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Clown und Banker

Bitter Lemmer

Die verrückte Idee gehabt, den faschistoiden Politclown Peter Sodann mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zusammenzuspannen. Auge in Auge im Radiostudio. „So, Herr Sodann“, hätte die Anmoderation lauten können. „Jetzt wiederholen Sie noch mal, dass Sie den hier Ihnen gegenübersitzenden Herrn Ackermann verhaften wollen. Und sagen Sie bitte gleich dazu, welches Verbrechens Sie ihn bezichtigen.“

Ob er wohl Manns genug gewesen wäre, seine Bösartigkeit angesichts der Gegenwart des Opfers zu wiederholen? Gerade jetzt, da ja auch der Propagandavorsitzende der Links-Xenophoben, Oskar Lafontaine, zur Verhaftung von Bankvorständen bläst? Nicht nur zur Verhaftung des Herrn Ackermann, sondern vieler weiterer? „Hätten wir da ordentliche Gesetze, dann müssten jetzt einige hinter Schloss und Riegel“, sagte Fremdarbeiter-Vertreiber Lafontaine der Stuttgarter Zeitung.

Also Herr Sodann, was soll in so einem Gesetz drinstehen? Was soll der Grund sein, Banker zu verhaften? Einfach nur der, dass sie Banker sind?

Dann hätte ich gern gehört, wie Herr Ackermann sich wehrt. Tendenziell tut er das ja jetzt schon. In der BamS sagte er, Sodanns Hetze sei ungeheuerlich. Vielleicht wäre ihm noch mehr eingefallen, sich dieses Mannes zu erwehren, über den die FAZ schrieb: „Sodann hat alles, was man Ossis so vorwirft, plus das, was Ossis an Westlern hassen“.

Ackermann sagte in demselben BamS-Interview auch, so langsam werde ihm Angst und Bange um dieses Deutschland. Irgendwie verständlich. Auch CDU-Politiker prügeln ja jetzt immer munter drauf auf alles Banker-mäßige. „ Es ist wirklich ein Hohn, dass Herr Ackermann jetzt sagt, ich verzichte auf den Bonus“, schnaubte Unions-Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen bei „Anne Will“. „Wir argumentieren, dass wir eine Bankenkrise haben, die im Grunde die Welt in den Abgrund führt, und er glaubt auch noch, einen Anspruch auf den Bonus zu haben.“ Aber was, wenn Ackermanns Deutsche Bank eben nicht den Abgrund herunterfährt? Womöglich besser dasteht als diverse staatliche Institute (Sachsen LB, Bayern LB oder die dümmste Bank Deutschlands KfW)? Womöglich sogar weiter Geld verdient (ist hierzulande auch schlecht angesehen, ich weiß…)? Hätte Herr Röttgen Herrn Ackermann statt mit Worten mit der Uzi beschossen, hätte der auf seinen Bonus nicht verzichtet? Ist dann womöglich Sodann in Höchstgeschwindigkeit in der Mitte des politischen Spektrums angelangt? Dürfen wir jetzt damit rechnen, dass die Union Herrn Köhler – Achtung! Ex-Banker! Staatsfeind! – abschießt und gemeinschaftlich mit Lafontaine den Mann vom Tatort unterstützt? Und sind die in Wahrheit vielleicht nur deshalb sauer, weil Herr Ackermann die Steuermilliarden nicht haben will, mit denen die Koalition der Mittel die Banken „freiwillig“ unter ihre Kontrolle zu zwingen versucht?

Nun, es wird die Begegnung Sodann-Ackermann nicht geben. Als ich Ackermanns Pressesprecher anrief und meinen Plan schilderte, hörte sich das vom anderen Ende der Leitung an, als sei ich mit der Antarktis (vor Beginn des Klimawandels) verbunden. Ich hatte den Eindruck, der Sprecher gehe völlig selbstverständlich davon aus, ich plante, Ackermann mit Hilfe von Sodann vorzuführen.

Dummerweise verstehe ich dieses Misstrauen. Schließlich gucke auch ich Fernsehen und höre Radio.

Lemmer
Christoph Lemmer arbeitet als freier Journalist in Berlin.

E-Mail: christoph@radioszene.de

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