Radio-Trends: Das war 2015 – Was kommt 2016?

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Bevor wir einen Blick auf das neue Radiojahr 2016 wagen, möchten wir das vergangene Jahr kurz Revue passieren lassen mit der TOP15 der meistgelesenen RADIOSZENE-Artikel von 2015:

  1. Dietmar Wischmeyer zum Anschlag auf „Charlie Hebdo“ in Paris
  2. Mittelwelle stirbt 2015
  3. DAB+ und die UKW-Abschaltung: „Es gibt kein Zurück mehr“
  4. Daniel Fischer wechselt von FFH zu hr3
  5. Bushido gibt 98.8 KISS FM längstes Interview der Welt
  6. RTL RADIO startet am 1. Juli mit neuem Programm aus Berlin
  7. KISS FM-Moderator Basty Radke ist tot
  8. Radio Nordseewelle bekommt vier UKW Frequenzen
  9. Sina Peschke verlässt LandesWelle Thüringen
  10. Gerlinde Jänicke: Neue 94,3 rs2 Morgenshow
  11. Radio38 – Das neue Radio für Braunschweig und Wolfsburg ist on air
  12. BR-Heimat: Februar 2015 startet Heimatwelle bayernweit im Digitalradio
  13. WhatsApp sperrt Account von Radiosendern
  14. Carsten Köthe übergibt R.SH-Nachmittag an Alexander Baltz
  15. Rob Green zurück im Radio

Wie wird aber das Radiojahr 2016? Dazu melden sich dieses Mal unsere Autoren und Kolumnisten zu Wort.

 

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Christian Schalt

Christian Schalt: 2016 wird das Jahr, in dem die Digitalisierung die deutsche Radioszene voll erreichen wird. Spotify ist Teil der ma geworden und wird mit ähnlichen Mitteln gemessen und vermarktet wie Radio. Neue Anbieter wie Pandora drängen nach Europa.

„2016 gibt es das größte Audioangebot aller Zeiten“ (Christian Schalt)

Die deutschen Sender werden sich stärker als bisher um ihr Digitalgeschäft kümmern und hier insbesondere um Reichweitenaufbau und Vermarktung. Dazu zählen interaktive Angebote mit mehr Funktionalitäten, um Hörern ein ähnliches Erlebnis wie mit den Streaminganbietern zu bieten und Werbepartnern mehr neue Formen anbieten zu können, vor allem Videowerbung.

Der deutsche Radiohörer wird nächstes Jahr das größte Audioangebot aller Zeiten zur Verfügung haben – und er wird es nutzen.

 

Ulrich Bunsmann (Bild: privat)
Ulrich Bunsmann (Bild: privat)

Ulrich Bunsmann: In vielen Autos ist es schon da: Radio übers Internet – via Smartphone als alternatives Autoradio. Und es entwickelt sich immer mehr zur Car Infotainment Konsole. Wie will DAB+ als vergleichsweise banale Autoradio-Technologie da mithalten? Den wirklichen Durchbruch sehe ich da aber erst mit den selbstfahrenden Autos – und bis das ein Massen-Phänomen wird, bleibt dem guten alten UKW-Radio noch ein bisschen Zeit, sich in die neue Car Infotainment-Welt hinein zu entwickeln. Das braucht Mut zum Investieren, zum Probieren, zum Scheitern, und Wiederprobieren. Das wäre dann auch eigentlich gleich mein Wunsch für 2016 – allein, ehrlicherweise fehlt mir ein wenig der Glaube.

Wie will DAB+ als vergleichsweise banale Autoradio-Technologie da mithalten? (Ulrich Bunsmann)

Der WhatsApp-Broadcast-Trend von 2015 wird dieses Jahr hoffentlich vorbei sein. Es ist ja – offen gesprochen – eine Schnapsidee, sich mit seiner Kommunikationsstrategie so abhängig von jemandem zu machen, der einem jederzeit die Basis entziehen kann. Ob das verhindert, dass man sich jetzt auf Instagram oder Snapchat stürzt? Ich fürchte, nein. Warum, ergibt sich aus der Antwort auf die nächste Frage.

Kommt 2016 endlich ein Mobile First-Trend auch für Radiosender? Es wäre schon viel gewonnen, wenn die deutschen Radiosender überhaupt eine Mobile-Strategie hätten. Von so etwas sind die meisten Sender mit ihren „Apps im Dornröschen-Schlaf“ meilenweit entfernt. Das wäre dann schon mein zweiter Wunsch für 2016: Dass endlich mehr Verantwortliche – vor allem auch in den Redaktionen und Studios – erkennen, dass Mobile ein unverzichtbarer zweiter Verbreitungsweg für das Radio der Zukunft ist – und damit meine ich nicht das Streaming, sondern den Kommunikationsweg.

 

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Viktor Worms

Viktor Worms: DAB+ wird von den Anbietern aus Kostengründen, weil billiger als UKW, weiter in den Markt gedrängt werden. Ich glaube allerdings, die Durchdringung geht deutlich langsamer gehen, als viele meinen. Der Konsument braucht sichtbare Vorteile, um sich diesen Technologien zu öffnen und bislang sieht und hört er sie nicht. Das führt dazu, dass wenig Bereitschaft da ist, dafür Geld auszugeben.

„Das Jahr 2016 wird und muss deutlich weniger im Zeichen der Technik als im Zeichen von Effektivität und Qualität stehen.“ (Viktor Worms)

Für „Special-Interest-Programme“, die nicht durch regionale Kompetenz und Unterhaltung punkten sondern z.B. über Musik und Wort (Rocksender, Informationsprogramme wie DRadio Wissen etc.) sind diese Wege eine wirkliche Chance, nennenswerte und irgendwann auch vermarktbare Zielgruppen zu erreichen – aber auch das wird dauern. Entscheidend für kommerzielle Anbieter wird sein, inwieweit die Werbewirtschaft auf diesen Zug aufspringt und deren Finanzierung sichert.

Spricht man heute mit Geschäftsführern der privaten Markenprogramme, so machen sie zwar mit, sind jedoch alle ernüchtert über die Nutzung und daraus resultierend die Revenues, die sie aus diesen „neuen“ Technologien (z. B. Musikstreams) generieren können. Deshalb empfehle ich meinen Partnern, investiert in die Qualität der Programme und Eurer Mitarbeiter! Sie schaffen die USPs der Programme und somit die Reichweiten. Es gibt nicht einen Radiosender, der über Technologie zum Markenprodukt wurde! Mich wundert, wie wenig die erfolglosen von den erfolgreichen Programmen lernen. Wobei auch die (privaten) Big-Player in den kommenden Jahren massiv an der Effektivität ihrer Programme werden schrauben müssen und das heisst auch bei den Machern zunehmend, dass es nicht auf die Masse der Programmmacher ankommen wird , vielmehr auf deren Klasse. Man wird auch über die Inhalte an sich sprechen müssen. Vieles , was da ausgestrahlt wird bekommt der User längst viel schneller und ohne darauf warten zu müssen im Netz – und das auch nicht nur immer sondern überall.

Um dabei zu bleiben: Sind heizbare Heckscheiben, ABS oder ein Navi entscheidende Verkaufsargumente für einen Automobilkäufer? Nein! Der entscheidet sich nach seinem Geldbeutel geschmacklichen Kriterien, Qualität und Image (!) und nicht nach Essentials, die jeder Kleinwagen und jedes Smartphone heute selbstverständlich mitliefert.

Was ich meine, hat Meike Winnemuth hat in „Das große Los“ sehr gut beschrieben:

Mike-Winnemuth-Das-grosse-Los

 

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Hannes Mehring

Hannes Mehring: 2015 wurde sehr deutlich, welch enormes Potential die YouTuber-Szene hat und wie bedeutend Bewegtbild für eine hohe Reichweite ist. Auch wenn Radio weiterhin die Audio-only-Nischen erfolgreich besetzt, so wird 2016 entscheidend sein den vielen Worten nun endlich Taten folgen zu lassen.

„Mobile first! Ehrlich jetzt.“ (Hannes Mehring)

Die Top-Erfolgsmaßnahmen 2016 sind deshalb:

  • Mobile first! Ehrlich jetzt.
  • Holt euch einen erfolgreichen Social Media Star ins Team!
  • Mobile first heißt auch Technologie nutzen. Schon mal geguckt, was eure App wirklich kann? Wer von Euch ist fit in Periscope?
  • Schaut euch bei den YouTubern ab, wie man im Social Web erfolgreich wird!
  • „Make universes, not content“: Positioniert Eure Marke für ein Lebensgefühl, kreiert ein Leitbild!

 

Ludwig Schieffer wünscht sich für 2016, dass bald weitere DAB-Muxe für NRW Wirklichkeit werden und sich die nächsten neuen Radioprojekte in Deutschland – Radio Saarschleifenland und Radio Oldenburg – sich in ihrer Nische gut einleben werden.

 

Johannes-Boos
Johannes Boos

Johannes Boos: Es hatte den Geschmack von etwas Nerdigem, als ich 2009 meinen ersten Podcast startete. In der Zwischenzeit ist Podcasting auch in Deutschland seiner Nische entwachsen: Beim Kochen, beim Joggen oder im Zug – Hörstücke als Audiodatei über das Smartphone zu nutzen, das ist längst nicht mehr nur die Sache von ein paar News-Geeks.

„Der Content der Sender 2016 wird vielfältiger denn je.“ (Johannes Boos)

Viele öffentlich-rechtliche Programme nutzen Podcasts bereits zur Weiterverbreitung ihrer Inhalte. 2016 wird das Jahr, in welchem auch kommerzielle Anbieter erstens den Nutzen von Podcasts zur Bindung des Hörers an die eigene Marke entdecken und zweitens auch mit der Vermarktung dieser Angebote experimentieren werden.

Das funktioniert aber nur, wenn Hörfunkanbieter eigenen Content zu bieten haben – und das wiederum ist mein Tipp für den zweiten Trend des Jahres. Es wird wieder mehr Mut geben zum Ausprobieren neuer Inhalte: Partnerschaften mit erfolgreichen YouTube-Formaten, ein regionaler Comedy-Star statt zugekaufter Spaßstücke, Kooperationen mit örtlichen Bloggern. Der Content der Sender 2016 wird vielfältiger denn je.

Welche Wünsche hast Du ans neue Radiojahr? Schreib uns an redaktion@radioszene.de oder teile und kommentiere bei Facebook!