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RIAS-Sendemast in Berlin-Britz am 18. Juli 2015 gesprengt

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Am 18. Juli 2015 um 14 Uhr wurde der ehemalige RIAS-Sendemast in Berlin-Britz gesprengt. Der 1961 errichtete und 55 Tonnen schwere Mast gehörte mit 160 Metern zu den höchsten Bauwerken der Hauptstadt. Bis September 2013 wurde er zur Mittelwellenverbreitung von Deutschlandradio Kultur genutzt.

Die Britzer Sendeanlage kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Nach dem Bau der ersten Sendeanlagen ging von hier aus am 4. September 1946 der Rundfunk im Amerikanischen Sektor (RIAS) on Air. Später entstand hier Europas leistungsstärkster Mittelwellensender, mit dem jahrelang auch die Störsender aus Ostberlin überwunden werden mussten.

Sendanlagen Berlin- Britz – 4. September 2013 (Bild: Bettina Straub/Deutschlandradio)
Sendanlagen Berlin- Britz – 4. September 2013 (Bild: Bettina Straub/Deutschlandradio)

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Sprengung:

Warum wird gesprengt?

Die Mittelwellenübertragung in Deutschland gehört angesichts wirtschaftlicherer und leistungsstärkerer Alternativen bald endgültig der Vergangenheit an. Im Laufe dieses Jahres werden die letzten ARD-Anstalten ihre Mittelwellensender abschalten. Der Sendebetrieb in Britz musste aufgrund von Schäden an der oft jahrzehntealten Technik in Teilen bereits 2007 eingestellt werden. Die endgültige Abschaltung erfolgte im September 2013. Die Sprengung ist notwendig, um die Kosten für Instandhaltung und Sicherheitsmaßnahmen so niedrig wie möglich zu halten.

Hinweisschild DRadio-Sender Britz Berlin
Sackgasse: Die Geschichte des RIAS-Senders in Britz geht zu Ende.

Was bedeutet das für die Zukunft des Radioempfangs?

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten betreiben den schnellen Ausbau des Digital Audio Broadcasting (DAB+). Sie folgen damit einer Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF). Diese hat den Rundfunkanstalten die finanziellen Mittel für das kosteneffiziente Digitalradio genehmigt und zugleich das Ende der Lang- und Mittelwellenabstrahlung gefordert.

DAB+ ist heute bereits auf 83,2 Prozent der Fläche und für 91,1 Prozent der Bevölkerung mobil verfügbar. Angesichts des rasanten Ausbaus des Sendernetzes wird auch in ländlichen Regionen qualitativ hochwertiges Digitalradio bald zur Selbstverständlichkeit. Bis Ende 2016 wird sich die Zahl der Digitalradiosender, über die alle drei Deutschlandradio-Programme verbreitet werden, auf 110 nahezu verdoppeln. In Berlin strahlt Deutschlandradio seine Programme zudem weiterhin in UKW über den Fernsehturm Alexanderplatz ab.

Wie verläuft die Sprengung?

Am 18. Juli um 14 Uhr wird die beauftragte Firma TVF Altwert vier Abspannseile („Pardunen“) der östlichen Pardunenreihe sprengen. Durch die verbleibenden zwei Pardunenreihen wird der Mast dann in westliche Richtung gezogen und fällt auf eine grüne Freifläche. In den Folgetagen wird der Korpus dann zerteilt und abtransportiert. Anschließend werden Teile des dazugehörigen Kupfererdnetzes aus dem Boden entfernt. Das Erdnetz um das Mastfundament hat einen Radius von 120 Metern.

Zur Sicherung des Geländes wird am Tag der Sprengung eine Postenkette eingesetzt. Die Anwohner wurden bereits frühzeitig über die Sprengung in Kenntnis gesetzt.

Mittelwellen-Mast in Britz

Wie wird das Gelände in Zukunft genutzt?

Nach dem erfolgten Rückbau der Senderinfrastruktur mit Senderhäuschen, Mastfundamenten, Rest-Erdnetz, Antennenzuleitungen, Verkabelungen und anderem technischen Inventar wird das gesamte Areal verkauft. Bis Ende 2015 wird das Hauptgebäude der Senderstelle Britz noch für Veranstaltungen und Hörfunkproduktionen genutzt, bis Mitte 2016 zudem als temporäre Lagerfläche und ausgelagerte Betriebsstätte für den bundesweiten Sendernetzbetrieb.

Was passiert mit der historischen Sendeanlage?

Teile der Technik aus dem Antennenhäuschen sowie der Kurzwellensender von 1982 werden von dem Deutschen Museum in München übernommen. Die beiden Kurzwellensender von 1951 und 1957 aus der sogenannten Baracke (Telefunken und AEG) hat der Industriesalon Schöneweide bekommen. Bis zu einem technischen Defekt war der AEG-Sender noch bis vor wenigen Jahren auf 6190 kHz für den Deutschlandfunk im Einsatz und war europaweit empfangbar. Damit galt er als einer der ältesten Sender weltweit, die noch in Betrieb waren. In Schönweide ist nun einer der Sender – zumindest in Teilen – in deren ständiger Ausstellung aufgebaut, andere Elemente sind aus Platzgründen eingelagert.

Quelle: Deutschlandradio Pressemeldung vom 10.07.2015, ergänzt durch die Redaktion (18.07.2015).

Update vom 18.07.2015: 

Punkt 14 :00 Uhr verlief heute erfolgreich die Sprengung des Sendemastes Britz. Das Gelände selbst ist bereits an die BSR verkauft. Unter gewaltigem Medienaufkommen und einer viele Zuschauern wurde die Sprengung sehr gut vorbereitet und durchgeführt. Anschließend waren diejenigen, die sozusagen mit dem Mast in ihrer Gartenlaube großgeworden sind, den Tränen nahe. Jetzt ist wirklich ein Stück Radiogeschichte zu Ende gegangen.

Sendemast Britz kurz vor Sprengung  (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sendemast Britz kurz vor Sprengung (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sendemast Britz gesprengt (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sendemast Britz gesprengt (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sendemast Britz hinterlässt eine ungewohnte Leere  (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sendemast Britz hinterlässt eine ungewohnte Leere (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Überreste des Sendemast Britz  (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Überreste des Sendemast Britz (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sesbatian Haße for den Überresten des Sendemasten Britz  (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)
Sesbatian Haße for den Überresten des Sendemasten Britz (Bild: © RADIOSZENE/Sebastian Haße)

 

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Video von Jörg Wagner (rbb-Medienmagazin):

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Weiterführende Informationen:
Deutschlandradio lässt Sendemast in Berlin-Britz abreißen
Deutschlandradio gibt Sender Berlin-Britz auf
Deutschlandradio schaltet Langwellensender ab

XPLR: MEDIA Radio-Report