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Katholischer Glaube auf Sendung: domradio Köln

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Ein gemeinsamer katholischer Glaube, aber verschiedene Wege zum Hörer: Domradio (Köln) und das etwa gleich alte radio klassik Stephansdom (Wien) unterscheiden sich in der programmlichen Ausgestaltung stark. Während Domradio eher Popmusik ausstrahlt, hat radio klassik Stephansdom, wie der Name schon sagt, einen klassischen Schwerpunkt. Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker hat beide Stationen besucht. Im ersten Teil erscheint zuerst sein Bericht  über domradio.

Domradio-Der gute Draht nach oben

Domradio befindet sich in der Trägerschaft des Bildungswerks des Erzbistums Köln und wird aus Kirchensteuermitteln finanziert. Sendestudio und Redaktionsräume liegen direkt neben dem Kölner Dom. Rund 80.000 Hörer¹ schalten täglich ein. Trotz räumlicher Nähe und Art der Finanzierung ist Domradio unabhängig von der Amtskirche.

„In der Berichterstattung sind uns keine Grenzen gesetzt. Wir packen auch heiße Eisen an wie Kirche von unten oder den Zölibat. Der Glaube ist dabei unsere Richtschnur. Unsere Festangestellten müssen aber katholisch sein“, führt Johannes Schröer (52), stellvertretender Chefredakteur des Domradio aus. Der studierte Theologe und Germanist kam über Radio Essen, die Redaktion Kirche im Privatfunk bei Radio NRW und WDR-Fernsehen (Aktuelle Stunde, Lokalzeit Ruhr) 2002 zum Domradio.

Johannes Schrör (Bild: domradio)
Johannes Schrör (Bild: domradio)

Zum 750jährigen Domjubiläum im Jahr 1998 ging Domradio als Veranstaltungsfunk für einen vorübergehenden Zeitraum auf Sendung. An Pfingsten im Jahr 2000 startete der reguläre Betrieb. Insbesondere die positiven Reaktionen der Hörer zum Veranstaltungsradio bewogen das Erzbistum Köln dazu, Domradio zu einer dauerhaften Einrichtung zu machen. Somit gilt der Sender als einer der wichtigsten Hinterlassenschaften des emeritierten Erzbischofs Joachim Kardinal Meissner.

Frommes und Weltliches in einer locker präsentierten Art wechseln sich bei Domradio ab. Die Gottesdienstübertragung sonntags um 10 Uhr aus dem Kölner Dom sowie die Laudes (liturgisches Morgengebet) um 6:00-6:30 Uhr als auch die Komplet (liturgisches Nachtgebet) von 22:00 Uhr-22:30 Uhr gelten als gesetzt. Hierfür wird das weltliche Rock-und Pop – Format unterbrochen. Insgesamt beträgt der Wortanteil 50 %, wenn man religiöse und weltliche Beiträge addiert.

„Es handelt sich um einen Spagat, den man vom Format nicht auflösen kann.“, stellt Schröer fest. „Wir versuchen Übergänge zu schaffen und verweisen z.B. auf den im Programm folgenden Gottesdienst. Gewiss wollen wir die Leute auch niederschwellig ansprechen über die Musikfarbe. Wir wollen jedoch nicht mit der frommen Tür ins Haus fallen.“, stellt Schröer klar.

Blick in das Studio von Domradio mit DABiS 800-System (Bild: © Hendrik Leuker-03/15)
Blick in das Studio von Domradio mit DABiS800-System (Bild: © Hendrik Leuker-03/15)

Ganze Sendungen von Radio Vatikan werden nicht mehr von Domradio übernommen: „Wir übernehmen jetzt von Radio Vatikan nur noch O-Töne aus den Beiträgen, angepasst an das Format.“, fügt Schröer hinzu. Das Vermitteln der christlichen Botschaft ist das zentrale Anliegen von Domradio nicht nur in den religiösen Sendungen für kirchennahe Hörer: „Wir wollen die christlichen Stimmen und die christliche Botschaft in den gesellschaftlichen Dialog hineintragen, aber vor allem ein niederschwelliges Angebot machen. Wir wollen vor allem aufzeigen, dass Kirche etwas zu sagen hat. Kirche besteht nicht nur aus Pädophilen und Prunksüchtigen. Kirche ist vielmehr einer der großen Global Player (die katholische Kirche allein hat weltweit ca. 1,2 Milliarden Mitglieder). Wir sprechen die kirchlichen Würdenträger an, bitten sie zum Interview und nutzen somit deren Kompetenzen mittels Studiogespräch oder Audio-Überspielung. Ebenso kommt bei uns die kirchliche Basis zu Wort, das vielfältige Engagement all derer, die in den Gemeinden und Verbänden aktiv ist.“, erklärt Schröer die Vorgehensweise seines Senders.

Ob weltliches Programm in Form von Magazinen, Features und Dokumentationen oder religiöse Botschaft- das lässt sich bei Domradio nicht strikt trennen: „Es geht eines ins andere über. Allgemeine Gesprächsthemen kommen im Programm von Domradio vor und die christliche Sichtweise kommt dazu zum Ausdruck.“, gibt sich Schröer sendebewusst.

Die Nachrichten und der Wetterbericht („Blick nach oben“) kommen um halb. Ein halbes Dutzend Nachrichtenredakteure arbeiten im Sender; diese nutzen auch O-Töne geliefert von dpa-News. Ursprünglich arbeitete man mit Radiodienst zusammen. Eine Belieferung durch den Radiodienst war nicht zur vollen Stunde möglich. Zur vollen Stunde werden die Top-Nachrichten und das Wetter angeteast. Zur vollen Stunde ist nach dem „Himmlischen Hit“ die Rubrik „Das Wort“ aufzunehmen, zumeist ein Bibeltext, besinnliche Texte oder Literaturtexte. Domradio verfügt über 15 Festangestellte und 30 freie Mitarbeiter. Diese sollten idealerweise ein Theologiestudium absolviert haben und journalistische Erfahrung in der Medienwelt gesammelt haben (mindestens: Volontariat). Der Etat beträgt 3 Millionen Euro im Jahr. Das Programm ist, da es aus Kirchensteuermitteln finanziert wird, „auf absehbare Zeit“(Schröer) werbefrei. Sponsorwerbung von karitativen Einrichtungen wie Adveniat, Misereor, Missio und Renovabis kommt vor; am Montagmorgen bestreitet ein Hilfswerk eine ganze Sendung. Darin werden Projekte des Hilfswerks vorgestellt und beworben.

Ein wichtiges Transportmittel für einen Sender, der eine Mission zu erfüllen hat, ist zweifelsohne die Musik. „Musik entscheidet über das Einschalten und Moderation bindet“, gibt Schröer zu bedenken. In der Regel spielt Domradio aber keine Chart-Musik, sondern melodiöse Pop-Musik von den 70ern bis heute. Eine Ausnahme hierzu stellt die Sendung „Musica“ am Sonntagabend (20-21 Uhr) dar, in der Klassik gespielt wird.

Die Zielgruppe von Domradio sind nicht einfach alle Katholiken: „Wir wollen alle Menschen guten Willens ansprechen, die sich für Religion und soziale Themen interessieren. In der Regel sind diese, wie wir wissen, über 30 Jahre alt, berufstätig, und stehen mitten im Leben.“, führt Schröer aus. Auch das Internet wird für Domradio immer wichtiger. Schon seit Sendestart ist www.domradio.de eine der großen katholischen Websites in Deutschland. „Darin finden sich stärker kirchliche Themen als im Radioprogramm. Es handelt sich um ein Portal, das der Internetuser gezielter aufrufen muss. Das von mir erwähnte niederschwellige Angebot findet eher im Radio statt.“, macht Schröer den Unterschied der Website zum Radio deutlich. So werden auch mehr Gottesdienste aus dem Kölner Dom live übertragen, z.B. jeden Morgen um 8 Uhr zusammen mit Köln TV. Die auf der Website des Domradios befindliche Domcam, die den Platz vor dem Dom zeigt, sei „eher eine Spielerei“ (Schröer). Auf der Website kann man zudem das Radioprogramm weltweit als Livestream abrufen, die Nachrichten von Domradio abonnieren sowie die Tagesevangeliums-App herunterladen.

Die UKW-Hauptfrequenz von Domradio ist die 101,7 MHz mit Sendestandort: Köln-Sternengasse, und einer Sendeleistung von lediglich 0,03 kW. Der WDR befürchtete seinerzeit, dass sein Regionalprogramm in Aachen empfangstechnisch beeinträchtigt würde bei einer größeren Leistungsstärke der Frequenz. Damit ist Empfang in der gesamten Innenstadt von Köln und wetterabhängig im Großraum Köln möglich.

Ludwig Schieffer (Bild: © Hendrik Leuker 03/15)
Ludwig Schieffer (Bild: © Hendrik Leuker 03/15)

Ludwig Schieffer (66) ist fest-frei angestellter Nachrichtenredakteur bei Domradio. Er ist studierter Jurist und ging vor dem Examen zur „Kölnischen Rundschau“. Über Radio Köln und dem deutschen Technosender Evosonic, wo er Chef vom Dienst war, kam er zum Domradio. Als passionierter Radio- und Musikexperte ist er einigen Lesern sicherlich ein Begriff. Heute ist er zudem Freier Radio Consultant (Berater) und betreut u.a. den niedersächsischen Lokalsender Radio Oldenburg (Vorgesehener Sendestart: Herbst 2015).

Firmenwagen von Domradio (Bild: ©Hendrik Leuker-03/15)
Firmenwagen von Domradio (Bild: ©Hendrik Leuker-03/15)

Im Interview wagt er eine präzise Eingrenzung des Sendegebiets: „Im Süden sind wir bis Wesseling-Brühl zu empfangen und im Norden bis Leverkusen-Worringen. Im Südwesten sind wir weithin in Richtung Eifel zu hören. Unsere Stützfrequenz 92,0 MHz aus Pulheim ist noch in Leverkusen gut zu hören“, führt Schieffer aus. Im Frühjahr 2015 wurde in Nordrhein-Westfalen (NRW) eine 11 Frequenzen umfassende Sendelizenz neu ausgeschrieben. Domradio gehörte zu den Bewerbern im Bieterverfahren. Der deutsch-türkische Sender Metropol FM erhielt von der Landesmedienanstalt den Zuschlag. Schieffer sieht dieses mit Bedauern, da es sich nicht um irgendwelche, vielmehr oft leistungsstarke Frequenzen handele und die Chance auf eine stärkere Verbreitung von Domradio auf UKW in NRW so schnell nicht wiederkomme.

Produktionsstudio von Domradio (Bild: ©Hendrik Leuker-03/15)
Produktionsstudio von Domradio (Bild: ©Hendrik Leuker-03/15)

Was ist die Konsequenz daraus für Domradio? Ingo Bruggenjürgen (53) ist Chefredakteur bei Domradio und dort seit Programmstart im Jahr 2000. Zuvor war der studierte Theologe und Medienwissenschaftler im Referat Medienpädagogik im Erzbistum Köln tätig und fünf Jahre Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz bei RTL-Television („Bibelclip“). Gefragt nach den Verbreitungsperspektiven ließ er folgendes schriftlich erklären: „Wir werden weiterhin Augen und Ohren offenhalten, um unsere Reichweite konsequent zu erhöhen. Das Internet-Radio ist für uns eine zukunftsweisende Perspektive. Zur Zeit versuchen wir, die unterschiedlichen multimedialen Bereiche noch stärker zu verzahnen, sprich die Audio-, Video- und Text-, Social Media- und Online-Bereiche noch besser miteinander zu koordinieren.“

ADRESSEN/FREQUENZEN

Domradio
Domkloster 3
50667 KÖLN
Tel: 0221- 258 86-0
Fax: 0221-258 86-33
Email: info@domradio.de
Internet: www.domradio.de (Livestream/ Email- Kontaktformular/ alle Frequenzen)

UKW:
Köln (Sternengasse) 101,7 MHz 0,03 kW
Pulheim 92,0 MHz 0,01 kW
Fulda 99,2 MHz 0,32 K W
Bretzenheim (Rheinland-Pfalz) 87,9 MHz 0,15 kW
Satellit: ASTRA 1 C in DVB-S.
Digitalradio (DAB+): In Nordrhein-Westfalen auf Kanal 11 D.

¹) Die Zahlen beziehen sich auf eigen veranlasste Umfragen und Schätzungen unter Berücksichtigung der technischen Reichweite des Senders (Kabel nrw, UKW Köln/Fulda etc., DAB+ und Livestream im Internet). An der Media-Analyse beteiligte sich die nicht-kommerzielle Station bislang nicht.

Hendrik Leuker ist Redakteur des RADIO KURIER. Sein Artikel über Domradio und radio klassik Stephansdom erscheint dort im Laufe des Jahres.

XPLR: MEDIA Radio-Report