg gibst?
Peral: Ich versuche den Leuten klar zu machen, dass Talent alleine nicht reicht und sie sich in jedem Fall regelmäßig journalistisch weiterbilden müssen, was übrigens auch für langjährige Kollegen gelten sollte. Während der Kurses bekommen sie von mir dafür so viele Buchempfehlungen wie möglich. Daneben fallen bei mir gerne Schlagworte wie „Leidenschaft“, „Durchhaltevermögen“ und „Wille“.
RADIOSZENE: Welche Bücher empfiehlst Du aktuell besonders gerne?
Peral: Das neue Buch von Yvonne Malak „Erfolgreich Radio machen“ bietet, finde ich, einen tollen Überblick in Sachen modernes Radiomanagement. Aber auch „Radio-Personalities“, herausgegeben von Nick Maloney ist unheimlich spannend, weil dort Kollegen wie Wolfgang Leikermoser, Volker Mittmann oder Holger Ponik über ihre Shows und Erfolgsrezepte sprechen.
RADIOSZENE: Du machst jetzt schon so lange Radio. Welche Menschen haben Dich im Job am stärksten geprägt bzw. sind am wichtigsten für Dich?
Peral: Oh je, das ist eine schwere Frage. Ich habe in dieser Zeit so viele Programmchefs, Geschäftsführer und Kollegen erlebt, dass ich das gar nicht so leicht sagen kann. Anfang der 90er bei RTL Radio würde ich unbedingt Rainer Eichhorn nennen, der damals PD bei RTL Radio war. Später beim NDR habe ich viel von Sabine Rossbach gelernt , die jetzt Landesfunkhauschefin beim NDR in Hamburg ist. Sehr lehrreich war aber auch die Zusammenarbeit mit Volker Thormählen. Viel mitgenommen habe ich von Frank Salzbrenner von der bci-Group in Nürnberg-Schwaig. Dann die Zeit mit Rik DeLisle bei RADIO BOB!, sehr faszinierend. Überhaupt war die kurze Phase bei der REGIOCAST als Programmmanager und Morgenshow-Moderator bei BOB sehr spannend. Auch Peter Urban hat mich stark beeinflußt. Peter habe ich schon als Jugendlicher gehört und seine Sendung, den „Club“, auf Kassette aufgenommen, eine echte Radiolegende. Also wirklich, die Liste wird immer länger. Natürlich möchte ich hier auch meinen jetzigen Chef Steffen Müller nennen. Er hat in den letzten Jahren aus RADIO 21/Rockland Radio einen wirklich relevanten Sender im Markt gemacht, der nicht nur von unseren Hörer geliebt, sondern auch von unserer Konkurrenz intensiv beobachtet wird. Das macht mich schon sehr stolz. Seine Power bei der Umsetzung von neuen Ideen, überhaupt seine Innovations-Bereitschaft ist für mich absolut vorbildlich.
RADIOSZENE: Was sind Deine Ziele?
Peral: Ein Buch schreiben, das in Hollywood verfilmt wird, einen Radiopreis gewinnen, Paul McCartney interviewen, in meinen Kursen so viele Radiostars wie irgend möglich auf den Weg bringen und solange moderieren wie es die Hörer zulassen, nur um ein paar Punkte zu nennen (lacht).
RADIOSZENE: Danke für das Interview.
Peral: Sehr gerne!